Back To The 60's

Kapitel 2

Mike kam als erster wieder zu sich. Er schlug die Augen auf. Vor sich sah er einen jungen Mann, kaum 20 Jahre alt.

"Ah, du bist wach. Ihr sechs müsst ja ziemlich besoffen gewesen sein." Mit einem Zwinkern reichte er Mike ein Glas Wasser.

"Wo- wo bin ich hier? Wie bin ich hier hergekommen?", fragte Mike. Er nahm das Glas Wasser und trank es in einem Zug leer. "Du hast aber einen lustigen Akzent. Bist du Amerikaner?", fragte Mikes Gegenüber. Mike antwortete: "Ja, bin ich. Wo sind die anderen?"

"Tja", meinte der junge Mann, "dann erzähle ich es dir mal von Anfang an. Du und deine fünf Kumpanen, ihr lagt da einfach so auf der Straße. Naja, auf dem Bürgersteig. Jedenfalls sind wir mit dem Bus an euch vorbeigefahren und dachten uns: 'Oh Mann, die haben aber hart gefeiert'. Wir haben euch dann in den Bus verfrachtet und sind ins nächste Hotel gefahren. Deine Freunde liegen ein paar Zimmer weiter."

Mike schaute verdutzt in die hellbraunen Augen seines Gegenübers. Der junge Mann kam ihm so verdammt bekannt vor.

Mike fragte: "Wir? Wer ist wir?" "Oh, hab ich das nicht erwähnt? Nenn mich George. Wir, das sind Paul, John, Ringo und ich." "D- Die Beatles?!", platzte es aus Mike heraus. "Welches Jahr haben wir?!"

Jetzt schaute George verdutzter als Mike. "Äh, ja, wir sind die Beatles. Schön, dass du uns kennst. Aber das Jahr weißt du nicht! Verrückte Welt. Um genau zu sein: Wir schreiben das Jahr 1963 und den 23. Mai. Wie heißt du eigentlich?" "Michael. Aber alle nennen mich Mike."

Er versuchte, aufzustehen, da er immer noch auf dem Rücken lag. George reichte ihm eine Hand und zog ihn hoch. Sie schauten sich an. "Nette Uhr, Mike. Sowas hab ich ja noch nie gesehen. Ist das bei euch in Amerika gerade modern?" George blickte Mike fragend an und zeigte auf seine Digitaluhr. Sie war stehen geblieben und zeigte 15.30 an. "Also, äh... welches Jahr haben wir nochmal? Und... habt ihr außer uns sechs noch was anderes auf der Straße gefunden?", versuchte Mike abzulenken. Außerdem musste er sich selber Klarheit verschaffen. Immerhin war er gerade im Jahre 1963 gelandet und sprach von Angesicht zu Angesicht mit einem der Beatles, der in Mikes Zeit schon tot sein würde!

"Also. Wir haben 1963 und neben euch lag noch ein Haufen Splitter. Splitter von irgendwas, das ihr wohl im betrunkenen Zustand kaputt gemacht habt."

'Die Uhr', dachte Mike, 'Chester...' Er fasste einen Entschluss. "George", sagte er, "kannst du mich zu meinen Freunden bringen?" George zögerte kurz. Dann nickte er.

Mike stand wacklig auf. Es fühlte sich so an, als hätte er einen Kater. Dabei hatte er doch gar keinen Alkohol getrunken! Er musste den Rest von Linkin Park finden. Und zwar so schnell wie möglich.

Mike schaute sich um. Im Hotelzimmer gab es nicht viel. Einen Tisch, einen Stuhl, einen Schrank, ein Bett. Und wahrscheinlich noch ein Bad. Die farblose Tapete blätterte von der Wand ab. Doch Mike war nicht überrascht. In vielen Zeitschriften hatte er gelesen, dass die Beatles oft  in solchen Zimmern übernachtet haben.

George steckte den Kopf nach draußen. Dann bedeutete er Mike, ihm nach draußen zu folgen. Der Flur ähnelte dem Zimmer, heruntergekommen, mit abblätternder Tapete.

George ging voraus. Sein braunes Haar mit der typischen Pilzkopf-Frisur schwang hin und her. Am Zimmer 124 hielt er an und klopfte einen Code. Die Tür schwang auf, von einem weiteren Beatle geöffnet. Er hatte etwas hellere Haare als George und sah auch älter aus als George.

'John. John Lennon' , dachte Mike. "Hi Georgie! Deiner ist also auch schon aufgewacht. Meine zwei sehen noch ein bisschen mitgenommen aus. Kommt rein, Jungs!", sagte John und zog George und Mike regelrecht ins Zimmer hinein.

Mike ging zu seinen zwei Bandkollegen. "Brad, Rob! Bin ich froh!" Er umarmte seine beiden Freunde, die auf der Bettkante saßen. Während er sich zwischen sie setzte, huschte ein Anflug von Traurigkeit über sein Gesicht. Brad bemerkte dies und fragte leise: "Was ist los, Mike?" "Wisst ihr", flüsterte Mike, "wir befinden uns gerade im selben Raum wie zwei eigentlich tote Beatles. Das macht mich total fertig. Ich meine, warum? Warum leben sie nicht mehr?! Wir standen mit Paul McCartney auf der Bühne... doch mit diesen beiden werden wir das nie tun können... Warum?" Mike wischte sich das Gesicht.

"Ich versteh dich, Kumpel. Lass uns die anderen suchen", sagte Rob. John und George sahen sich verständnislos an.

"Es ist nichts", versichterte ihnen Mike. Doch er log. Sein Schädel brummte. Alles drehte sich. Er war kurz davor, in Ohnmacht zu fallen. George rannte auf ihn zu und sagte etwas, doch Mike hörte es nicht. Was war das bloß? Er hatte doch keinen Alkohol getrunken und in dem Glas, das George ihm vorhin gegeben hatte, war definitiv nur Wasser gewesen!

Er stöhnte und hielt sich den Kopf. Brad fühlte Mikes Puls und Rob fasste an Mikes Stirn. George und John sprachen miteinander, John nickte und verließ eilig das Zimmer.

Mike konnte nicht mehr. Seine Augen schlossen sich und er fiel Richtung Bett; direkt die Arme von Rob und Brad.