W I L D H E R Z ~ wie alles begann

KAPITEL

Wildherz schlug die Augen auf und stellte fest, dass sie am Abend gar nicht mehr nach Hause gegangen war. Auch die Anderen lagen noch schlafend da. Nur Eisfell war nirgends zu sehen. Wildherz erschrak fürchterlich, als sie hinter sich plötzlich ein „AUFWACHEN!!!“ hörte.
Sie drehte sich um und da stand Eisfell beladen mit einem Berg Fleisch der
vermutlich für zehn ausgewachsene Löwen gereicht hätte. Wildherz starrte 
auf das Fressen und blickte dann fragend Eisfell an, die nur  grinsend meinte: „Das Frühstück ist die wichtigste Mahlzeit am Tag“.

      Nachdem sie alle zusammen die Hälfte des Fleisches geschafft hatten machten sie sich auf den Weg zum Unterricht. „Ihr seid zu spät, der Schatten der Kiefern-spitze zeigt schon auf den Strauch mit  den giftigen Beeren.“, begrüßte ihre Lehrerin sie forsch. Wildherz wünschte, Tigerauge hätte nie die Idee mit der Sonnenuhr gehabt. Wegen einer Zeit in der man gerade mal 500 Meter weit laufen konnte machte Feuertatze einen Aufstand. „Heute üben wir Hakenschlagen.“
Die ganze Klasse stöhnte. Es war klar, dass einigen schlecht werden würde, denn sie hatten ausnehmend gut gefrühstückt. Wildherz drehte sich zu Eisfell und Silberkralle und die drei wechselten vielsagende Blicke. Als Wildherz an der Reihe war ließ sie sich in der Kurve ziemlich dumm hinfallen und klagte dann lautstark über Schmerzen, die sie eigentlich gar nicht hatte. Die beiden Jungs schnitten blöde Grimassen, lachten sie aus und Buntfell raunte ihr im Vorbeigen zu: „Hat das arme, kleine Miezekätzchen sich wehgetan?“ , aber es war ihr egal, weil die sowieso wussten, dass der Sturz Absicht war.
Die Lehrerin schickte die humpelnde Wildherz  zurück zu den Höhlen und Eisfell und Silberkralle durften sie begleiten. Wildherz humpelte noch bis sie außer Sichtweite waren. Dann gingen sie zur großen Eiche und spielten 
verstecken, bekamen aber immer wieder Lachanfälle, weil Feuertatze auf sie hereingefallen war, und konnten sich deshalb schnell finden. „Vielleicht wollte sie uns ja loswerden“, meinte Eisfell und die drei mussten, obwohl es eigentlich gar nicht so lustig war, losprusten.                                     
      Wildherz wunderte sich oft über Dinge die ihre Lehrerin sagte. Wie lange Feuertatze schon lebte, wusste keine der drei. Sie war einfach schon immer da gewesen und hatte selbst Schattenfell, Wildherz' Mutter schon   unterrichtet. Sie musste auch die zweite Schlacht miterlebt haben, denn sie hatte vor den Menschen mehr Angst als alle anderen Tiger. Sie entfernte sich nie weit von den Tigerhöhlen und hatte sich lange Zeit geweigert Wildherz zu unterrichten. Vielleicht war sie deshalb so leicht aus dem Unterricht gekommen. Traute Feuertatze ihr vielleicht immer noch nicht?
Ihre Lehrerin musste begreifen, dass sie nicht war wie die anderen Menschen da draußen. Und plötzlich begriff sie. Wie hatte sie nur so dumm sein können? Die Fußspur! „Sie sehen ein bisschen aus wie deine, Wildherz,aber...“ Wie hatte sie nur nicht darauf kommen können, dass es ein Mensch gewesen war, den sie gestern gesehen hatten. Ein eiskalter Schauer überlief sie bei dem Gedanken, dass die Menschen so nah waren.  

„Wildherz? “
„Was? Oh, 'tschuldigung. Nicht zugehört; hab über was nachgedacht.“ Eisfell hatte die ganze Zeit mit ihr geredet und sie hatte es nicht einmal bemerkt. Das war noch nie passiert.
„Worüber denn? “, erkundigte sich Silberkralle, die wohl auch mitgeredet hatte.
„Ach, äh… Nichts wichtiges.“ Sie würde es ihnen am Abend erzählen.
„Also, wir hatten die Idee, dass wir einen magenfreundlicheren Sport machen könnten“, sie grinste breit.
„Wir rächen uns an Buntfell für die Aktion mit dem Stachelschwein“
Wildherz hatte schon fast wieder vergessen, wie Buntfell ihr eines auf ihr  Schlaffell gesetzt hatte. Natürlich hatte sie es bemerkt und sich nicht hinein gelegt, aber das Stachelschwein hatte auf das Fell gepinkelt. Seitdem schlief sie auf dem nackten Fels der Höhle. Endlich würden sie ihm das heimzahlen.