12/ Das alles und so viel mehr.

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Mäuschen? Mäuschen! Ich schnaubte empört. "Glaub mir die Lampe passt so gut in mein Schlafzimmer. Wenn du willst kannst du sie dir gerne mal ansehen. Besonders gut sieht sie aus, wenn du in meinem Bett liegst." Ich blinzelte ein paar Mal. Überrascht von seinen Worten Baggerte er mich an? Vielleicht war das chronisch? Ich wusste jetzt immerhin das Nathalie nicht übertrieben hatte. Am liebsten hätte ich mich umgesehen und nach der Kamera gesucht, denn das musste doch ein Scherz sein. Jedenfalls fühlte ich mich zum Lachen zu mute, natürlich erst unter der Wut. Ziemlich weit darunter.
"Oh das glaube ich sofort." Sagte ich belustigt. "Ändert aber nichts daran, das diese Abrechnung nichts in meinen Spesen zu tun hat!" Fügte ich genervt hinzu. Er aber lächelte nur arrogant und für eine Sekunde glaubte ich, er würde ähnlich reagieren, wie Callahan. Immerhin bezahlte er seine Dates, seine Einrichtung und seine Autopflege mit der Spesenkarte und schien nicht zu verstehen, was daran falsch war. Doch er anstatt wütend, kalt und von oben herab, schien er mich abzuschätzen. Als wäre meine Reaktion auf seine Worte wichtiger, als die Worte selbst. Die Spesen waren die für Dinge bestimmt wie Trainingssachen, Nahrungsmittel, Ergänzungsmittel, Behandlungen, Therapien und solche Dinge, die von den Trainern und Beratern abgesegnet waren und alle im Team wussten das. Vermutlich tat er das auch. Er lächelte noch immer. Ihm machte das Spaß. Es war als hätte jemand das Licht eingeschaltet. 
"Komm schon, Mäus..." ich grätschte ihm dazwischen. Hob den Finger, trat ein paar Schritte auf ihn zu und starrte ihn mit blitzenden Augen an. "Ich würde diesen Satz nicht beenden. Denn ich bin kein Mäuschen. Ich bin Miss Davis oder Maggie. Wobei du mich Miss Davis nennen kannst. Und ich entscheide über die Spesen, über das Gehalt und über jede Büroklammer in diesem Gebäude. Also die Zahlungen über die ich gerade gesprochen habe, werden nicht von der Firma gezahlt, klar? Und ich bin mir sicher ich werde solche Spesenbelege auch in Zukunft nicht mehr auf meinem Schreibtisch finden. Oder, Mr. Brewer?" 
Sein Lächeln wurde breiter. Dann nickte er knapp. Doch die Belustigung verschwand nicht aus seinem Blick.
"Ja, Boss. Alles klar, Boss." Sagte er und salutierte mit einem Lächeln. "Gut. Dann sollten Sie weiter ihre Strafkörbe machen." Sagte ich ihm und wandte mich ab. Ich grinste in mich hinein. "Immerhin müssen Sie ja die 100 voll kriegen, wenn ich mich nicht irre." Rief ich ihm über die Schulter hinweg zu.
"Ich bin Anton. Kein Grund mich zu siezen." Rief er meinem Rücken zu und ich schnaubte. Langsam wandte ich mich um. Hoffte es würde mein letztes Mal für heute sein. Denn ich wusste nicht wie lange ich noch ein normales Gesicht machen konnte.
"Ich duze nur Leute die ich mag." Dann wandte ich mich wieder ab und ging zur Tür. Er lachte. "Ich mag Frauen die Bissig sind." Erwiderte er aber trotzdem. Diesmal lachte ich. "Nun wenn sie so weiter machen, werde ich keine von den Frauen sein, die sie mögen." Antwortete ich  nur im Gehen. Bevor ich die Halle verließ hörte ich noch wie er sagte:" Ja, das befürchte ich auch."
Und obwohl ich ja genau das wollte, war es die Art wie er es sagte, die mich etwas nervös machte. Sein Ton war seltsam. Als würde er sich darauf freuen. Das war bescheuert und ich fragte mich ernsthaft ob ich mehr in diese Worte, dieses seltsam aufgeladene Gespräch und in ihn hineininterpretierte. Und wenn es so war, wie kam es das dieses seltsame Kribbeln immer stärker wurde?
Vielleicht war er auch einfach ein Idiot. Und spielte diese Rolle des Aufreißers mit einer Perfektion, die mich und jede andere Frau einfach umhauen musste. Und wenn es so war, musste ich mir dringend etwas einfallen lassen.
Ich kannte genügend Spieler die den ganzen Tag eine Show abzogen, eine Rolle spielten um sich und ihre Familien zu schützen. Denn die Presse war gnadenlos und es war besser sie zu kontrollieren. Deshalb wusste ich auch, dass manche Männer im Team nur dann Arschlöcher waren, wenn jemand zusah. Natürlich gab es auch einige Leute bei denen war das genau andersherum. Machten ein auf nett und waren die größten Arschlöcher. Jeder von ihnen spielte eine Rolle. Die des Familienvaters, des Weltverbesserers, des Weisen, des Mysteriösen oder eben des Aufreißers.
Und trotz dieses Wissens machte mich Anton Brewer so wütend. Er machte mich einfach wütend. Und das er auch noch so gut aussah machte mich auch wütend. Das ich herzrasen bekam, wenn er mich so ansah, mit schiefgelegtem Kopf machte mich wütend. Diese eisblauen Augen, die Lippen, diese Grübchen. Das alles und so viel mehr, machte mich einfach unglaublich wütend. Ich glaubte nicht, das mich jemand schon mal so wütend gemacht hatte. Nicht mal Andrew Callahan. Mit seiner Sorte Mensch musste ich mich dauernd herumschlagen. Der chauvinistischen, sexistischen Macho- Sorte Mann.
Aber Brewer? Er hatte mit mir geflirtet, oder nicht? Ich hatte keine Erfahrung damit, denn normalerweise flirten Männer nicht mit mir. Ich gehörte meist zum Inventar, war Deans kleine Freundin, der menschliche Taschenrechner oder der mausgraue Rechenschieber, niemand beachtete mich.  Vielleicht war es eben das was mich so störte, dass er Mäuschen sagte, dass er mich durchschaute. Denn ich war die graue Zahlenmaus und zum ersten Mal in meinem Leben störte mich das.
Ich hatte mich immer mit meiner Intelligenz gebrüstet. Ich war stolz auf meinen Verstand und wollte das man mir ansah, das ich schlau war. Und er sah es, brach es runter und alles was ich tat? Mir wünschen er würde mich dafür bewundern, dafür feiern, dafür mögen.
Aber ich hatte das ungute Gefühl er machte sich über mich lustig, warf es mir regelrecht vor. Veralberte mich und meine Arbeit. Spielte seine Rolle perfekt, während er meine so mühelos durchschauen konnte.
Denn ich war nur die kleine graue Maus. Ich war nicht atemberaubend wie Pippa und ich war auch nicht so natürlich wie Lucy. Ich war nur mein Hosenanzug und Klemmbrett. Langweilig und trist. Und Anton Brewer sah das. Hatte es mit nur einem Blick gesehen. Hatte mich mit nur einem Blick durchschaut.
"Maggie?" Ich hielt an, war so in Gedanken, dass ich nicht mal gemerkt hatte, dass Dad gerade  auf mich zu steuerte und sanft lächelte. "Hey, Dad." Begrüßte ich ihn irritiert, doch das schien ihm nicht aufzufallen.
"Ich wollte mich entschuldigen. Für das wegen Dan. Ich bin ziemlich schroff gewesen." Sagte er zerknittert. "Schon ok, Dad." Gab ich zurück und meinte es auch so. Ich war nicht sauer. Immerhin hatte ich ihn völlig überrumpelt. War mir ja bewusst, was er sagen würde und hatte trotzdem aus dem nichts davon angefangen.
"Das war eine gute Idee, Maggie. Aber ich glaube nicht das Dan zustimmen wird." Fügte er ebenso zerknautsch hinzu. Ich nickte. Vielleicht war es so. Vielleicht würde er ablehnen. Aber vielleicht, nur vielleicht auch nicht.
"Einen Versuch ist es Wert. Er ist keine abwegige Wahl." Erklärte ich ihm, als wollte ich es ihm verkaufen und auch das meinte ich völlig ernst. Und ich wusste, dass, egal was Dad von Onkel Dan hielt, er sein Können als Trainer nie anzweifelte. Dan war gut in dem was er tat und Dad wusste das. Genau wie es auch viele andere Vereine der Liga wussten.  Immer wieder hatten verschiedene Teams Dan angefragt. Und immer wieder hatte er abgelehnt.
"Das weiß ich und ich denke du hast Recht." Er schnaubte genervt, fuhr sich übers Gesicht und sah mich aus müden Augen an. "Nur kann ich nicht einfach nach LA fliegen." Er sagte das als könnte er hier nicht weg, doch es fühlte sich nach so viel mehr an. Es fühlte sich an, als wollte er sagen, dass er es nicht schaffte Dan zu fragen. Das er nicht zu ihm gehen konnte. Das zu viel zwischen ihnen stand. Und ich nickte. Verstand was er sagte und auch was er nicht sagte.
"Nun ich werde nach LA fliegen. Mit Dean und den Jungs." Gab ich also aus und lächelte aufmunternd. Seine müden Augen blitzten auf. "Früher bist du immer zum Charity-Game mitgegangen." Sagte er leise, als wäre ihm das gerade erst wieder eingefallen. Für einen Moment wirkte er so weit weg. Als würde er nicht hier neben mir stehen, sondern irgendwo anders, irgendwann anders sein.
"Stimmt. Deswegen freue ich mich darauf." Er nickte zufrieden, als wäre es genau das was er von mir wollte und wenn man seine ständigen Nachfragen beachtete, dann war es vermutlich auch genau das was er wollte.
"Das wird dir gut tun. Mach was mit Dean. Habt Spaß, geht aus. Macht Party und seid jung. Aber habt nicht zu viel Spaß." Brachte er mit einem Zwinkern heraus und lächelte Schief. "Keine Angst, ich bin immer noch Maggie. Ich bin langweilig, schon vergessen?" Sagte ich scherzhaft. Er schnaubte leise. "Ach Maggie, das wird doch doch nur so lange schützen, bis jemand dich mal jemand durchschaut." Seine Worte trafen mich wie ein Blitz. Es war als hätte er gewusst, was ich nicht hatte hören wollen. Waren das nicht genau die Worte gewesen, die ich gedacht hatte, als ich über Anton nachgedacht hatte? 
Mein Lächeln gefror auf meinem Gesicht, doch Dad bekam meine Reaktion nicht mit. Oder er ließ es sich nicht anmerken.
Wir verabschiedeten uns und ich ging  Richtung Büro davon. Meine Beine fühlten sich an als würden sie nicht zu meinem Körper gehören. Mittlerweile fragte ich mich, ob ich vielleicht einfach verrückt wurde. Denn es ging hier immerhin nur um einen Mann. Einen attraktiven Mann. Aber ein Mann. Einer der Sorte die mir auf den Keks gingen, die mich wütend machten. Der Sorte, die sich nicht für mich interessierten und für die ich mich auch normalerweise nicht interessierte. Ich musste aufhören ständig an Anton 'The Sting' Brewer zu denken. Immerhin gab es auf der Welt noch wichtigere Dinge, als ihn. Chinesische Reissäcke, zum Beispiel. 
"Ach Dad?" Rief ich, als wir uns schon ein paar Meter voneinander entfernt hatten. Ich hatte es fast vergessen. "Ja?" Fragte er mich, als er sich zu mir herumgedreht hatte, mit hochgezogenen Brauen.
"Hast du zufällig mit Lucy gesprochen in den letzten Tagen?" Meine Worte schmeckten als stünden Sie unter Strom und kribbelten auf meiner Zunge. Gespannt wartete ich auf seine Antwort. "Nein, wieso?"

Ein Cavalier zum FrühstückWo Geschichten leben. Entdecke jetzt