57/ Der Schmerz, die Wut und die Wahrheit.

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Ich wünschte ich konnte bleiben. Ich wünschte ich hätte mich an ihn kuscheln können und einfach einschlafen können. Doch das hier, dass änderte nichts. Mir war klar, dass er mich hassen würde. Doch ich konnte nicht nur an mich denken. Auch wenn Lucy das wollte. 
Es wäre das beste es zu beenden. Und doch lag ich noch immer, als die Sonne aufging neben ihm, strich über seinen nackten Rücken und ignorierte die tickende Zeitbombe über uns.
Ich hatte keine Wahl, also presste ich ihm einen Kuss auf die Schulter und stand auf. Schlüpfte in mein Kleid, die Strickjacke und meine Schuhe und rief mir ein Taxi. 
Er würde mich hassen. Er würde mir keine weitere Chance geben. Er würde nie wieder mit mir sprechen und ich hatte es verdient. Ich hatte seine Ablehnung verdient. Denn er verstand nicht, dass ich all das für ihn tat. Und für mich. Für die Cavaliers. 
Und obwohl ich mir das immer wieder sagte, machte es die Sache nicht besser. Trocknete die Tränen, die nicht aufhörten, nicht schneller. Es änderte nichts an meinen Gefühlen. Und es änderte nichts an dem tauben Gefühl, dass mich überkam, als ich vor unserem Haus aus dem Wagen stieg. Wie auf Autopilot ging ich die Auffahrt hinauf, in meine Wohnung und legte mich ins Bett. Ich bekam nicht mit, wie die Zeit verging. Bemerkte die Nachrichten und die Anrufe auf meinem Telefon nicht mit. Ich hörte auch nicht, das Pippa und Lucy an meine Tür klopften. Ich bekam nicht mal mit, wie ich aufhörte zu weinen und begann nur noch an die Wand meines Schlafzimmers zu starren. 
Ich hatte auch nicht bemerkt, dass ich den ganzen Tag nichts gegessen hatte. Das es plötzlich Montag war und das ich noch immer nicht bereit war mich der Welt zu stellen. Einer Welt in der Anton 'The Sting' Brewer mich hasste. 
Ich bekam es gerade so hin Sophie eine Nachricht zu schreiben, dass ich heute zuhause bleiben würde. Ignorierte aber ihren Anruf, der keine zwei Minuten später folgte. Es war noch nie vorgekommen, dass ich nicht zu Arbeit gegangen war. Selbst mit über 40° Fieber war ich noch zur Arbeit gegangen. Doch das hier fühlte sich schlimmer an als jede Erkältung. Denn ich fühlte nichts.
Mich nervte nicht mal, dass ich selbst zu einem dramatischem Häufchen Elend wurde. Eine von den Frauen, die ich in Filmen und Fernsehen nie verstanden hatte. Nun jetzt tat ich es und es gefiel mir nicht. Aber es stimmte wohl. Aus Erfahrungen lernte man anscheinend wirklich.
"Maggie?" Ich hob den Kopf. Sah gerade wie mein Dad den Kopf durch meine Schlafzimmertür steckte und verdrängte eine neue Welle Tränen. "Ist alles in Ordnung? Du hast dich nicht gemeldet. Ich habe dich angerufen." Er blickte auf den Nachtisch, auf dem mein Telefon lag und blinkte. "Dean hat auch nichts von dir gehört." Fügte er hinzu und ich wandte den Blick wieder an die Wand. "Mir geht es gut, Dad. Nur eine Erkältung." Er schnaubte. "Ich habe drei Töchter, ich weiß wie eine Erkältung aussieht, Maggie. Und du hast keine Erkältung!" Sagte er ernst. "Ich will einfach nur meine Ruhe haben." Sagte ich energisch. Wollte wirklich meine Ruhe haben, wollte einfach nur ein wenig Frieden haben. Mich in meinem Elend suhlen. "Was ist los?" Seine Stimme klang wie früher. Es war seine Dad- Stimme. Die mit der er uns alles entlocken konnte, wenn er wollte. "Es ist nichts." Ich wusste selbst nicht warum ich ihn anlog, immerhin war uns beiden klar, dass wir logen. "Maggie..." Ich schnaubte und setzte mich auf. "Ich habe keine Lust mehr, okay? Ich will einfach nicht mehr. Weißt du ich liebe die Cavaliers aber sie lieben mich nicht." Am liebsten hätte ich über die Ironie gelacht.
"Ich stecke alles hinein. Alles was ich geben kann, aber ich bekomme nichts zurück. Jeden Tag stehe ich auf und tue immer wieder das gleiche. Und am nächsten Tag wieder. Ich muss mich um alles kümmern, weil das keiner macht. Keinem liegt das am Herzen. Dabei ist das Herz der Cavaliers gestorben. Damals als Mom gestorben ist." Rief ich und kämpfte gegen die Tränen an, die meine Sicht verschleierten und meinen Hals blockierten. 
"Und ich bin es leid mich und mein Leben für eine Karriere zu opfern, die nicht mir gehört. Denn ich bin nur dort wo ich bin wegen meines bescheuerten Namens." Führte ich weiter aus. "Ich hab mich selbst verloren, Dad. Und der einzige Mensch der mich gefunden hat, hasst mich. Er hasst mich, weil ich mein Glück für die Cavaliers opfere. Wieder und wieder und wieder." 
Sein Blick war auf mich gerichtet. Er hörte meine Worte, doch er reagierte nicht darauf. Alles was in seinem Blick lag war erschrecken. Er war erschrocken von mir. Von meinen Worten. Von meinen Gefühlen. Von dem was ich ihm und allen anderen verheimlicht hatte. "Mein ganzes Leben ist eine Lüge. Eine Lüge um die Cavaliers zu schützen." Lange starrte er mich an. Sagte kein Ton. "Du weißt es?" Ich hob den Blick. Doch ich verstand nicht, was er von mir wollte. "Hat Dan es dir gesagt? Oder war es Connor?" Ich starrte ihn an. Er wandte sich ab. Mit einer Wucht die ich von ihm nicht erwartete schlug er gegen die Wand. Erschrocken zuckte ich zusammen, starrte auf das deutlich zu erkennende Loch in meiner Wand und sah dann zu ihm auf. 
"Sie hatten nicht das Recht es dir zu sagen. Ich wusste es wäre ein Fehler ihn her zu holen!" Schnaufte er. Dann sah er mich an. Kam auf mich zu und lächelte sanft. Als wolle er mich beruhigen. Als habe er Angst ich würde vor ihm davonlaufen. Dabei wusste ich nicht, was er wusste. Was er glaubte, dass ich wusste.
"Ich liebe dich, Maggie. Du bist meine Tochter. Völlig egal was Dan dir gesagt hat." Ich erstarrte. "Es war nur eine Nacht und... Deine Mom hat mich geliebt und sie hat dich geliebt." Fassungslos über seine Worte starrte ich ihn an. Schlug seine Finger weg, als er nach meinem Gesicht griff. Ich starrte ihn einfach nur an. Ich wusste es. Ich sah es in seinen Augen. Den Schmerz, die Wut und die Wahrheit. Ich war nicht seine Tochter. Er war nicht mein Dad. Mein Dad war Onkel Dan.

Ein Cavalier zum FrühstückWo Geschichten leben. Entdecke jetzt