Es war der nächste Tag. Thea lag zusammengerollt auf der Hollywoodschaukel im garten der Wheelers. Gestern Abend hatte sie lange wach in ihrem Bett gelegen, aber nicht schlafen können. Zu viel ging ihr durch den Kopf. Sicher, sie hatte rein gar nichts dagegen, in Hawkins zu bleiben, doch es ließ sie fast verrückt werden, nicht zu wissen, woher sie kam. Oder wer ihre Eltern waren, wer ihre Freunde waren. Klar, sie wusste, wie ihre Geliebten ausgesehen hatten, doch wie lange war das nun her? Wie sehr hatten sie sich verändert? Schließlich hatte sie aufgegeben, war aufgestanden und mit ihrer Wolldecke bewaffnet in den Garten gegangen. Die Sterne hatten sie auf wundersame Weise beruhigt, fast wie ein Schlafmittel. Lange hatte sie in die unendliche weite des Nachthimmels geschaut und sich gefragt, ob jetzt, in diesem Augenblick, jemand, der sie vermisste, dem selben Himmel entgegen sah.
"Thea? Was machst du hier?" Es war Will. Thea war froh, dass es er war und nicht irgendjemand anderes. Will verstand sie von allen am besten. Vielleicht, weil er selbst schon ähnliches hatte durchmachen müssen. "Ich konnte nicht schlafen", antwortete sie. Er nickte und setzte sich neben sie. Die Sonne blickte schüchtern zwischen den Bäumen hervor und kitzelte die beiden mit ihren warmen Strahlen. "Kommst du? Es gibt Frühstück und danach wollen Jonathan, Nancy und ich zu unserem alten Haus. Die neuen Besitzer kommen heute... willst du mitkommen?", fragte Will und Thea erhob sich langsam, sie hatte schon Bauchweh vor Hunger. Doch sonst hatte sie eigentlich auf nichts Lust. Also schüttelte sie den Kopf. "Ich kann dich nicht zwingen, aber denkst du nicht, etwas Ablenkung würde dir guttun?", Will legte ihr eine Hand auf die Schulter. Sie zuckte nur mit den Achseln und verschwand im Haus.
Mittlerweile hatte die Sonne einen höheren Stand erreicht und Will stieg gerade ins Auto seines Bruders, in dem auch Nancy wartete, mit einem mittlerweile größeren Babybauch. "Kommt Thea nicht?", fragte sie und Will schüttelte den Kopf, als er auf der Rückbank platznahm. Da hörte er, wie jemand den Weg zur Straße entlang gerannt kam. "Wartet! ich komme doch mit!" Thea. Er musste grinsen, als die Autotür sich öffnete und sie ein bisschen später neben ihm saß.
Nach ein paar Minuten bogen die vier in den Wald ein und bald darauf kamen sie beim alten Haus der Byers an. Ein grauer Bentley stand bereits auf dem Parkplatz, ein stattlicher Mann im Anzug begutachtete ein paar Meter weiter das Haus. Jonathan hielt mit etwas Abstand und sie stiegen aus dem Auto. "Guten Tag, mein Herr. Mister ...?" Will wunderte sich, dass Jonathan den Namen nicht wusste, aber so, wie er seine Mum kannte, hatte sie vergessen, ihm davon zu erzählen. "McThorn", beendete der Mann Jonathans Satz und kam lächelnd auf sie zu. Wills Kopf schnellte herum, Thea durchzuckte ein unsichtbarer Blitz. Sie starrte den Mann an, völlig ungläubig. Nancy sah sie besorgt an. "Thea? Alles in Ordnung?" Nun aber starrte auch der Mann in Theas Richtung, als sähe er einen Geist. "Mein Sonnenschein? Thea?", flüsterte er und kam auf sie zu, doch sie wich zurück. "Wo warst du? Was... was ist passiert?" McThorn streckte eine Hand nach ihr aus. Thea hielt inne, ließ ihn ihre Hand nehmen. "Oh meine Tochter...", schluchzte der Mann, zog das kleine Mädchen zu sich und schloss sie ganz fest in seine Arme. Immer wieder schüttelten ihn tiefe Schluchzer und Thea legte ganz vorsichtig ihren Kopf an seiner Brust ab und schloss langsam die Augen, ängstlich, das alles könnte ein schöner Traum sein. Mit offenem Mund standen Will, sein Bruder und Nancy da, wie stehengelassene Bierflaschen. Wie konnte das sein? Plötzlich öffnete sich die Beifahrertür des Bentleys und eine junge Frau stieg aus dem Auto. Sie zog eine Sauerstoffflasche hinter sich her, ein Schlauch verband diese mit ihrer Nase. "Thea?!", rief sie erschrocken, als sie sich das Bündel aus Vater und Tochter genauer ansah. Thea löste sich von ihrem Vater und kam langsam auf ihre Mutter zu. "Was...?", fragte Thea und deutete auf die Sauerstoffflasche. "Nichts, mein Kind. Es ist alles gut", seufzte die junge Frau glücklich und schloss Thea ebenfalls in ihre dünnen Arme. Ihr Haare war genauso rot, wie das ihrer Tochter. "Du hast uns einiges zu erzählen nehme ich an, mein Schatz. Das Haus kann warten, oder?", lächelte Misses McThorn die anderen an und Will fand endlich seine Sprache wieder. "Sicher."
Alle zusammen hatten sie es sich auf der Veranda gemütlich gemacht. Thea Eltern hielten sich bei den Händen und begutachteten ihre Tochter, die sich über die Zeit wohl ein bisschen verändert hatte. "Wir erwarteten dich von der Schule... doch du kamst nicht", begann Misses McThorn. "Nach 48 Stunden verständigten wir die Polizei. Ganze zwei Wochen suchten wir nach dir... schließlich mussten wir es akzeptieren. Unsere Tochter... unsere einzige Tochter war für immer verschwunden. Einen Monat später bekam deine Mum die Diagnose... ich wollte sie nicht auch noch verlieren, bezahlte das Krankenhaus, die OPs und es ging ihr langsam besser... Doch das Geld reichte nicht mehr. Wir mussten unser Haus in London verkaufen und deine Mutter und ich ergriffen die Chance, neu anzufangen", erklärte Theas Vater. "Und jetzt... können wir das. Mit dir", lächelte ihre Mutter strich ihr die Haare aus der Stirn. "Was ist passiert, meine Sonnenschein?" Thea sah kurz zu Will, der sich schon die ganze Zeit fragte, was sie ihren Eltern erzählen würde. Niemals würden sie ihr glauben.
"An dem Tag zog mich jemand vom Fahrrad und nahm mich in einem weißen Lieferwagen mit... ich wurde entführt." Will versuchte, ihr durch Mimik klarzumachen, dass das eine schlechte Idee war. Doch sie fuhr fort. "Sie knockten mich aus und ein bisschen später wachte ich vor der Tür eines Kinderheims auf. Ohne jegliche Erinnerung. Ein bisschen Zeit verging und bald wurde ich von Jonathans und Wills Mum hier aufgenommen..." Thea erfand eine grandiose Geschichte. Doch es fiel ihr nicht gerade leicht, 9ihre Eltern nach all der Zeit zu belügen. Aber sie konnte ihnen nicht die Wahrheit sagen. Sie würden sie für verrückt erklären. Also versuchte sie, so nah wie möglich an der Wahrheit zu bleiben. Sie erzählte, dass sie in Hawkins eine schöne zeit gehabt hatte, wenn auch ohne Erinnerung. Dass sie in Russland Urlaub gemacht hatten und dann umgezogen waren. Sie erzählte von der Hochzeit Mrs Byers' und Hops und von Max, Elfie, Mike, Lucas, Dustin und Suzie. Sie merkte erst jetzt, wie tolle Freunde sie während dieser schwierigen Zeit gefunden hatte.
"... ich bin ihnen so dankbar. Gestern dann habe ich mich plötzlich wieder an alles erinnert. ich weiß nicht warum. Ich weiß auch nicht, warum ich entführt wurde, aber... das ist ja jetzt auch zweitrangig", endete sie. Ihre Mutter hatte sich mittlerweile eine Hand vor den Mund geschlagen und ihr Vater nestelte nervös an seiner Krawatte herum. "Oh, mein Schatz", seufzte Misses McThorn und schloss ihre Tochter in die Arme. Thea sah kurz zu Will, entschlossen lächelnd.
Soooo! Nächstes Kapitel. Es ist nur eine Woche später und es sind schon wieder 200 Reads mehr auf dem ersten Teil von 013! Das ist Wahnsinn. Auch hier sind es schon 150. Vielen Dank <3
DU LIEST GERADE
⁰¹³ ||StrangerThingsFF//Part 2//abgeschlossen✔
FanfictionWie es nicht anders kommen kann, finden alle Freunde bald wieder in Hawkins zusammen und machen sich auf die Suche nach Theas Eltern... doch was ist da zwischen Will und Thea? ***"Ich weiß es wieder", entgegnete Thea plötzlich, "ich weiß alles."*** ...