Speech

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Ciri sollte recht behalten, als sie Gandalf folgte, um ihm zu helfen

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Ciri sollte recht behalten, als sie Gandalf folgte, um ihm zu helfen. Als sie zwischen den Zelten abbog, sah sie zwei rabenschwarze Hobbits vor dem Karren. "Meriadoc Brandybock und Peregrin Tuck. Ich hätte es wissen müssen.", meinte der Zauberer, als er die beiden an Ohr packte. Sie hatten rußverschmierte Gesichter und sahen ertappt zu dem Grauen hoch. Mit der Hand vor dem Mund unterdrückte Cirilla ein Kichern. Die beiden Scherzkekse waren ihr irgendwie jetzt schon sympathisch. "Das wird Ärger geben, meine Herren. Ich kann mir gut vorstellen, wie das ausgeht.", pflichtete die Frau grinsend bei und verschränkte schließlich lächelnd die Arme vor der Brust.

Das zweite Mal an diesem Abend sollte Cirilla Recht behalten. Der Zauberer hatte die zwei Hobbits zum Abspülen des Geschirrs verdonnert. Und da Bilbo wie Frodo sagte, das halbe Auenland eingeladen hatte, waren auch die Berge an Tellern und Bechern dementsprechend hoch. Während Gandalf sich seine Pfeife entzündet hatte und die Zwei im Auge behielt, hatte Cirilla sich neben den Zauberer an den Tisch gelehnt und tat es ihm gleich.
"Wer seid Ihr eigentlich, Herrin?", fragte Merry, als er einen erneuten Haufen an Geschirr brachte und Ciri neugierig ansah. "Seid Ihr eine Elbin?", mischte sich Pippin ein und hatte die Arme bis zu den Ellenbogen in dem Waschzuber getaucht. Mit noch immer verschränkten Armen blickte sie die Hobbits an. "Ziemlich viele Fragen, die ihr während eurer Arbeit stellt.", meinte Gandalf kopfschüttelnd und rauchte weiter. Cirilla störte es nicht, weshalb sie die Fragen gerne beantwortete. "Zu Eurer Frage, Herr Meriadoc. Mein Name ist Cirilla.", fing die Frau an und wandte sich dann zu Pippin. "Und zu Eurer Frage, mein Herr. Nein, ich bin keine Elbin." Mit einem Mal waren Rufe aus der Menge der feiernden Hobbits zu vernehmen. Die Gäste wollten von Bilbo eine Rede hören, dieser war zwar nicht ganz so begeistert, gab dann aber schließlich doch nach.
"Meine lieben Beutlins und Boffins, Tuks und Brandybocks, Rubers und Pausbackens, Hornbläsers, Bolgers, Straffgürtels und Stolzfußens-", fing das Geburtstagskind an und wurde nach jedem Namen von einer Welle des Applauses unterbrochen.
"Heute ist mein hundertelfzigster Geburtstag! Aber leider sind einundelfzig Jahre eine viel zu kurze Zeit, um unter solch vortrefflichen und bewunderntswerten Hobbits zu leben!", schmeichelte Bilbo seinen Freunden und Bekannten. "Ich kenn die Hälfte von euch nur halb so gut, wie ich's gern möchte und ich mag weniger als die Hälfte von euch auch nur halb so gern, wie ihr's verdient.", fuhr der Hobbit fort, wobei nach diesen Worten eine Stille unter den Anwesenden verweilte. Für Cirilla machte es ganz den Eindruck, als hätten sie das Gesagte nicht verstanden.
"Ich ... ääh .... ich ... ääh hab was zu erledigen .... Ich hab's viel zu lange vor mir hergeschoben. Ääh... ich bedaure kundtun zu müssen, dass dies das Ende ist. Ich gehe nun. Ich wünsche euch zum Abschied alles Gute. Lebt wohl."
Cirilla stieß sich blitzschnell vom Tisch ab und traute ihren Augen nicht. Bilbo war verschwunden. Wie in Luft aufgelöst oder eben, unsichtbar. Die Hobbits erschreckten sich nicht weniger und Frodo sah sich hektisch um. Den Zauberer hatte die Frau in dem ganzen Chaos aus den Augen verloren, allerdings hatte sie so ein Gefühl wo er sich befand. Doch statt sich zu dem Grauen aufzumachen, fand sie es besser unter den Hobbits erst einmal für Ruhe zu sorgen.
Also überlegte sie nicht lange und ging mit großen Schritten auf den Tisch zu, auf dem Bilbo seine Rede gehalten hatte. Von hier oben war das Durcheinander noch besser zu erkennen und nur wenige schenkten Cirilla ihre Aufmerksamkeit. "Meine Freunde darf ich um ein Ohr bitten.", rief sie laut, erreichte jedoch zu ihrem Bedauern nur wenig. Nicht einmal Frodo sah zu ihr auf, sondern versuchte sich durch die Menge Richtung Beutelsend zu quetschen. Sie wollte sich nicht ausmalen, wie er sich fühlen musste. Schon gar nicht, wenn er einfach in die Hobbithöhle platzte und ihm dort die Decke auf dem Kopf fiel. "Ruhe!", brüllte Cirilla deswegen laut und ließ damit sogar die Bierkrüge auf den Tischen klappern.
Sie schluckte über diese Tatsache kurz den Kloß in ihrem Hals hinunter. Kontrolle, sie brauchte jetzt Kontrolle. Aber immerhin hatte sie nun die volle Aufmerksamkeit. "Ich bitte um Entschuldigung für diesen Schrecken. Aber ich kann euch alle beruhigen!", fing sie an und hob beschwichtigend die Hände. "Es war nur ein kleiner Zaubertrick meinerseits, den ich zuvor mit Herrn Beutlin abgesprochen hatte.", erklärte Cirilla und machte sich jetzt schon auf hasserfüllte Blicke bereit. Zu ihrem Glück beruhigten sich die Anwesenden tatsächlich schnell wieder und ihre Lüge schien für sie plausibel zu sein. Ja, es dauerte nur Minuten, da feierten einige sogar weiter, während andere langsam den Heimweg einschlugen.
Cirilla stieg von dem Tisch und ging schnellen Schrittes auf Frodo zu, der auf sie gewartet hatte und nun misstrauisch ansah. "Ein kleiner Zaubertrick?", fragte er zweifelnd und war wohl auch etwas sauer. Cirilla verübelte es ihm nicht. Sie legte ihm eine Hand um die Schulter und schob ihn in die Richtung von Beutelsend, marschierte mit ihm den Hügel hoch. "Ich lüge nicht gern.", meinte sie und blickte kurz zu dem Dunkelhaarigen hinunter. "Doch noch weniger will ich, dass erschrockene und teilweise betrunkene Hobbits vor Furcht durch das Auenland laufen und im nächstbesten Bach ertrinken.", fügte die hinzu und öffnete das Gartentor, wobei sie danach Frodo den Vortritt ließ. Dieser schien ihre Notlüge mittlerweile zu verstehen und war ihr dem Anschein nach auch dankbar.
Als sie zusammen die Hobbithöhle betraten, saß Gandalf in dem Sessel vor dem Kamin, rauchte Pfeife und starrte in das knisternde Feuer. Cirilla ging langsam auf ihn zu, während Frodo in der Tür stehen geblieben war und sich nach etwas bückte.
Die Frau ging neben dem Zauberer in die Hocke und sah ihn kurz abwartend an, ehe sie ihre Aufmerksamkeit auf Frodo lenkte, der nun ebenfalls zu ihnen kam und etwas Glänzendes in der Hand hielt. Etwas kleines goldenes und unfassbar gefährliches. Es war der eine Ring, der für soviel Unheil verantwortlich war. Cirilla biss die Zähne zusammen und spürte nur Hass gegenüber diesem verführerischen Gegenstand.
Frodo sah Gandalf und sie an, blieb zu Gandalfs Linken stehen und hielt den Ring auf seiner rechten Handfläche.
"Er ist fort, habe ich recht? Er hat immer davon geredet, dass er fortgehen würde.", meinte er und seine Stimme war getränkt mit Traurigkeit. Cirilla sah den jungen Hobbit mitfühlend an und auch Gandalf rührte sich endlich wieder. Er blickte auf und als er den Ring in Frodos Hand sah, sagte er mit einem gespieltem Lächeln: "Bilbos Ring. Er hat sich zu den Elben aufgemacht und dir Beutelsend hinterlassen. Mit all seinem Besitz."
Cirilla erhob sich schließlich, als der Zauberer dasselbe tat. Mit den Augen verfolgte sie ihn, wie er auf einen Schreibtisch zuging und einen Briefumschlag nahm. Ahnungslos beobachtete sie die Handlung des Grauen. Sie wusste nicht, was das alles im Moment zu bedeuten hatte.
Gandalf bedeutete Frodo, dass er den Ring in den Umschlag geben sollte und versiegelte diesen anschließend mit Wachs und einem Stempelaufdruck. "Bewahre ihn gut", meinte er trocken.
Der Graue wandte sich dann der jungen Frau zu: "Gib gut auf die Hobbits acht, bis ich zurück bin.", sagte er und seine Stimme ließ keinen Widerspruch zu. Cirilla nickte nur ergeben und verschränkte die Arme vor der Brust. "Du hast mein Wort."
"Wohin wirst du jetzt gehen?", mischte sich Frodo aufgebracht ein. "Du bist doch gerade erst gekommen. Das verstehe ich nicht."
"Ich auch nicht.", lächelte der Zauberer beruhigend und verschwand dann auch schon in der Dunkelheit.
Enttäuscht, überfordert und verängstigt sah Frodo dem Alten hinterher. Vorsichtig legte die zurückgebliebene Cirilla ihm eine Hand auf die Schulter und sah kurz auf die Stelle, wo gerade der Zauberer verschwunden war, ehe sie zu Frodo blickte. "Ich verstehe, dass du nun viele Fragen hast.", fing die Frau sanft an und übte leichten Druck auf seine Schulter aus. "Doch du solltest damit warten, bis Gandalf wieder zurück ist."

Tawar Lûth - Waldzauber (wird Überarbeitet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt