2. Kapitel

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Es war ein stürmischer Abend im August, als man ein zögerliches Klopfen durch die Korridore in Malfoy Manor schallen hörte.

Eine junge Hauselfe machte sich in einer sauberen Schürze gekleidet auf den Weg zu ihrem Herrn.

„Mister Malfoy, Sir? Eine junge Dame steht vor der Tür, und sagt sie möchte Sie sprechen. Die Miss sagt ihr Name ist Hermine Granger, Sir.“

„Miss Granger? Danke Miri, bring sie in den Salon… Nein, bring sie lieber in das erste Wohnzimmer, der Salon wird ungewollte Erinnerungen wach rufen. Sag ihr ich komme gleich.“

„Natürlich, Sir,“ die kleine Hauselfe wandte sich um, blieb aber zögerlich stehen und schaute den blonden Mann noch einmal an: „Sir? Die junge Miss weint.“

Und mit diesen Worten war die Hauselfe verschwunden, ohne Lucius auch nur die Chance zu lassen, etwas zu sagen. Die Hauselfen waren immer noch sehr verschüchtert, und trauten sich kaum etwas zu sagen, wenn sie nicht dazu aufgefordert wurden, und selbst dann taten sie sich noch schwer, obwohl die Malfoys ihre gesamte Einstellung nach dem Krieg drastisch verändert hatten, ja eigentlich sogar schon davor, immerhin hatten sie sich, wenn auch nur heimlich, gegen den dunklen Lord gestellt.

Lucius eilte die Korridore entlang, um so schnell wie möglich in das erste Wohnzimmer zu gelangen. Die Neuigkeit, dass Hermine Granger sich freiwillig in Malfoy Manor befand, war schon sonderbar genug, aber dass sie auch noch weinte war noch seltsamer, und machte Lucius unglaublich neugierig, was sie denn hier wollte.

Schon von weit her konnte er die Schluchzer der jungen Frau hören, und er beschleunigte seine Schritte noch einmal, bis er vor dem Eingang des Wohnzimmers stand.

Er öffnete die Tür und warf einen Blick auf die zusammengekauerte, nasse Frau, die auf seiner Couch saß und herzzerreißend schluchzte. Langsam näherte er sich ihr, und kniete sich schließlich vor sie, als sie keine Reaktion zeigte. Eine Geste die für den alten Lucius Malfoy undenkbar gewesen wäre.

„Miss Granger? Was ist passiert?“

Durch tränenverschleierte Augen blickte die junge Hexe zu ihm, „meine… meine Mum… Unfall…“ Lucius verstand kaum etwas, von dem was sie sagte, dafür wurde sie einfach von zu vielen Schluchzern geschüttelt.

„Miri, bring  ihr einen starken Tee“ - er warf noch einen Blick auf die weinende Hermine – „und gib einen guten Schuss Rum hinzu. Und sag Draco und Narzissa, dass sie schnell hier her kommen sollen kommen.“

Lucius schnappte sich währenddessen einen der Kolter und legte ihn Hermine um.

Diese zitterte mittlerweile zu ihren Schluchzern auch noch, und wurde immer blasser. Er zog seinen Zauberstab und richtete ihn auf die Weinende und sprach einen raschen Trockenzauber.

Er wollte sich gerade neben sie setzen als seine Frau hereineilte und ihn zur Seite schob, um sich selbst auf diesen Platz zu begeben. Lucius seufzte leise und setzte sich schließlich in den Sessel, der der Couch am nächsten stand. Narzissa war schon dabei beruhigend auf Hermine einzureden und hielt ihre Hände in ihren. Ganz langsam beruhigte die junge Hexe sich, und man hörte nur noch ein vereinzeltes Schniefen von ihr. Lucius reichte ihr ein Taschentuch. Ein leises „Dankeschön“ wurde gemurmelt und Draco stürmte herein. Er erfasste die Situation mit einem Blick, war schnell bei Hermine und kniete sich vor sie, so wie Lucius es schon zuvor getan hatte.

„Hermine? Hermine, was ist los?“ fragte der jüngste Malfoy alamiert.

„Meine Mum hatte einen Unfall, und die Muggelärzte wissen nicht ob sie es überleben wird, aber es gibt Komplikationen sie nach St. Mungos überweisen zu lassen.“

„Wieso? Sie ist doch als deine Mutter eingeweiht, warum behandeln die sie nicht?“

„Weil meine Mutter sich nicht erinnern kann. Nicht an Magie, die magische Welt, ihr Leben in London, … an mich.“

„Wie meinst du das? Hermine, warum kann sie sich nicht an dich erinnern?“

„Bevor der Krieg richtig ausgebrochen ist, bevor Harry, Ronald und ich uns auf die Suche nach den Horkruxen begeben hatten, da hab‘ ich die Erinnerung von meinen Eltern manipuliert. Sie können sich nicht darin erinnern, dass sie jemals eine Tochter hatten. Ich habe sie denken lassen, dass es ihnen in England nicht mehr gefällt und sie deswegen nach Australien wollen würden. Dass sie in Richtung Sonne wollten.“

„Du hast die kompletten Erinnerungen deiner Eltern verändert? Das… wow. Ich wüsste nicht, ob ich dazu fähig gewesen wäre.“

„Ich musste! Sie waren ein leichtes Ziel, und ich… ich war doch nicht da um sie zu beschützen“, leise schluchzte Hermine wieder.

Die Malfoys tauschten bestürzte Blicke aus, ihnen war nicht klar gewesen, wie viel der Krieg wirklich von Hermine gefordert hatte.

„Und jetzt stirbt sie vielleicht, o-ohne sich an mich zu erinnern“, sie vergrub das Gesicht in ihren Händen. Lucius, der sich das nicht länger antun konnte, stand kurzentschlossen auf.

„Ich werde sehen, was ich tun kann. Ich rede mit der Leitung von St. Mungos, es wird alles seine Ordnung haben. Ruhe dich aus, ich melde mich sobald es etwas zu berichten gibt.“

Erschöpft ließ Hermine sich nach hinten sacken und Draco quetschte sich neben sie auf die Couch, sodass sie nun zwischen ihm und seiner Mutter saß.

Beruhigend legte er ihr einen Arm um die Schultern und wisperte etwas in ihr Haar. Sie schmunzelte leicht, hatte aber immer noch Tränen in den Augen.

„Komm mit, Hermine. Du kannst dich in meinem Zimmer ausruhen.“

„Aber dein Vater-“

„Wird sich melden, sobald er etwas erreichen konnte. Komm mit.“

Er zog sie sanft hoch und mit sich aus dem Zimmer. Narzissa schaute ihnen milde lächelnd nach, runzelte jedoch kurz danach besorgt die Stirn, dieses junge Mädchen hat schon viel zu viel mitmachen müssen.

Draco zog währenddessen behutsam Hermine hinter sich her, und führte sie in sein Zimmer. Dort angekommen ließ er ihre Hand los und beobachtete sie, wie sie sich umsah, die Eindrücke in sich aufnahm. Und wie ihre Augen, die die ganze Zeit so traurig geblickt hatten, anfingen zu funkeln als sie seine Bücher sah.

Ledergebundene Bücher, wertvolle Erstausgaben, seltene Exemplare, endlich etwas, dass eine Reaktion in ihr hervorruft. Hermine kam ihm zwar entspannter vor, seitdem sie wusste, dass sein Vater sich um ihre Mutter kümmern würde, aber dennoch war sie in sich zurückgezogen gewesen.

Ich hätte es wissen müssen, Bücher kriegen eine Reaktion aus diesem Bücherwurm, dachte Draco, doch dem Gedanken fehlte es an der früheren Schärfe, es war keine Gehässigkeit mehr, vielmehr war er amüsiert und erleichtert.

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