Man wir nur einmal dreißig. Und diesen Geburtstag möchte ich riesig feiern.
Dumm nur, dass ich gerade erst zurück in die Heimat gezogen bin und gar nicht genug Leute kenne, die ich einladen könnte. Dabei bietet die riesige, Loft-artige Wohnung meiner Eltern Platz.
Wir haben alles, was sich ein Musikerherz wünscht: Ein gut aufgestelltes, geräumiges Homestudio, mehrere Wohnzimmer, eine Couch mit Beamer ist unser Heimkino und die Küche ist mit Kücheninsel ausgestattet. Im Badezimmer könnte man Tanzmoves à la "Dirty Dancing" üben und die Schlafzimmergrößen gleichen jeweils meiner Einzimmerwohnung, in der ich im letzten Jahr in Berlin gewohnt habe.
Warum also nicht den Platz nutzen und einen einzelnen Bereich für mich gegen eine gerechte Untermiete abtrennen? Ich lebe unabhängig, familiär, frei.
Doch die Location möchte mit Menschen gefüllt werden und so lade ich all meine alten Schulfreunde ein, mit denen ich via Facebook glücklicherweise Kontakt knüpfen kann.
Auch meine besten Freunde sind natürlich dabei und kommen zuerst. Lange drücken wir uns zur Begrüßung und freuen uns auf eine großartige Party.
Ein erster, mir irgendwie unbekannter Gast erscheint. Und wer ist diese hübsche Blondine im rosa Seiden-Jumpsuit?
Wie peinlich! Ich erkenne meine alten Schulfreunde nicht wieder, aber nach ihrem Namen kann ich sie ja auch nicht fragen.
Dummerweise passiert dieses Malheur noch ein paar Mal.
Das Loft füllt sich. Sogar eine Band erscheint und baut gleich ihre Instrumente auf.
Wow! Ich kriege was für ein Ständchen! Eine weitere Clique – ich weiß nicht mal, wer sie ist, vielleicht die Freunde der Freunde einer Schulclique? – baut ihr Kamera-Equipment auf. Soundcheck, Ruhe bitte, wir drehen, Sound an, los!
Die drehe hier ein Musikvideo???
Das glaubt mir kein Schwein! Ich muss das unbedingt für die Ewigkeit festhalten und filme mit meinem Handy ein kleines, eigenes Video.
"Danke!" bedanke ich mich bei der Band nach dem Song für das Ständchen, doch sie sehen mich nur irritiert an. Mir kommt der Verdacht auf, dass sie die Gelegenheit einer großen Location für ihr Musikvideo nutzen wollten.
Keine Zeit, sich weiterhin drum zu kümmern, denn hinter mir positionieren sich plötzlich zwei riesige Kartons und eine brünette Frau fragt: "Wo können wir die auspacken?"
Die ungelogen zwei mal drei mal drei Meter-Kartons stehen etwas fehlplatziert und unglücklich im Weg,
"Hier können sie nicht stehen bleiben", stelle ich klar und befürchte das erste Mal an diesem Nachmittag ein Donnerwetter meiner Eltern. Wo sind die eigentlich?
Und was ist eigentlich in dem Karton?
"Teletubbies!"
Okay. Danke Freunde, ich liebe Kuscheltiere wirklich, aber müssen es gleich drei Kartons sein?
Das Partyvolk scheint sich bei Süßigkeiten, stumpfer Dance-Musik und Chips und Cola zu amüsieren. Dementsprechend sieht es aus.
Meine beten Freunde suche ich, doch sie scheinen verschwunden zu sein. Lost! Ebenso wie ich, Raum, Zeit und Kontrolle.
Ich versuche schon mal, aufzuräumen, suche meine wahren Freunde, meine Eltern, meinen Verstand.
Und dann leert sich das Loft. Im Musikstudio höre ich noch Stimmen. Drei geschätzt vierzehnjährige Jungs sitzen am Klavier, Gitarre und Computer und – nehmen Songs auf???
"Wie wär"s mal mit nachfragen?"
Splash! Aufgewacht. Sechs Uhr Vierunddreißig.
Alles wie immer. Nur aus dem Badezimmer höre ich laut "I had the time of my life".❗WICHTIG❗
Diese Geschichte habe ich nicht geschrieben.Link: https://www.online-kurzgeschichten.de/fantasy/Der-Traum-Geburtstag-0045