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Yamaguchi Tadashi war in ganzer Hinsicht ein Loser. So würden ihn jedenfalls die anderen in seinem Jahrgang bezeichnen. Mit seinen 11 Jahren war er sehr klein und schwächlich und viel schlacksiger als der Rest seiner Mitschüler. Er war ruhig und zurückgezogen und die Art von Mensch, die allein in der Cafeteria sitzt und sich hinter einem Buch versteckt. Und versucht die tuschelnden und lachenden Gesichter anderer auszublenden. Nichts an ihm war besonders auffällig, bis auf seine Sommersprossen, die kein anderes Kindergesicht auf seiner Schule besaß. Die kleinen Punkte zeichneten sich über sein Gesicht hinaus ab, bis hin zu seinem Rücken und teilweise waren sie auch auf seinen Händen zu erkennen. Seine grünlichen Haare waren, so fand er, das merkwürdigste an ihm. Und wenn du anders bist, bist du automatisch ein Angriffspunkt.
»Hey Pickelfresse! Trag gefälligst unsere Rucksäcke du Schwächling!«
hart prallte er mit dem schweren Schulranzen zusammen und landete abrupt auf dem kalten Zementboden. An seinem Gesicht zeichnete sich eine leicht rote Schürfwunde ab, die er von dem selben Jungen und seinen Anhängern einen Tag zuvor hinzugefügt bekommen hatte. Tadashi würde lügen, wenn er sagen würde, dass sie nicht Recht hatten. Er fande sich selber auch nicht schön und wirklich mutig war er auch nicht. Sein Charakter zeichnete sich einzig und allein aus seinen Selbstzweifeln, und wie sollte man so einen Menschen auch mögen können?
Er wollte weinen, schreien und am liebsten aufstehen und weg rennen, aber er saß nur da, die Lippen zu einer Linie gezogen, den Kopf gesenkt mit bebenden Schultern und er schaute auf den dreckigen Boden und seine kaputte Hose, die bei dem Sturz leicht aufgerissen wurde. Das Blut von seinem Knie rannte sein Bein hinab und tropfte auf seine weißen Turnschuhe. Er versuchte niemanden seine Tränen sehen zu lassen, aber das nicht zurückhaltbare Schluchzen war kaum zu überhören.
»Du bist so eine Heulsuse!«, zogen die Jungs ihn auf. Das war er gewohnt. Yamaguchi war mit seiner nervösen und ängstlichen Art ein leichtes Ziel für Mobber. Sie machten ihn bei jeder Gelegenheit fertig und sorgten dafür, dass er beim Schulessen immer alleine saß.
»Wie uncool.«, Yamaguchi blickte schweigend auf und ein unbekanntes Gesicht gelang in sein Blickfeld. Der Junge zudem die Stimme gehörte war groß, mindestens zehn Zentimeter größer als er, seine Haare waren hellblond und gelockt, sein Körper schien zwar schlacksig, aber in einer passenden Art und Weise. Seine goldenen Augen funkelten apathisch unter seinen schwarzen, quadratischen Brillengläsern hindurch.
»Ihr seid so erbärmlich.«, das Grinsen des Jungen verstärkte sich und es schien so, als würde er sich zusammen reißen müssen nicht gleich laut los zu lachen.
Die Jungs, welche Yamaguchi eben noch thyraninisiert hatten blickten dem großen Jungen nur mit weit geöffneten Augen hinterher.___________________-°-_____________________
Als Yamaguchi 12 Jahre alt wurde, hatte sich die Beschreibung "Loser" aus dem Wortschatz seiner Mitschüler noch immer nicht entfernen können. Aber seit der sonderbaren Begegnung mit dem großen Jungen, hörten die physischen Attacken auf ihn auf. Seine Gedanken waren in den letzten Wochen nur noch um den unbekannten Blondshopf mit der coolen Ausstrahlung gewandelt. Besonders als er erfuhr, dass die beiden schon bald eine Klasse teilen würden. Sie hatten beide Latein gewählt, obwohl Yamaguchi eigentlich Spanisch bevorzugt hätte. Warum er dann doch letztendlich umgesprungen war, wusste er nicht. Es war irgendwie ein Bauchgefühl.
Das unangenehme Geräusch von Bällen und Schuhquitschen halte durch die Sporthalle. Yamaguchi stand an den Türrahmen gequetscht und schaute unsicher den großen Leuten beim Volleyballspielen zu. Dieser Anblick faszinierte ihn mehr als er gedacht hatte. Er stellte sich vor auch einmal auf so einem Spielfeld antreten zu dürfen, Pässe zu machen und sich wie eine Filmfigur zu fühlen, während man sein Gesicht in Großaufnahme auf den Fernsehern in der ganzen Welt sehen konnte. Aber er wusste auch, dass dies niemals passieren würde. In Wirklichkeit war er keine Hauptfigur, nur ein unwichtiger Nebencharakter der für den einen oder anderen Lacher sorgte.
»Entschuldingung, ich möchte hier durch.«, sein Gesicht drehte sich reflexartig um, damit er die Stimme einordnen konnte.
Es war dieser coole Junge von neulich.
»T..tut mir Leid.«, Yamaguchi stolperte ungeschickt zur Seite und beobachtete wie der Blondshopf die große Halle betrat. Er wollte etwas sagen. Er musste etwas sagen. Er wollte nur dieses eine Mal mutig sein.
»Warte..!«, quietsche Yamaguchi und packte den Jungen an der Jacke.
»Danke, d..dass du mir neulich geholfen hast...«, stotterte er unsicher. Peinlich berührt schaute er auf den Boden und spielte nervös mit seinen Fingern herum.
»Tsukishima Kei.«
Yamaguchi schaute überrascht zu ihm auf und blickte in sein Gesicht, welches immer noch das selbe apathische Lächeln trug. Trotzdem kam sich Tadashi jetzt unfassbar Besonders vor, wenn so ein cooler Junge ihm seinen Namen verriet. Das bedeutete ihm viel und er fühlte sich automatisch mutiger.
»Y..Yamaguchi Tadashi!", lächelte er breit. Ab dem Tag an freute sich Tadashi in die Schule zu gehen.____________________-°-____________________
Tsukishima Kei war kein netter Junge. Obwohl er immer sehr abweisend und sarkastisch zu jedem war, war er dennoch beliebt. Mädchen in seiner Klasse benutzten oft den Ausdruck "süß" oder "attraktiv". Yamaguchi wusste noch so gut wie nichts von ihm, nur dass er seine Stimme aus irgendeinem Grund merkwürdig beruhigend und schön fand.
Yamaguchi versuchte jeden Tag ihm näher zu kommen, beobachtete ihn und versuchte Gespräche aufzubauen. Natürlich entstanden dadurch schon sofort Gerüchte. "Das Mobbingopfer der Klasse, spricht mit dem coolsten Jungen des Jahrgangs." Tsukishima schien das ganze kalt zu lassen und ignorierte sie. Er ignorierte generell alles und jeden um sich herum. Bis auf eine kleine Ausnahme.
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Tsukishima x Yamaguchi
Fanfiction~Staring at you~ "Wenn ich der Hauptcharakter sein soll, verdiene ich dann nicht ein glückliches Ende?" Die Grenze zwischen Realität und Träumen existiert für Tagträumer nicht. Es ist eine Grenze die niemand von außen sehen kann, es ist etwas tiefge...