Auch nach längerem Betrachten fühlte es sich nicht an, als würde ich irgendwann genug von dem runden Objekt bekommen, das immer noch in meiner Handfläche lag. Über die Nacht hatten sich Einkerbungen gebildet, sodass er wie eine Art Kranz aus Lianen und Blättern aussah. Er hatte auch genau meine Größe, was sicherlich kein Zufall war. Nichts hier war Zufall, zumindest fühlte es sich inzwischen so an. Ich konnte Legolas nicht ganz vertrauen, konnte ihm nicht glauben, dass er kein höheres Ziel hiermit verfolgte. Doch er konnte nicht wissen, was der Ring für Auswirkungen haben würde, wie viel Kraft ich bekommen würde, oder? Das war nicht einer der Zauberringe, die vor so langer Zeit geschmiedet wurden. Er war eigentlich nur für die Kommunikation mit den Bäumen gedacht, also würde ich schon nicht so stark werden. Trotzdem hatte Legolas erzählt, dass er eine Verbindung mit den anderen Ringen herstellte, sobald man ihn aufzog. Und genau davor hatte ich Angst. Was würde passieren, wenn ich ihn nicht benutzte? Würde Úmea hierherkommen? Würde sich überhaupt etwas ändern?
Ich senkte meinen Blick und drehte ihn in meinen Fingern herum. Doch war das nicht das Ziel? Es sollte sich etwas ändern, dieser Wald sollte gesundwerden und was auch immer das Volk in Rhûn wollte, es hatte auch sicher seine Hintergründe. Irgendwie bezweifelte ich, dass es nur um eine neue Königin ging. Sie hätten sich mehr zur Wehr gesetzt, wenn das so wichtig gewesen wäre. Da musste es noch mehr geben!
Ich schluckte schwer und schob ihn auf meinen Finger. Ich konnte nicht sagen, ob es bloß in meinen Gedanken passierte, doch plötzlich begannen die Bäume um mich herum sich in einem starken Wind zu biegen. Rauschen erfüllte die Luft und der Boden bebte. Es war wie ein neuer Sinn, der sich in mir bildete und langsam um mich herum die Umgebung erforschte. Ich konnte jeden Baum, jedes Blatt in diesem Wald sehen und auf einer neuen Weise verstehen. Doch meine Sicht reichte nur bis die dicht besiedelten Gebiete zu Ende waren und es war auch nicht so, dass ich alles nur mittels meines Willens steuern konnte, es war eher ein Fragen. Als wären es Wachen, die ihrer Königin gehorchten, doch eben auch einen eigenen Willen hatten. Legolas hatte recht gehabt, es waren nicht die Ents von Rhûn, die sich in diesem Wald angesiedelt hatten, ich hatte ein paar dieser Bäume geheilt, obwohl mir noch nicht ganz klar war, wie.
Der Wind wurde sanfter und auch das Beben wurde schwächer. Überwältigt stand ich noch einige Sekunden starr da und ließ die Situation auf mich wirken. Es war, als wäre ich mein Leben lang blind gewesen und konnte nun endlich sehen. Nur gedämpft nahm ich ein paar Stimmen wahr, doch ich konnte nicht sagen, ob es Ents waren oder Elben. Doch was ich sagen konnte, war, dass sich jemand näherte.
„Arien?", rief Legolas schon von Weitem und kam näher. Ich antwortete zunächst nicht und versuchte herauszufinden, ob ich mit den anderen Ringen eine Verbindung aufbauen konnte. „Kannst du sie spüren?", fragte er interessiert, als er bei mir ankam. „Was hast du jetzt vor?", fragte ich nach langem Zögern und wandte mich ihm zu.„Ihr müsst gehen! Sofort!"
„Wir können das besprechen, lass uns ein Entthing einberufen."
„Nein, es ist zu spät, ihr müsst in den Osten, nur dort seid ihr mehr sicher!"„Arien?" Ich zuckte zusammen und sah wieder zu Legolas. „Die Braunen Lande", murmelte ich leise und drehte meinen Kopf kurz Richtung Süden. „Du hast Erinnerungen von den Entfrauen bekommen?", fragte der Prinz überrascht. Ich zögerte und sah nachdenklich zu Boden. „Ich weiß es nicht, vielleicht", antwortete ich langsam. Am Ende des zweiten Zeitalters wurden die Entfrauen, die über die Obstgärten, südlich des jetzigen Düsterwaldes lagen, wachten, vernichtet und zurück blieben nur die Braunen Lande. Eigentlich wusste niemand so wirklich, ob das stimmte. Es existierten noch Legenden, doch diese wurden nur noch im alten Fangornwald, wo die Entmänner lebten, mehr gesungen.
„Die Entfrauen sind in den Osten geflohen, der Wald, den wir entdeckt haben", schlussfolgerte Legolas weiter. „Ich muss mit diesen Leuten reden." „Warum?", fragte er verständnislos und musterte mich. Ich wusste es selbst nicht so genau, es war nur ein Gefühl.
„Ich habe nun die größere Macht, ich werde mich verteidigen können", antwortete ich bloß und drehte mich schon Richtung Osten um. Wenn Úmea die restlichen zwei Ringe hatte und ich mit einem der drei in diesem Wald aufkreuzte, war ich sicherlich stärker als das Volk dort, dessen Macht nicht mehr als ein Überbleibsel lang vergangener Zeiten war.
„Diese Entfrauen haben über 2000 Jahre mit diesem Volk gelebt, denkst du nicht, dass sie eher ihnen gehorchen werden?" „Dieser Ring ist für die Kommunikation geschaffen worden und das ist es, was ich tun werde. Du hast mich doch aus deinem Reich geworfen", rief ich, während ich weiterging. Ich hörte ein Seufzen hinter mir und darauffolgend schnelle Schritte.
„Als ob du es alleine bis dahin schaffst", murmelte er genervt und passte sich an meine Geschwindigkeit an. Ich warf ihm einen etwas verwirrten Blick zu, als er seine Aufmerksamkeit wieder dem Wald zuwandte.
„Dich geht das immerhin nicht mehr viel an", antwortete ich und wartete auf eine Reaktion. „Ich will doch nicht riskieren, dass der letzte fehlende Ring ihr auch noch zugespielt wird", antwortete er schließlich, doch schien es nicht sonderlich ernst zu meinen. Ich lächelte und verdrehte gespielt genervt meine Augen. Er konnte auch einfach zugeben, dass er sich Sorgen machte.
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Die Ringe der Cementári // Herr der Ringe & Der Hobbit FF
FanfictionDrei Ringe, geschmiedet im Angesicht der Cementári und bestehend aus den heiligen Überresten derer, die sie am meisten schätzte. Eine Verbindung der Geister, der Seelen und des Wissens. Nach dem Feuer kommt Asche, die im Winde verwehen wird. Doch wi...