Prolog

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Prolog
Weg. Ich wollte einfach nur noch weg von hier und zwar so weit wie möglich. Diese Stadt sollte mir Sicherheit geben, mich verstecken, mich schützen. Und vorallem wollte ich Justin zurück. Was geschah stattdessen? Nicht nur, dass er mir von einem verdammten Menschen weggenommen wurde. Nein. Ich wäre beinahe gestorben. Mehrmals. Außerdem habe ich begonnen mich mit all diesen Idioten auch noch anzufreunden. Selbst Kayleight wurde mir sympathisch und sie war ein Mensch. Ich habe mich mit Leuten verbündet, die ich noch vor Wochen gemieden hätte, als wären sie Bazillen. Werwölfe, Hexen, wobei Stefanie eine Ausnahme war, und Samuel. Leute mit denen ich eigentlich nichts zu tun haben wollte. Es war besser zu verschwinden, bevor ich noch weiter in irgendeine Scheiße geraten würde und das würde auf jedenfall passieren, wenn ich bleiben würde. Schon alleine wegen der Sache zwischen Kayleight und Justin. 

Gerade hatte ich die Stadtgrenze überquert und aus irgendeinem, mir unverständlichen, Grund brauchte ich eine Pause, weshalb ich mich an einen Baum setzte und kurz die Augen schloss.

Wo bin ich? Weshalb sind Justin, Jaxon, Jazmyn und Mason bewusstlos? Was zur Hölle war geschehen? Ich blinzelte und sah mich um. Als ich aufstehen wollte bemerkte ich die starken Ketten, weshalb ich sitzen bleiben musste. Mir blieb keine Wahl. Die Tür öffnete sich und ein alt bekanntes Gesicht kam herein. Er sah gut aus. Jedenfalls besser als beim letzten Mal, als wir ihn gesehen haben. Ein Grinsen legte sich auf seine Lippen. Es war kein belustigtes Grinsen, sondern eher eines, was einem Angst machen sollte. Er wollte einem Vampir Angst einjagen? Ich war älter als er, wenn auch nur um ein knappes Jahr. Mir machte er keine Angst. »Ich dachte, du wärst längst tot. Unmöglich, dass du so lange durchgehalten hast, ohne dich erwischen zu lassen. Wer hat es dir beigebracht?«, wollte ich wissen, doch meine Stimme klang kratzig. Lag wohl daran, dass ich bestimmt drei Tage lang bewusstlos war. »Ich musste es mir selber beibringen, liebste Mary. Sogar einen Verbündeten hatte ich für kurze Zeit, doch die Chance alleine zu überleben ist derzeit größer, nicht wahr?«, entgegnete er und hockte sich vor mich hin. Mein Respekt vor ihm begann zu wachsen. Dass er sich all diese Dinge selber beigebracht hat überraschte und beeindruckte mich, um ehrlich zu sein. Von ihm hätte ich das nicht erwartet. »Was machen wir hier, Samuel?«, wollte ich wissen, denn es interessierte mich. Wir alle waren angekettet, als wären wir Hunde. Außerdem war der Ort hier feucht. Vielleicht eine Höhle. Aus seiner Jackentasche holte er einen Pfahl raus und ich musste schlucken. Das hatte er nicht vor. Er würde mich nicht umbringen, sagte ich mir immer wieder in Gedanken. »Was? Hast du vor mich und die anderen umzubringen? Dann hast du niemanden mehr, zu dem du zurück kannst«, sagte ich und versuchte mir meine aufsteigende Panik nicht anmerken zu lassen. Die Angst wollte ich mir selber nicht eingestehen. Mary Black bekam doch keine Angst vor einem verdammten Holzpfahl, oder doch? Ich schätze schon. »Als ob ich zu euch zurückkommen würde. Mit euch will ich nichts mehr zutun haben. Ihr hattet mich nichteinmal gefragt, ob ich so werden wollte", entgegnete er. Ich zog eine Augenbraue hoch. »Wir haben dich gefragt, ob du wieder gesund werden willst und du hast mit 'ja' geantwortet.« »ABER DAS HIER HABE ICH NIE GEWOLLT!", schrie er. Dann stach er zu.

Schweißgebatet wachte ich auf und fuhr mir durch die Haare. Ich musste lange geschlafen haben. Sehr lange. Doch normalerweise taten Vampire soetwas nicht. Und sie träumten auch nicht. Obwohl das viel mehr eine Erinnerung war, als ein Traum. Es war die Zeit, in der wir von Samuel gefangen gehalten wurden. Deshalb wusste wir, wie er war. Deshalb wussten wir alle, dass er ein verdammt guter Lügner war. Er hatte uns zwanzig Jahre unseres Lebens beraubt, dann erst konnten wir uns befreien. Ich wäre damals am liebsten gestorben.

Langsam raffte ich mich auf, musste mich jedoch an dem Baum stützen. Ich fühlte mich schwach. Was zur Hölle war mit mir los? Irgendetwas stimmte nicht. Nein, es musste etwas nicht stimmen. Aufeinmal begann ich stark zu husten. Nochetwas, was untypisch für Vampire ist. Wir wurden nicht krank. Das war kein gutes Zeichen. 

dark love ➹ j.b ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt