»Du hast vor zu Samuel zu gehen? Warum? Lebensmüde?«, kam es von Stefanie, doch ich ignorierte sie. Zwar mochte sie zu den Guten gehören, aber sie entpuppte sich als riesen Nervensäge. Besonders jetzt im Moment. Als niemand die Tür öffnete klopfte ich noch einmal.
Stefanie fluchte leise und wollte gerade etwas sagen, als die Tür sich öffnete. Samuel stand vor mir und sah mich überrascht an. Hatte er etwa noch geschlafen? Sah jedenfalls ganz danach aus. Wahrscheinlich lag das ebenfalls an dem Virus, denn normalerweise schliefen Vampire nicht lange.
Eigentlich konnte ich jetzt gehen, denn ich hatte meinen Besuch ja erledigt, doch ich musste noch einmal mit ihm sprechen. Nicht über mein Versprechen - dabei würde ich bleiben - sondern über ein paar andere Sachen, weshalb ich gerade reingehen wollte, doch Stefanie hielt mich zurück.
»Sie werden nicht nur aggressiver, ihre Blutlust steigt ebenfalls. Ich werde da nicht mit reinkommen, wenn du dort hineingehst wird dir keiner helfen können«, sagte sie in der Hoffnung, dass mich das davon abhalten würde. Doch ich riss mich los und wollte gerade etwas sagen, als Samuel das Wort ergriff.
»Dich hätte ich auch nicht reingelassen, Stefanie. Aber in der Tat bin ich etwas durstig, was jedoch nicht an dem liegt, was ihr mir angetan habt.« Danach sagte sie nichts mehr und ich ging in das Zimmer. Samuel schloss die Tür. Außer das Bett sah alles ordentlich aus. Scheinbar hatte er wirklich noch geschlafen.
Er blieb an der Tür stehen und sah mich an. »Weshalb genau wolltest du hier rein?«, wollte er wissen. Ich ließ mich auf dem Bett nieder und zuckte mit den Schultern.
»Vielleicht wollte ich einfach nur reden? Außerdem würde ich dich bitten Justin nichts von unserer...Abmachung zu sagen«, bat ich ihn. Das war eine der Sachen über die ich reden wollte. Justin würde ihn zwar nicht besuchen, aber dennoch wollte ich auf Nummer sicher gehen. Nicht, dass Justin auf die Idee kommt doch mal hier aufzukreuzen.
»Als würde er vorbeikommen. Aber keine Angst, über Geschäfte rede ich nicht«, antwortete er und ich nickte. Das war doch gut, oder? So würde er es jedenfalls nicht von ihm erfahren. Doch Stefanie würde sofort zu Justin rennen, das wusste ich.
Ich betrachtete Samuel. Noch immer sah er nicht allzu krank aus, doch seine Augenringe sind auffälliger geworden. Ob das daran lag, dass er durst hatte? Möglich wäre es. Da kam mir eine Idee. Stefanie würde ihm nie etwas vorbeibringen und Heaven würde es auch nur dann machen, wenn es für ihn nichtmehr auszuhalten wäre.
»Wann hast du das letzte Mal etwas getrunken?«, wollte ich wissen.
»Als wir gefangen waren. Aber du kannst es vergessen, ich will dein Blut nicht. Es hat nichts mit dir zutun, aber ich mag diese Blutgruppe einfach nicht«, sagte er. Ich hob die Hände und sah ihn angewidert an.
»Zu viele Details. Ein einfaches 'Nein Danke' hätte genügt«, entgegnete ich, was ihn zu meiner Überraschung leicht zum lachen brachte.
»Soll ich dir etwas vorbeibringen?«, fuhr ich fort. Man konnte ja mal höflich sein, doch er schüttelte den Kopf.
»Wenn ich etwas will, dann hole ich es mir«, sagte er und ich nickte. Erst als Justin mir eine Nachricht schickte bemerkte ich, dass ich langsam wieder los sollte. Er schrieb, dass er in einer halben Stunde da ist, weshalb ich mich von Samuel mit einem 'Bis Morgen' verabschiedete und dann das Haus verließ. Nichteinmal tschüss hatte ich gerufen, dafür war einfach keine Zeit.
Schnell rannte ich zu meinem Auto, stieg ein, schmiss die Tasche auf den Beifahrersitz und fuhr los. Es dauerte nicht lange, da kam ich Zuhause an und stieg aus. Als ich mich Richtung Haus umdrehte sah ich jemanden vor mir stehen und blieb ruckartig stehen. Erst dachte ich, es sei Justin, doch dann erkannte ich, dass es sich dabei um jemand ganz anderen handelte. Jorge.
»Was willst du? Ich hab's eillig«, maulte ich. Um ehrlich zu sein hatte ich auch keine besonders große Lust mit ihm zu reden. Meine Eltern könnten uns sehen und dann sonst da was denken. Auf die Fragerei hatte ich dann einfach keine Lust. Sie würden denken er wäre mein Freund und dann wäre es für mich gelaufen, weil ich ihnen nichts davon erzählt hätte und bla bla bla.
»Gut ich wollte ausnahmsweise höflich sein und euch sagen, dass ihr alle vorsichtig sein solltet, aber bitte. Dann eben nicht«, sagte er und wollte gerade gehen, als ich ihn festhielt und seufzte.
»Was meinst du damit?« Zwar hatte ich es eilig, doch ich würde meine Freunde keiner Gefahr aussetzen, nur weil ich nicht mit Jorge reden wollte.
* * *
»Das ergibt keinen Sinn. Uns wäre sowas ja wohl aufgefallen«, sagte Heaven. Wir alle waren bei Justin. Gut, alle die gesund waren. Skye, Angel, Heaven, Stefanie, Jaxon, Chloe, Jazzy und ich. Jorge hatte uns erzählt, dass es Leute in der Stadt gibt, die nicht nur Justin und seine Familie töten wollen, sondern auch die Stadt für sich erobern wollen.Das Letztere war neu, den Rest hatten wir schon einmal. Doch die Hexen würden spüren, wenn übernatürliche Wesen in die Stadt kommen würden. Dafür waren sie ja hier. Dieser Zirkel sollte die Menschen beschützen.
»Das ist der Punkt. Sie wissen, dass wir die einzigen übernatürlichen Wesen hier sind und sie wissen auch, dass wir derzeit extrem geschwächt sind. Der Virus hat sich rumgesprochen, Heaven. Schneller als du denkst. Sie haben es ausgenutzt, dass ihr abgelenkt seit, um ein Heilmittel herzustellen«, erklärte Jorge. Nun schwiegen alle. Also konnte dies wohl wirklich gut möglich sein. Die Erste, die das Schweigen brach war - wie nicht anders zu erwarten - Stefanie.
»Super. Jetzt geraten wir auch noch in solche Sachen, weil wir den Vampiren helfen müssen«, meckerte sie. Doch ihr schien ebenfalls bewusst zu sein, dass dies nichts mehr an der Lage ändern würde.
»Tja, wer auch immer das ist liegt leider Gold richtig. Wir sind geschwächt. Ohne Mason, Mary und Samuel sind wir nichts. Da könnten wir auch gleich aufgeben«, kam es von Jaxon. Justins Blick zeigte mir, dass er Jaxon zustimmte. Zwar hätten wir noch die Hexen und all das, aber wir wussten nicht genau was diese Leute waren und von wie viel Wesen wir genau sprachen.
»Samuel könnte noch kämpfen. Allzu schwach ist er noch nicht«, warf ich ein und hoffte, dass die Reaktionen darauf nicht allzu schlimm waren. Zwar würde man Samuel vorher erst fragen müssen, aber es war doch gut möglich, oder etwa nicht?
»Als ob er helfen würde. Wir müssen erstmal herausfinden von wem wir hier genau reden und-« Weiter konnte Justin nicht reden, denn er übergab sich. Es war Blut. Nein. Nein, nein, nein, nein.
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dark love ➹ j.b ✓
Fanfiction[BUCH 2-Sequel von Dark Kiss] Sie haben die Hexen überlebt. Doch was nun folgt ist schlimmer: Ein Virus. Ein Krieg, der gewonnen werden muss. Sie brauchen Verbündete. Doch wem kann man noch trauen, wenn Seiten gewählt werden müssen? Copyright ー...