Kapitel 27

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Wenn sie in diesem Glauben leben würde, dann könnte Samuel fliehen und würde nicht sterben können. Er hätte ein glückliches menschliches Leben.

»Da wäre dann nur das Problem, dass es Jorge und Stefanie nicht töten wird«, meinte Jaxon. Genauso wie ihm war jedem hier bewusst, dass das Priorität hatte, doch Samuel einfach nur deshalb sterben lassen? Nein.

Hoffentlich sah das auch Heaven so. Zwar war Samuel uns nicht mehr hilfreich - jedenfalls nicht als Mensch - doch gleichzeitig könnte er für diesen Kampf dennoch von Nutzen sein. Irgendwie.

Ohne sich von Jaxons Worten auch nur beeindrucken zu lassen begann Heaven einen Zauber zu sprechen. Cassie schloss die - noch immer geöffnete - Haustür, damit das auch niemand sehen konnte. Wahrscheinlich wäre es dafür zwar sowieso zu spät, aber besser spät als nie.

Riley beobachtete alles nur von der Seite. Noch immer schien er misstrauisch den ganzen Wesen hier gegenüber zu sein, doch das war besser, als dass er sie angriff. 

»Das muss bitter für Samuel sein. Er hat so viele Feinde, die sich einen Dreck darum scheren, ob er menschlich ist oder nicht. Sie wollen ihn einfach töten«, gab Mary schließlich seufzend von sich.

Jap, das musste blöd sein, doch er hatte selber Schuld. Hätte er sich keine Feinde gemacht, dann wäre alles gut. Aber ich glaube, jeder Vampir hier in diesem Raum hatte Feinde. Selbst Travis wird welche haben. Außer den Herrscherfamilien. Wenn seine Feinde denn noch lebten.

Dass Mary welche hatte war wohl klar und dass auch Justin einige besaß müsste mittlerweile auch jedem bewusst sein. Doch im Gegensatz zu vielen anderen Vampiren hatte er auch viele Verbündete. Fast jeder hier im Raum würde ihm in einem Kampf zur Seite stehen.

Langsam kam Samuel wieder zu sich und im Eiltempo erklärte Cassie ihm alles. Mittlerweile würde auch der Letzte hier der Meinung sein, dass man ihr eindeutig vertrauen konnte. Wenn wir Glück hatten würde TJ ebenfalls folgen. 

»Wisst ihr, eigentlich war ich gern ein Vampir«, begann Samuel zu reden und fasste sich auf die Stelle, wo Cassie ihn getroffen hatte.

»Denn dann tut sowas weniger weh. Und es heilt blitzschnell wieder«, beendete er den Satz und nahm seine Finger dort wieder weg. Jetzt klebte Blut an ihnen, doch zu meiner Überraschung blieben alle Vampire hier - jedenfalls äußerlich - ruhig. So konnten sie bestimmt Pluspunkte bei Riley sammeln.

Er hatte eine Platzwunde. Das realisierte ich erst jetzt. Oder jedenfalls hatte er eine Wunde. Doch dazu sagte ich nichts. Wahrscheinlich hatte er damals - zu der Zeit zu der er geboren war - schon schlimmeres durchgemacht.

»Was solltest du genau für Stefanie tun?«, wollte ich wissen. Samuel atmete tief durch bevor er erklärte, dass er einige von uns in den Wald locken sollte. Wie, das sollte er sich selber überlegen. Dort hätten dann Werwölfe auf uns gewartet. Natürlich wären die Wölfe in der Überzahl gewesen. Das waren sie ja schon so. 

Als jemand gerade zu reden begann hörten wir, dass ein anderer laut nach Luft schnappte. Mason war aufgewacht. Oder wieder zum Leben erwacht. Wie auch immer man das nannte, wenn ein Vampir von einem Genickbruch wieder aufersteht.

Blitzschnell stand er in unserer Mitte und sah uns alle ziemlich sauer an. Justin zog mich ein wenig hinter sich und auch Jaxon schützte mich. Von Kyle war ein Knurren zu hören. Auch Mary schien für alles bereit zu sein.

»Was sollte der Mist?«, wollte Mason wütend wissen. Er meinte wahrscheinlich den Genickbruch. Sogar höchstwahrscheinlich. Samuel sah uns alle neugierig an. Wenn man nicht wusste, dass er kein Vampir mehr war, dann würde man auch im Leben nie darauf kommen. Seine selbstsichere Haltung hatte er behalten. Auch sein Gesichtsausdruck war gleich.

»Du bist mir auf die Nerven gegangen, Mason. Und wenn du wieder so anfängst, dann wirst du gleich weiter schlafen. Dafür habe ich nämlich gerade keinen Nerv«, entgegnete Jaxon und sah zu Mason. 

Nun wurde Mason sichtbar nur noch wütender, weshalb Samuel - zu meiner Überraschung - ebenfalls einen Schritt nach hinten machte. So geheuer war ihm das gerade dann wohl doch nicht. Okay, wahrscheinlich würde er als Mensch jetzt vorsichtiger sein.

»Ich habe die verdammte Wahrheit gesagt. Samuel würde euch hintergehen, sobald er lebend davonkommen kann«, begann Mason wieder dieses Thema. Samuel hob eine Augenbraue. Entweder war Mason entgangen, dass Samuel wieder unter uns war, oder er tat das absichtlich. So oder so: Samuel blieb ruhig.

Wie aus dem Nichts knackte sein Genick zum zweiten Mal heute und wieder einmal sackte er zu Boden. Diesmal war es Mary, die es getan hat. Sie sah uns alle an, bevor sie zu reden begann.

»Okay, jetzt dürfen wir uns um ihn sorgen. Irgendetwas stimmt nicht mit ihm«, gab sie zu und sah auf ihren Bruder hinab. Er bedeutete ihr fiel, ohne Frage. Und sie machte sie gerade ernsthaft Sorgen.

»Was, wenn er einfach keine Lust mehr auf Kämpfe hat, die seinen Tod bedeuten können?", sagte Riley und alle sahen zu ihm. 

Ganz unlogisch klang das zwar nicht, doch so war Mason nicht. Wenn ihm etwas nicht passte, dann sagte er das und redete nicht um den heißen Brei. Jedenfalls nicht so sehr. Außerdem hatte es gar nichts damit zu tun. Mason ging es nur darum, dass man Samuel - laut ihm - nicht trauen durfte.

»Mein Bruder ist nicht feige und er würde Justin und mich niemals einfach so zurücklassen. Außerdem liegt ihm etwas an dieser Stadt. Es ist etwas anderes«, meinte Mary und sah dann zu Samuel. Erst sah dieser sie fragend an, bis er zu verstehen schien, was sie wollte.

»Würde ich nicht auf eurer Seite sein, dann wären ein paar von euch jetzt in einem Wald und würden gegen Werwölfe kämpfen, also vertraut mir nur dieses eine Mal, wenn ich euch sage, dass ich auf garkeinen Fall euer Feind sein werde«, beteuerte er. 

Alle schienen es zu glauben, aber dennoch war uns jetzt nicht bekannt was genau Masons Problem war. Samuel an sich war es schonmal nicht auch, wenn er es sagte. Vielleicht hatte der Virus etwas damit zu tun. Wir mussten es auf jedenfall rausfinden.

»Okay, jetzt stellt sich die Frage was wichtiger ist«, setzte ich an. »Herauszufinden was mit Mason los ist, oder Jorge und Stefanie töten.« Alle sahen zu mir. Kyle zuckte mit den Schultern und Mary sah zu Mason. Was wohl für sie Vorrang hatte? Bestimmt würden wir es gleich erfahren.

»So gerne ich sagen würde, dass mein Bruder wichtiger ist bin ich der Meinung, dass wir unser größeres Problem als erstes beseitigen sollten. Wir bleiben bei dem Plan von vorhin«, sagte Mary entschlossen und sprach mir somit von der Seele.

Wir würden also bei dem Plan bleiben, denn alle waren einverstanden. Zusammen mit Samuel, Skye und Chloe würde ich hierbleiben. Jazmyn und Jaxon hatten ebenfalls nicht vor zu kämpfen. 

Mary wollte unbedingt Stefanie umbringen und Justin würde Jorge übernehmen. Er hatte ohnehin die besseren Leute.

»Jaxon, du musst bei mir mit. Ich brauche wenigstens noch einen Vampir«, meinte Mary und Jaxon nickte seufzend. Wirklich Lust hatte er nicht, aber somit standen die Gruppen entgültig fest.

Justin, Kyle und Heaven würden Jorge jagen.

Mary, Angel, Cassie und Jaxon Stefanie.

»Ich begleite dich, Justin«, gab Riley irgendwann von sich und Justin nickte nur. Ob es ihm gefiel oder nicht: Er würde ihn womöglich brauchen. 

Als all das geklärt war beschlossen sie es morgen zu machen. Schon früh bevor die Sonne aufging würden sie versuchen sie zu finden. Es war dafür mittlerweile zu spät und einige mussten hier eben etwas mehr schlafen als andere.

Zusammen mit Justin ging ich dann nach oben. Wir suchten uns ein Zimmer und gingen hinein. Sofort legte ich mich auf das Bett. Justin schien die Tür noch zu verschließen und legte sich dann zu mir. Sein Arm legte sich um mich und ich sah ihn an. 

»Bitte passt morgen auf. Besonders du«, flüsterte ich und legte mein Hand auf seine Wange. Ich konnte ihn einfach nicht verlieren. Das würde ich nicht ertragen.

dark love ➹ j.b ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt