Kapitel 4 - Mason

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„Ich will nicht rein gehen. Kann ich nicht einfach bei dir bleiben?", fragt Emilia als ich vor dem Haus meines Vaters anhalte. Ich würde keinen Fuß in dieses Haus setzen wollen, aber es beunruhigt mich, dass es meiner Schwester genauso geht. Es ist ihr Zuhause und sie sollte es lieben. „Was ist denn los? Ist etwas passiert, von dem du mir nichts erzählt hast?" „Mama und Papa haben sich heute morgen ziemlich doll gestritten. Sie streiten in letzter Zeit sehr oft, aber heute war es besonders schlimm", erzählt Emilia und ich sehe, wie eine erste Träne ihre Wange herunter kullert. Es ist schrecklich, meine Schwester so zu sehen. Ich würde meinem Vater so gerne in den Arsch treten, aber das würde Emilia auch nicht helfen. Ich wische die Träne weg. „Warum kann mein Leben nicht normal sein? In der Schule erzählen alle immer von ihrem Wochenende. Die sind einfach immer glücklich und erleben ständig etwas mit ihrer Familie. Weißt du, was ich erzähle? Ich denke mir immer irgendetwas aus und lüge meine Freunde an", sagt meine Schwester und schluchzt. Ich nehme sie in den Arm. Ich muss jetzt für sie da sein. Wieso habe ich nicht gemerkt, dass es meiner Schwester so schlecht geht? Ich bin ein egoistisches Arschloch, das nur an sich selbst denkt. Ich habe mich mit meinem Leben abgefunden. Wenn man so aufwächst wie ich, dann weiß man, wie es ist alleine zu sein. Es macht mir nichts aus, dass ich in der Uni nur einen Freund habe. Ich brauche nicht viele Menschen um mich. Harmonie und Liebe interessieren mich einen Scheißdreck. Aber es reicht, dass mein Leben so verkorkst ist, Emilia hat das nicht verdient. 

Meine Schwester reißt mich aus meinen Gedanken, als sie sich aus der Umarmung löst und mich anschaut. „Bin ich ein schlechter Mensch Mase?", fragt sie ganz leise. „Soll das ein Witz sein? Du bist das tollste Mädchen der Welt und die beste kleine Schwester, die man sich nur wünschen kann. Ich kann es nicht ertragen, dich so traurig zu sehen. Möchtest du, dass ich mal mit unserem Vater spreche?" Ich kann kaum glauben, dass ich das wirklich anbiete, aber ich muss das für Emilia machen. „Würdest du das wirklich tun?", fragt sie. „Für dich würde ich so ziemlich alles tun. Ist es in Ordnung, wenn ich nächste Woche mal vorbeikomme? Jetzt bin ich nicht bereit für ein Gespräch mit ihm und es ist auch immer noch mein Geburtstag. Ich denke nicht, dass heute der beste Tag ist, um mit ihm zu sprechen."
„Ja das ist ok. Ich finde es auch besser, wenn du nicht heute mit ihm sprichst. Ich möchte wirklich nicht, dass ihr euch streitet", antwortet meine Schwester. Als ob es möglich wäre, dass wir uns jemals nicht streiten. Aber das sage ich nicht laut. Ich möchte Emilia ihre Hoffnung nicht nehmen. Und das werde ich auch nicht. „Und jetzt ab ins Haus mit dir, sonst bekomme ich noch Ärger", sage ich. „Okay. Danke, dass ich heute zu dir kommen durfte, ich hatte viel Spaß. Ich fände es toll, wenn Ava deine Freundin werden würde. Sie ist echt super", sagt Emilia und grinst mich an. „Ich werde es mir überlegen", antworte ich und lache. „Ich hatte auch einen schönen Tag. Ich rufe dich in den nächsten Tagen an und sage Bescheid, wann ich vorbeikomme, okay?" „Ja ist gut. Bis dann", sagt sie, umarmt mich und öffnet die Autotür. „Und morgen in der Schule kannst du jedem von deinem super Wochenende mit dem besten Bruder erzählen", sage ich. Sie lächelt mich an und steigt aus. „Ich hab dich lieb", sagt sie und schließt die Autotür. Sie winkt noch einmal und geht ins Haus. Ich will gerade losfahren, da klingelt mein Handy. „Ey Alter, lange nichts gehört. Ich dachte schon, du wärst tot." „Sorry, aber ich hatte die ganze Zeit kein Netz in diesem Kuhkaff. Ich bin gerade am Bahnhof angekommen und dachte, mein lieber bester Freund ist doch bestimmt so nett und holt mich ab. Ach ja und happy Birthday", sagt Matt. Ich grinse. „Ich hab mir schon gedacht, dass du etwas willst. Du rufst mich sonst nie an. Aber ist gut, ich bin in zehn Minuten da. Ach ja und danke", antworte ich und lege auf.

Bis alles zerbrichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt