Kapitel 3 - Dracos Sicht

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Ich öffnete die Augen und schloss sie direkt wieder. Was war denn bitte so hell? Langsam öffnete ich sie wieder um herauszufinden wo ich bin. Ich sah nur weiß, also der Krankenflügel. Aber warum? Jetzt fiel es mir wieder ein, ich wurde zusammen geschlagen, aber wie komme ich jetzt hierher. Naja das mit dem Verprügeln kommt doch öfters vor und es hat noch nie wirklich jemanden interessiert. Wieso sollte es auch? Ich bin doch nur Draco, ein widerwärtiger Malfoy der jeden fertig gemacht hat und es nicht mehr verdient hat zu leben.

Als ich mich kurz umdrehte, hörte ich schon hektische Schritte auf mich zukommen. Madame Pomfrey natürlich, besuchen würde mich sowieso niemand. Langsam setzte ich mich auf und streckte mich etwas, wobei ich schmerzhaft bemerken musste wie weh alles tat. Meine Rippen, meine Arme, Beine einfach alles. Schnell aber trotzdem vorsichtig ließ ich mich wieder auf die weiche Matratze sinken.

"Ah Mister Malfoy, sie sind wach. Wie geht es ihnen?" Überrascht schaute ich sie an. Naja war ja klar dass sie das fragte, war ja schließlich ihre Pflicht. "Naja eigentlich ganz gut, bis auf dass ich mich kaum bewegen kann und mir nicht erklären kann wie ich hier her gekommen bin." sagte ich mit leicht sarkastischem Unterton in der Stimme. "Ok naja ist ja auch klar, was sie erlebt haben. Können sie mir denn sagen wer die Angreifer waren?" " Nein es tut mir leid, daran kann ich mich nicht mehr erinnern" gab ich gespielt traurig zurück. Natürlich wusste ich genau, dass es Blaise, Theodore und seine Freunde waren, aber ich hatte es einfach verdient den ganzen Schmerz zurück zu kriegen, welchen ich ihnen zugefügt hatte.

"Ich informiere Mister Potter über ihren Zustand, der ist nämlich höchst besorgt. Er wollte sogar hierbleiben aber ich musste ihn zurück zu den Türmen schicken" sagte sie. Was? Was hatte Harry mit der ganzen Sache zu tun? "Wie? Was ist mit Potter?" "Er hat sie hierher gebracht. Mister Potter war wirklich sehr besorgt um sie. Da es schon Sperrstunde war, musste ich ihn zurück zu den Türmen schicken, aber wenn er gekonnt hätte, wäre er wahrscheinlich die ganze Nacht hiergeblieben bis sie aufgewacht wären" sagte sie, währenddessen sie meinen kleinen Tisch neben dem Bett etwas aufräumte.

"Ok?!" sagte ich etwas verwirrt. Bestimmt hatte ich mich verhört. Oder es war ein Traum.

Kurz nachdem der Unterricht geendet hatte, was ich an der Uhrzeit erkennen konnte, kam Harry in den Krankenflügel. Er war ganz schön außer Puste, so als wäre er gerannt. Aber wieso sollte er. "Malfoy du bist aufgewacht. Ich bin ja so froh. Was ist denn passiert? Wer war das?!" "Potter was willst du hier? Dich als Held aufspielen? Und was geht es dich an, wer das war? Kann dir doch egal sein wer mich verprügelt." sagte ich in meinem gewöhnlichen Malfoy Ton.

"Ich habe mir doch nur Sorgen gemacht aber fein, wenn du keine Hilfe willst, dann halt nicht." sagte er etwas beleidigt. Er wollte gerade von dem Stuhl neben meinem Bett aufstehen, sich umdrehen und dann den Krankenflügel verlassen, als meine Hand zu seinem Handgelenk schnellte. Ich weiß nicht wieso, aber ich hatte den Drang ihn aufhalten zu müssen. "Was ist denn noch?" Ich konnte nichts antworten, da ich die Antwort ja selbst nicht wusste, weshalb ich nur leise etwas murmelte, was er nicht verstand.

"Weißt du Malfoy, vielleicht sollten wir die alten Zeiten mal hinter uns lassen, diese ganzen Streitereien machen keinen Sinn und das wissen wir beide. Aber langsam müssten wir alt genug sein, um zu verstehen dass wir einfach mit einander klarkommen müssen. Wir müssen ja nicht gleich Freunde sein, aber vielleicht sollten wir einfach versuchen unsere Vergangenheit hinter uns zu lassen und mit einander klar zu kommen." erstaunt schaute ich ihn an. Das was er gerade gesagt hat, wünsche ich mir schon die ganze Zeit, dass er das zu mir sagt. Aber ist das echt? Ich meine wieso? Alles was ich ihm angetan habe, ist ein Grund dafür mich zu hassen, und das verstehe ich auch.

" Also... na-..natürlich,... also ich habe kein Problem damit." brachte ich langsam und stotternd hervor. Harry lachte kurz auf. "Aber Potter denk jetzt nicht, dass wir beste Freunde sind." sagte ich schnell um keinen falschen Eindruck zu machen. "Natürlich nicht, aber könnten wir uns bei unseren Vornamen nennen, Draco? Ich fände das irgendwie normaler, anstatt uns mit unseren Nachnamen anzusprechen." "Ähhh...na klar" sagte ich schnell, auch wenn ich nicht wusste ob ich es machen würde, weil ich es mir schließlich all die Jahre angewohnt hatte. Aber im Grunde genommen war ich zu schwach um mich jetzt über irgendetwas aufzuregen oder mir über irgendetwas Gedanken zu machen.

Warte habe ich gerade wirklich ein Freundschaftsangebot von Harry Potter angenommen. Wieso macht er das überhaupt? Ich kann das nicht, was ist wenn er mich nur ausnutzt? Sich im Nachhinein über mich lustig macht, so wie jeder. Naja ich sollte mal positiv sehen auch wenn das nicht so einfach ist.

"Draco ich muss jetzt gehen, ja? Ich habe mich noch mit Hermione zum Lernen verabredet, auch wenn ich dir lieber Gesellschaft leisten würde. Sag mir bitte Bescheid wenn du wieder aus dem Krankenflügel raus bist." "Also Madame Pomfrey hat glaube ich gesagt, dass ich in einer Stunde gehen kann" gab ich nachdenklich zurück. "Oh ok, soll ich dich abholen später?" "Nein, natürlich nicht, erstens bist du mit Granger verabredet und zweitens sind wir keine Freunde." sagte ich wieder in meinem Malfoy Ton. Kurz dachte ich Entäuschung in seinem Gesicht sehen zu können, aber ich kann mich auch geirrt haben. Beziehungsweise ich muss mich geirrt haben.

Harry verließ den Raum und ich schloss nochmal die Augen. Ich wollte einfach mal kurz über alles nachdenken. Seit ich Harry das erste Mal gesehen habe, hatte ich ein Kribbeln im Bauch, aber über die Zeit wurde es immer weniger und ich habe mir ausgeredet etwas für ihn zu empfinden. Ich meine ich bin ein Malfoy und er ist ein Junge. Mein Vater würde mich wohl wortwörtlich umbringen wenn er wüsste, dass ich auf Jungs stehe oder dass ich mich mit Harry Potter angefreundet oder besser gesagt Frieden geschlossen habe. Er würde mich nicht verstehen. Auch wenn er so oder so nicht mehr mit mir redet.

Er hat mich aus dem Manor geworfen, weil ich es einem Malfoy nicht würdig bin dort zu wohnen, wie er es ausgedrückt hat. Er hat gesagt, dass ich nicht mehr sein Sohn bin und mich einfach rausgeschmissen. Wahrscheinlich weil ich mich nach dem Krieg schlecht gefühlt habe, weil ich auf die Seite des dunklen Lordes gegangen bin und auch auf dieser gekämpft habe. Allerdings habe ich ihm das natürlich nicht gesagt, er hat mich belauscht. Als ich eines Tages mal mit meiner Mutter geredet habe. Mit ihr kann ich reden, sie ist die einzigste die immer für mich da war, aber als Lucius entschieden hat mich rauszuwerfen, hat sie sich nicht wehren können. Das kann ich auch verstehen, schließlich wer würde schon sein Leben geben für jemanden wie mich?

Richtig niemand...

Wenn ich also jetzt nicht mehr mit Harry verfeindet war, könnten wir vielleicht sogar Freunde werden? Naja ich sollte darüber noch nicht nachdenken. Er hat genug Gründe mich zu hassen, deshalb beschwere ich mich auch nicht wenn er keine Freundschaft will. Eigentlich glaube ich auch garnicht daran, weil wenn man zurück denkt, wie viele Menschen, Freunde und Familie er wegen mir verloren hat und ich mich im Nachhinein auch noch darüber lustig gemacht habe, ist es verständlich dass er mich hasst. Oder vielleicht sogar ausnutzt um sich danach über mich lustig machen zu können. Aber ich lehne das jetzt bestimmt nicht ab, weil es mag mich sowieso niemand, ob mich die Schüler jetzt noch mehr hassen würden, wenn das überhaupt möglich wäre, wäre mir relativ egal.

Und somit schloss ich die Augen komplett und schlief nochmal ein, bis ich von Madame Pomfrey geweckt wurde.

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So Leute mal wieder ein Kapitel :) Heute etwas länger. ich hoffe es gefällt euch.

Wie alt seid ihr eigentlich so?

Liebe Grüße Nina

Veröffentlicht am: 11.02.2021

Liebe und Schmerz - DrarryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt