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Noch zwei Tage liefen David, Zee und Ben durch den Wald bevor sie zur Basis gelangten. David war erstaunt, wie gut die beiden sich den Weg durch den Wald bahnten und mit unerschütterlicher Sicherheit den Weg fanden.

 Die letzten Tage waren sie eher schweigsam voran gekommen; jeder hing seinen Gedanken nach. Zee lief an der Spitze, wahrscheinlich, weil sie sich von David fern halten wollte. Sie machte keinen Hehl aus ihrem Misstrauen ihm gegenüber und immer wieder nahm er ihre wachsamen  Blicke war.  Ben war ganz anders. Ein Bär von einem Mann, der Zee mindestens zwei Köpfe überragte und freundschaftlich mit ihm umging. Nur wenn er über die Elemente zu sprechen begann, wurde er jedesmal scharf von Zee unterbrochen. Sie wollte auf keinen Fall, dass David zu viel wusste. Vielleicht nicht nur aus Sicherheitsgründen, sondern vielleicht auch weil sie dachte, er sei es nicht wert, etwas darüber zu wissen.
 Er kannte sie kaum, aber es versetzte ihm Stiche, dass sie so kalt und abweisend war. Wo sie doch so schön war. Ihr zierlicher, zarter Körper passte so gar nicht zu ihrem starken, wilden Wesen und genau das übte eine faszinierende Anziehung auf ihn aus.

Als die Basis auftauchte, war David erneut überrascht. Es war ein altes Flughafengelände mitten im Wald. Die Rollbahnen waren teilweise von Pflanzen überwuchert und die Reste des Flughafengebäudes waren ringsum durch Bäume und Büsche getarnt. Von oben wäre es unmöglich, den Flughafen zu erkennen.

Rings um das Gebäude hatten die Menschen ähnliche Zeltplanen wie Ben sie besaß, in die  Äste der Bäume gespannt. Menschen saßen darunter und unterhielten sich, Kinder spielten zwischen den Bäumen, es herrschte ein emsiges Treiben, aber in gedämpften Ton. Als Ben, Zee und David in Sichtweite kamen, ernteten sie neugierige Blicke, aber keiner schien besorgt zu sein und sogleich waren sie wieder in ihre Tätigkeiten vertieft.

"Wow, so viele Menschen! Wie habt ihr es geschafft, euch so lange hier zu verstecken?"                       "Das haben wir nicht. Wir bleiben nie lange an einem Ort und auch nie mit so vielen. Aber die einzelnen Clans treffen sich immer wieder. Wir besprechen die Lage, tauschen Material und Information aus. Stocken unsere Vorräte auf, planen wie es weitergehen soll." Ben berichtete bereitwillig und mit einem Anflug von Stolz in seiner Stimme über die Elemente.
 "Und was passiert jetzt hier? Mit mir?"
Zee bedachte ihn mit einem stechenden Blick..  "Hoffentlich dreht Natha euch beiden den Hals um!" "Du darfst das nicht so ernst nehmen, David. Zee will immer gleich jeden umbringen." "Ja, weil ich das gut kann", setzte Zee hinzu. "Wie kann man es mit ihr nur aushalten? Sie ist so störrisch." Ben entfuhr ein herzliches Lachen. "Man muss sie einfach lieben!"

Zum ersten Mal bemerkte David Verlegenheit an Zee, aber der Moment huschte schnell vorüber und  Zee hatte ihre Miene wieder fest im Griff.
 "Wir bringen dich zu unseren Clan-Anführern. Dann entscheiden wir, wie es weitergehen soll." Ben setzte das Gespräch im Plauderton fort.
 "Wieso hast du mich überhaupt am Leben gelassen und mich mitgenommen? Ich verstehe es nicht."
 "Nun, das kann ich auch nicht verstehen!" warf Zee gereizt ein und ihre schweren Lederstiefel dröhnten über den alten Asphalt.
 "Nennen wir es eine Ahnung!" Ben klopfte David freundschaftlich auf die Schulter und grinste Zee frech an. Die rollte nur mit den Augen und lief zielstrebig weiter.

Sie betraten das alte, zerfallene Flughafengebäude und David stellte fest, dass es überwiegend als Lager diente. Die Fensterscheiben waren fast alle zerstört, wahrscheinlich waren sie irgendwann einem Angriff zum Opfer gefallen. Zum ersten Mal sah er Zee in einem entspannten Zustand. Sie legte ihre Waffe am Eingang ab, genau wie Ben, lockerte ihre Lederjacke und öffnete den Pferdeschwanz. "Ich brauch ne Dusche," stöhnte sie. "Aber das muss ja leider noch warten!", fügte sie  hinzu und streifte David erneut mit einem Blick, der töten könnte.

Der kleine Flughafen hatte ursprünglich nur eine kleine Check-in Halle und mehrere kleinere Warteräume, die jetzt zwar überwiegend zur Lagerung dienten, einige jedoch waren eine Art Lagebesprechungsraum mit Tischen, Stühlen und Karten.  Sie betraten einen der Räume, der zum Schutz vor der Witterung mit Plastikplanen verhangene Fenster hatte.
 Eine Frau saß über Karten gebeugt an einem Tisch und blicke auf, als sie eintraten.
 "Ben! Zee! Endlich seid ihr zurück." Sie stand auf, stutze aber sogleich als ihr Blick auf David traf.
 "Wer ist er denn?" fragte sie ernst.
 Zee verschränkte die Arme und sah Ben gespannt an.
 "Bevor du dich aufregst, Natha: es war meine Idee ihn mitzunehmen. Wir haben David bei den letzten Angriffen gefunden. Er war bewusstlos." Nette kleine Lüge, schoss es Zee durch den Kopf.
 "War er das? Ja? Und was sollen wir nun mit ihm machen?"
 "Er könnte uns vielleicht nützlich sein."
 "Wozu?" fragte die dunkelhäutige Anführerin ungehalten.
 David fühlte sich wie in Trance versetzt. Sie redeten über ihn, aber nicht mit ihm. Sie entschieden hier über sein Schicksal und er hatte keine Chance, auch nur ein Wörtchen mitzureden.  "Nun, Zee hat schon ne Menge Ideen, was sie mit mir machen könnte. Mir die Kehle durchschneiden, mich erschießen, erhängen, erwürgen, mir mit ihrer Feuermagie Dampf unterm Hintern machen oder ganz einfach mit ihren Blicken töten."

The Unknown ElementWo Geschichten leben. Entdecke jetzt