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David schleppte sich schlurfend neben Zee her. Die Stirn gerunzelt behielt sie den Ort, eingebettet  zwischen bewaldeten Bergen, ständig im Blick. Ihre Augen suchten das gesamte Gebiet ab. Die Zufahrtsstraßen waren von hier oben deutlich zu sehen und die dahinter liegenden Wälder ebenso. Ihr Maschinengewehr baumelte an einem selbst gebastelten Gurt an ihrer Seite,  die rechte Hand hatte sie griffbereit darauf liegen.
Ihm war übel und sein Kopf schmerzte noch leicht. Was war nur los mit ihm? Warum fühlte er sich so elend und krank? Von den Halluzinationen wollte er Zee lieber nichts erzählten, sonst flippte sie noch völlig aus und kam auf die Idee, ihn K.O. zu schlagen und ihn einfach hier zu lassen. Sie wollte kein Risiko eingehen, das war ihm klar.
"Was machen wir jetzt? Gehen wir da runter?" Zee starrte weiter die Häuser an.
"Wir müssen uns was zu Essen besorgen. Vielleicht müssen wir irgendwo was klauen. Hast du schon mal geklaut?" Die Verachtung in ihrer Stimme war kaum zu überhören.
"Ich könnte auch was kaufen."
Mit einem Ruck blitze sie ihn an.
"Kaufen?"
"Ja,  kaufen. Man geht in einen Laden, nimmt sich etwas und bezahlt mit Geld. Schon mal davon gehört?"
"Ja ja ja. Ich wusste nur nicht, dass du noch Geld hast."
"Tja, naja, es sei denn, du hast mich beklaut!"
Sie verzog schmollend den Mund.
"Okay, wir gehen da runter und suchen einen Laden. Du gehst rein, ich geb dir Deckung."
 Sie überprüfte ihre Waffe, zog den Reißverschluss ihrer Jacke fest zu und stapfte weiter.
"Deckung?" wollte David wissen. "Du glaubst, Soldaten sind da unten?"
"Soldaten gibt es überall. Nur erkennt man sie manchmal nicht sofort. Außerdem glaube ich, dass sie hier bald Stellung beziehen."
David runzelte die Stirn. Laut Zee hörte sich das nach einer alles umfassenden Verschwörung an.
"Ja, genau, eine Verschwörung. Die sind überall", erwiderte sie.
David runzelte die Stirn. Er hatte das doch nicht laut gesagt, oder etwa doch?
Zee ließ ihre Waffe am Ortseingang notgedrungen in ihrem Rucksack verschwinden. Mit einer Waffe würden sie erst Recht nicht weit kommen. Sie sahen sowieso schon verdächtig aus und mussten vermeiden, die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
In dem Ort gab es tatsächlich einen Supermarkt und David bahnte sich ohne  zu zögern seinen Weg durch die Regale. Er packte zwei Wasserflaschen, eine Packung Müslieriegel, Würstchen und Bananen in einen Einkaufskorb. Das würde sie auf jeden Fall bis morgen durchbringen. Die Frau an der Kasse sah ihn misstrauisch an und zog die Einkäufe schnell durch den Scanner. David lächelte sie an.
"Ganz schön nebelig heute."
Die Frau hinter der Theke nickte einmal. Da sie nicht sehr gesprächig war, beließ David es dabei und verließ nach dem Bezahlen den Laden. Zee wartete an der Ecke und kramte gleich in der Plastiktüte mit den Einkäufen herum. Sie schnappte sich eine Banane und aß sie mit drei Bissen auf.
"Du kaust wohl nicht mal, he?" David hatte selten ein so ausgehungertes Mädchen gesehen.
Doch kaum hatte sie die Banane vertilgt, flogen ihre Augen schon weiter durch die Straßen. Immer auf der Suche nach verdächtigen Bewegungen. Sie schätze die Entfernungen zwischen den Häusern ab, sah sich nach Rückzugsorten und Deckungsmöglichkeiten um.
"Komm, lass uns abhauen."
"Wir könnten auch ein Zimmer nehmen. Ich habe vorne am Ortseingang eine kleine Pension gesehen."
"Bist du irre? Ich bleib hier nicht länger als ich muss."
"Jetzt komm schon. Eine Dusche würde uns beiden gut tun und ein wenig Schlaf erst Recht."
Sie schüttelte den Kopf.
"Nur über meine Leiche."
"Vielleicht könnten wir von hier die Feindbewegungen besser studieren. Vielleicht könnten wir sogar übers Fernsehen etwas von den anderen erfahren."
Sie stutzte und grübelte.
"Du weißt, dass sie keine Gefangenen machen."
"Ja, aber trotzdem. Ich könnte auch jemanden anrufen und fragen, was los ist."
"Anrufen? Du hast sie nicht alle. Lad sie doch gleich alle ein und erzähl ihnen von uns. Wie soll man dir bloß Vertrauen?"
 "Ich wusste nicht, dass es dafür noch Hoffnung gab."
David stopfte den Rest des Einkaufs in seinen Rucksack, warf ihn sich auf den Rücken und marschierte voran.
Zee folgte ihm zähneknirschend.

Die kleine Pension hatte lediglich zwei getrennte Wohneinheiten neben dem Hauptwohnhaus. David hatte die Frau davon überzeugen können, das sie Studenten waren, die ein wenig in der Gegend reisen wollten und so überließ die rundliche Frau den beiden ruhigen Gewissens eine der beiden Wohneinheiten.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 20, 2020 ⏰

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The Unknown ElementWo Geschichten leben. Entdecke jetzt