Der Morgen hatte dank dem Bild von Prinz Dir im Hundezwinger nicht gerade prickelnd für Reik, Aegir und mich begonnen. Zwar war ich sicher nicht zart besaitet, doch der Anblick hatte selbst mir einen Schauder über den Rücken gejagt. Einfach weil ich es erschreckend fand wie plötzlich Oleg sich so extrem gewandelt hatte. Familie war wichtig für ihn gewesen. Doch nun schien es, als wäre sie absolut gar nichts mehr für ihn wert. Er kümmerte sich um seinen Neffen Igor, ja. Aber in erster Linie eben wohl doch nur, weil er ohne ihn keinen Einfluß haben würde.
Wir hatten noch einige Zeit über das Thema debattiert. Aegir hatte sich allerdings schnell abgeseilt und war verschwunden. Mein Bruder war immer noch unsicher. Doch ich merkte dass er kurz davor war ebenfalls vollends unserer Meinung zu sein.Aegir tauchte erst wieder auf als Reik und ich bei der Nachtmahlzeit saßen. Mit ihm kam auch Andrik. Dessen Vater lebte schon lange in Kiev und war ein angesehener Waffenschmied hier. Andrik half ihm in seiner Schmiede von klein auf und war inzwischen ein guter Freund von meinem Bruder. Mit im Schlepptau waren außerdem mir zwei unbekannte junge Frauen. Die eine hell-, die andere dunkelhaarig, aber beide hübsch und bei Aegirs Armen eingehakt. Den beiden Männern sah ich schon bei der Türe an, dass sie einiges an Bier und Met gebechert haben mussten.
"Offenbar kommen wir gerade richtig zum Essen", stellte Andrik euphorisch fest und hatte schneller neben mir Platz genommen als ich gucken konnte. Ich mochte ihn. Wirklich. Denn eigentlich war er ein sehr ruhiger Geselle. Aber wenn er einen gewissen Pegel an Alkohol überschritten hatte, dann war er unausstehlich. Konnte man nur hoffen dass das Saufgelage mit Aegir noch nicht all zu sehr ausgeartet war.
Während Andrik sich ungeniert eine Schüssel schnappte und sich etwas von der Suppe nahm, trat mein lieber Bruder näher und legte lässig seine Arme um die Hüften der beiden Frauen.
"Wenn ich vorstellen darf, das ist Milana" Aegir drückte der Blonden zu seiner linken seine Lippen auf die Wange und wand sich dann der Dunkelhaarigen zu seiner rechten zu. "Und das ist Schanna" Auch sie küsste er wie selbstverständlich auf die Backe.
"Und das meine Hübschen sind meine liebreizende Schwester Skadi und unser alter Freund Reik. Über ihn haben wir ja schon gesprochen"
Während ich mir das letzte Stück Brot in den Mund schob und zur Begrüßung nur kurz nickte, hatte Reik sich bei der Erwähnung seines Namens aufgerichtet. "Was gab es denn über mich zu sprechen?"Aegir zwinkerte Schanna zu, ehe er sich auf den Stuhl mir gegenüber setzte und dabei Milana auf seinen Schoß zog. Das Kichern der Blonden verriet mir, dass wohl auch die Damenwelt schon bei der Sauferei dabei gewesen war. Ich bemühte mich nicht mit den Augen zu rollen und griff nach dem Bierkrug um mir einzuschenken.
"Wir haben Aegir nur gefragt ob die Geschichten wahr sind die man von dir hört", säuselte die dunkle Schanna und nahm auf dem Stuhl neben Reik Platz. Mit klimpernden Wimpern warf sie ihr langes Haar nach hinten und bedachte Reik mit einem vielsagenden Blick.
"Was hört man denn für Geschichten von mir?"
"Dass du genauso ein wilder und tapferer Krieger bist wie Aegir. Dass du schon viele Kämpfe für dich entschieden hast"
Reik leckte sich über die Lippen und rückte mit seinem Stuhl ein Stück näher zu Schanna. Währenddessen hatte die andere Schönheit begonnen ihre Zunge im Mund meines Bruders zu versenken und mir blieb fast nichts anderes übrig als mich Andrik zuzuwenden."Willst du Bier?", fragte ich ihn und hielt zur Verdeutlichung den Krug hoch.
Andrik schluckte die Suppe hinunter die er gerade in sich hinein gelöffelt hatte und nickte. "Ja bitte"
Ich tat wie geheißen und schob ihm den Becher rüber, ehe ich meinen kurz anhob und trank. "Skal!"
"Skal!", stimmte Andrik ein und fügte hinzu: "Auf dich schöne Skadi und auf deine vorzüglichen Kochkünste" Während er sich ebenfalls einen kräftigen Schluck genehmigte, lagen seine dunklen Augen auf mir.
Meine Kochkünste waren passabel und ganz bestimmt nicht vorzüglich. Der sonst doch eher stille und zurückhaltende Andrik hatte sich wohl mal wieder ein wenig Mut angetrunken. Doch zum Glück wohl noch nicht so viel, dass er unangenehm wurde. Das beruhigte mich und ließ die Hoffnung in mir aufkeimen dass der Abend dann vielleicht doch nicht all zu schrecklich enden würde. Ich meine, wenn Aegir ihn schon mitgebracht hatte...
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Skjebne
RandomSkadi lebt schon viele Jahre mit ihrem Bruder und ihren gemeinsamen Freund in Kiev. Wo sie im Dienst von Prinz Oleg stehen. Doch dieser scheint plötzlich einen perfiden Plan zu verfolgen und die drei sind am Zweifeln ob sie noch auf der richtigen Se...