Ich war kurz davor aufzubrechen; meine Sachen waren gepackt und mein Pferd gesattelt. Es war noch sehr früh am Morgen. Die Sonne war noch nicht mal am aufgehen. Ich hatte mich bewusst extra früh und still rausgeschlichen, um Aegir und Reik nicht zu wecken. Die beiden waren auch nach unserem langen Gespräch gestern morgen, nicht besonders begeistert von meiner Idee. Zumindest nicht davon, mich alleine aufbrechen zu lassen um Anna zu suchen. Ich wollte mir weitere Belehrungen der beiden ersparen und so hatte ich ihnen nur eine Nachricht hinterlassen. Darum, und weil ich Verabschiedungen ohnehin hasste. Wenn alles gut ging und nach Plan verlief, dann würde ich in einigen Tagen wieder zurück sein.An den Zügeln führte ich das Pferd aus dem Stall und trat in die eisige Morgenluft. Am Abend hatte es begonnen stärker zu schneien. Keine perfekten Bedingungen für die Reise Richtung Nowgorod, doch da musste ich durch.
Entschlossen zog ich mir die Kapuze auf den Kopf und schwang mich auf die schwarze Stute. Es war lange her, dass ich das letzte Mal - in einer nicht allzu ungefährlichen Situation - alleine unterwegs war. Doch es war auch wichtig, dass Reik und mein Bruder ihrer Sache nachgingen. Wenn ich weg war, würden sie sich hoffentlich auch wirklich darum kümmern Oleg und Ivar im Auge zu behalten.
Der Schnee knirschte unter den Hufen und bis auf eine Hand voll Menschen begegnete ich niemanden, auf meinem Weg zum Haupttor. Zwar hätte ich es sicher auch irgendwie geschafft mich raus zu schleichen, doch ich hatte bewusst diese Route gewählt. Für den Fall, dass die Wachen mich aufhielten, hatte ich eine Erklärung parat. Und ich wollte auch, dass ich diese womöglich vorbringen musste. Denn wenn Oleg etwas davon erfuhr - was ziemlich wahrscheinlich war - dann wäre dies immer noch besser, als dass er später mitbekam dass ich heimlich abgehauen war. Dann würde er erst recht Verdacht schöpfen."Hey, stehen bleiben!", blaffte mich einer der zwei Wachen am Tor auch sofort an. Ich hielt mein Pferd an und schob meine Kapuze ein kleines Stück nach hinten. Weit genug, damit sie mein Gesicht sehen konnten.
"Wo willst du hin?", fragte der Zweite als er näher getreten war und mich wohl erkannte.
"Eigentlich hat euch das ja nicht zu kümmern", verkündete ich kühn. Doch gerade als der andere mich erneut anschnauzen wollte, sprach ich in zuckersüßem Ton weiter. "Aber wenn ihr natürlich schon so freundlich fragt; ich bin auf dem Weg um für Andrik eine Waffe auszuliefern"
Die beiden Männer mittleren Alters sahen sich eine Sekunde stumm an. "Seit wann spielst du für den Schmid den Laufburschen?", wollte der etwas Freundlichere der beiden wissen.
"Seitdem sein Vater nicht gerade von bester Gesundheit ist und er sich um die Schmiede kümmern muss"
Zugegeben, dass ich ausgerechnet Andrik mit rein zog war nicht die feine Art. Noch dazu weil er womöglich für mich lügen musste wenn es hart auf hart kam. Doch als ich gestern erneut zu ihm gegangen war und ihn um Hilfe gebeten hatte, hatte er sofort zugesagt mir zu helfen.
Die Abmachung war schlicht und einfach; er hatte mir eines seiner neu gefertigten Schwerter gegeben und falls jemand nachfragen sollte, würde er behaupten er hätte mich losgeschickt um es seinem Kunden zu überbringen. Dass sein Vater derzeit nicht gerade fit war, war nicht einmal gelogen.Etwas misstrauisch beäugte der zweite die wenigen Sachen die ich gepackt hatte. Das fein säuberlich eingepackte Schwert von Andrik, hatte ich extra auffällig platziert.
"Gut, dann einen guten Ritt", wünschte mir allerdings ohne weitere Skepsis der andere Wachmann und trat zur Seite, um mir den Weg frei zu machen.
Ich hatte ihm schon dankend zugenickt und wollte mich erneut in Bewegung setzen, als ich erneut jemanden rufen hörte. Diesmal allerdings aus der Richtung, aus der ich gekommen war.
"Hey! Ich muss mit dir sprechen! Warte!"
Neugierig sah ich nach hinten und auch die zwei Wachen reckten die Hälse. Ein junger Bursche kam angelaufen. Schnaufend kam er vor uns zum Stehen und stützte die Hände auf den Knien ab, ehe er mit rotem Kopf auf sah. Seine kurzen, dunklen Haare waren feucht vom Schnee und Schweiß und klebten an seiner Stirn. Die ebenso dunklen Augen musterten mich scheu, doch seine Stimme war überraschend fest, als er fragte: "Ihr seid doch Skadi, oder?"
"Wer will das wissen?" Skeptisch hob ich eine Augenbraue und richtete mich im Sattel auf.
"Prinz Igor will Euch sehen"
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Skjebne
RandomSkadi lebt schon viele Jahre mit ihrem Bruder und ihren gemeinsamen Freund in Kiev. Wo sie im Dienst von Prinz Oleg stehen. Doch dieser scheint plötzlich einen perfiden Plan zu verfolgen und die drei sind am Zweifeln ob sie noch auf der richtigen Se...