Das Geschirr der Pferde klirrte laut in die stille Nacht hinein. Die hohen, dunklen Birken ließen nur spärlich das fahle Licht der Sterne durch die Blätterdecke schimmern. Kalt und klar konnte man den Mond durch die dichten Baumkronen erspähen. Das klirren und die Hufgeräusche der Pferde schreckten ein paar Vögel auf, die ängstlich in die Nacht entschwanden. Das Feuer der Fackeln erhellte einen kleinen Bereich um die Gruppe von Reitern. Doch das Licht schien wie von der Dunkelheit verschlungen zu werden.
"Los kommt schon! Magnolia ist nicht mehr weit!"
Die Stimme gehörte einem jungen Soldaten, welcher auf dem Sitz einer kleinen Kutsche saß. Die Anspannung stand ihm ins Gesicht geschrieben und unterseinem Helm kullerten kleine Schweißperlen sein Gesicht hinab. "Es ist riskant diesen Weg zu nehmen", sagte der Soldat neben ihm, "die Männer wissen das. Es gibt hier kein entkommen. Wenn wir jemandem begegnen müssen wir auf Leben und Tod kämpfen, Tetsuro."
"Ich weiß. Aber es ist der kürzeste Weg nach Magnolia. Wir können es nicht riskieren den langen Weg zu nehmen. Herzog Muimi wird von Attentätern verfolgt. Diese Route kennt kaum jemand. Sie werden daher nicht damit rechnen, dass wir diesen Weg nehmen."
Tetsuro biss sich auf die Lippe und umklammerte die Zügel noch fester. "Los los los!", rief er und trieb die Pferde noch weiter an.
Plötzlich, ohne Vorwarnung bäumten sich die Pferde auf. Ein gewaltiger Ruck ging durch die Kutsche und schleuderte Tetsuro nach vorne. Er landete unsanft auf dem harten Waldboden und zog sogleich sein Schwert.
"Was ist los?!"
Die Gruppe war zum Stilltand gekommen. Ein dickerer alter Mann streckte seinen Kopf aus dem Fenster der Kutsche. Unter seiner verrutschten Schwarzhaar-Perücke konnte man schütteres graues Haar erkennen.
"Warum geht es nicht weiter? Wisst ihr denn nicht wie gefährlich es ist anzuhalten?! Ich werde mich persönlich über Sie beschweren Kommandant!"
Tetsuro ging zum vordersten Reiter. Auch er war gestürzt und versuchte gerade sein Pferd zu beruhigen.
"Leutnant, berichten Sie. Was ist passiert?", fragte Tetsuro.
"Ich weiß es nicht Sir. Das Pferd stoppte plötzlich und hat mich abgeworfen. Irgendwas muss da vorne auf dem Weg sein."
Tetsuro nickte. "Gebt mir eine Fackel, ich sehe nach."
Langsam, mit gezogenem Schwert schlich er weiter vorwärts. Ihm folgten zwei weitere Soldaten.
Vorsichtig schwenkte Tetsuro die Fackel hin und her. Beklemmung stieg in ihm auf und sein Herz pochte bis zum Hals.
Da erfasste der Schein der Fackel eine Silhouette.
Eine kleine Katze mit pechschwarzem Fell hockte auf dem Weg und sah ihn mit großen gelb-glühenden Augen an. Sie miaute kurz und leckte sich dann über die Pfote.
Die Anspannung löste sich und Tetsuro atmete erleichtert auf. Er hatte schon mit sonst was gerechnet. Ein wildes Tier, ein Monster oder womöglich noch ein Magier.
"Alles gut Leute, es ist nur eine Katze! Macht euch fertig wir reiten weiter!"
Er sah wieder zurück auf das Tier. Wieso war sie nicht, wie alle anderen Tiere geflüchtet? Irgendetwas an dem Tier kam ihm seltsam vor.
Er steckte das Schwert weg und beugte sich hinab. Langsam streckte er seine Hand aus und berührte den Kopf der Katze.
Da spürte er plötzlich etwas hartes und festes in seinem Gesicht. Tetsuro hörte seine Nase laut knacken und wurde dann nach hinten geschleudert. Die Fackel fiel ihm aus der Hand.
Dort, wo gerade noch die kleine Katze gehockt hatte, stand jetzt ein junger Mann.
Die schwarzen Haare hingen über seinen stechenden gelben Augen. Er trug nur eine Shorts und ein paar Sandalen. Sein Knie war es auch gewesen, welches Tetsuros Nase gebrochen hatte.
Tetsuro lag regungslos da. Er war wie in schockstarre. Er wollte irgendwas tun. Die anderen warnen, kämpfen, schreien. Aber nichts ging. Er fühlte wie das warme Blut seine Nase und sein Gesicht herunterlief. Der junge Mann grinste ihn an.
"Erwischt.", sagte er und sprintete dann nach vorne.
Tetsuro hörte Schreie, Hilferufe, Männer die in Panik irgendwas riefen. Und klirren. Schläge. Und dann einen dumpfen Aufprall als wäre irgendwas zu Boden gefallen.
Tetsuro drehte den Kopf so gut es ging. Seine Nase schmerzte bei jeder kleinsten Bewegung unausstehlich. Seine Augen weiteten sich und Panik stieg in ihm auf als er sah, wie der Angreifer mit einer unmenschlichen Agilität und akrobatischen Attacken einen Soldaten nach dem anderen zu Boden schickte.
Langsam gewann er seine Fassung wieder und versuchte aufzustehen. Da drückte ein Fuß seinen Kopf zurück auf den Boden. "Ah ah ahh. Wenn ich du wär, würde ich liegen bleiben." Doch Tetsuro hörte nicht. Er war nicht umsonst der Kommandant der 2. Legion der königlichen Armee Fiores. Schnell rollte er sich unter dem Fuß der anderen Person weg und hob sein Schwert. Doch als er sich seinem Gegner widmen wollte bemerkte er die Degenspitze, die sich nur Millimeter vor seiner Kehle befand. "Noch einen Schritt weiter und ich steche zu." Die Stimme gehörte einem weiteren jungen Mann, der ihn abfällig angrinste. Er hatte seine dunkelblonden Haare zurückgegelt und trug einen kurzärmligen braunen Mantel über einem roten Hemd. In seiner Hand hielt er einen hauchdünnen, blankpolierten Degen, dessen Klinge das Mondlicht spiegelte. Die andere Hand umklammerte das Heft eines weiteren Degens. Hinter dem Mann kamen noch weitere Personen zum Vorschein. Vier weitere Männer und eine Frau.
"Ihr seid nichts als Terroristen! Abschaum! Was wollt ihr?! Warum macht ihr das?!"
Der junge Mann im Hemd lachte. "Hahaha. Terroristen, wie süß. Wir sind etwas viel schlimmeres, mein Freund. Wir sind Söldner."
"Egal was ihr seid ihr werdet damit nicht durchkommen! Das lasse ich nicht zu!"
"Zu schade. Eigentlich wollten wir euch am Leben lassen. Deswegen haben wir Kyoku", er wies auf den Mann der sich nun schon durch die zweite Reihe Soldaten kämpfte, "vorgeschickt. Aber bis er fertig ist haben wir ja noch etwas Zeit uns vorzustellen. Mein Name ist Soji. Mit Kyoku hast du ja bereits Bekannschaft gemacht."
Der Reihe nach stellte Soji Tetsuro die übrigen Mitglieder vor.
Plötzlich kam ein Junge angerannt, hinter ihm ging noch ein junger Mann. Er war groß, etwas trainiert und hatte mittellange weiße Haare die ihm ins Gesicht hingen. Über einem hautengen schwarzen Tanktop trug er einen schwarzen Mantel mit Pelzkragen. Sein Gesicht war Blutverschmiert und seine Augen dunkel und kalt. Sie schienen keinerlei Pupillen zu haben. Doch was Tetsuros Aufmerksamkeit am meisten erregte, waren die beiden gezackten Hörner auf dessen Kopf.
Sofort ging Soji in die Knie und die anderen taten es ihm gleich. Der Junge fiel vor Tetsuro auf den Boden und rüttelte heulend an dessen Kettenhemd. "Bitte, Sir, helfen Sie mir! Er- er hat meine Eltern gefressen!" Ungläubig starrte Tetsuro zu dem Mann der langsam näher kam. Im Hintergrund hörte man noch immer am laufenden Band Schreie und die dumpfen Schläge.
"Gefressen? Wie gefressen?" "Wir waren noch Kräuter für Medizin suchen, da kam uns auf einmal dieser Mann entgegen und- und er hat sie einfach-" Der Junge übergab sich vor Tetsuros Füße.
"Du hast deinen Auftrag bis hierher gut erfüllt, Soldat."
Die Stimme des Mannes war lieblos und kalt.
"Holt Kyoku zurück. Und dann tötet die Soldaten." Soji nickte und er und die anderen Personen zogen los. Nur Sekunden später hörte man wie die Schreie lauter und qualvoller wurden.
Kraftlos sank Tetsuro auf den Boden. Er hatte versagt. Vollständig. Hier würde es enden. Noch immer ertönten qualvolle Schreie aus dem Hintergrund.
"Was bist du?", fragte er den mysteriösen Mann.
Dieser beugte sich zu Tetsuro herunter und flüsterte so kalt, das es Tetsuro schauerte.
"Ich bin Gott."
Das war das letzte was Tetsuro hörte, bevor die kalte Klinge des Tantos seine Brust durchbohrte und er spürte wie sich scharfe Zähne in seinen Hals bohrten. Dann verstummten die Schreie.
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Fairy Tail: Leviathan
FanfictionIn den Wäldern vor Magnolia treibt ein Ungeheuer sein Unwesen. Es scheint Menschen lebendig zu verspeisen und hat bereits viele Opfer auf dem Gewissen. Doch als Natsu, Lucy und Co. entsandt werden um das Monster zu bezwingen werden sie getrennt. Si...