Kapitel III: Druck

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Einige Zeit später saßen die Vier in einem Karren und fuhren durch den Wald. Happy flog um sie herum und versuchte irgendeinen Hinweis auf den Verbleib des Herzogs oder des Monsters zu finden.
Die Nachmittagssonne tauchte hin und wieder zwischen der dichten Blätterdecke hervor und erleuchtete den Pfad vor ihnen ein wenig. Es war windstill. Nur der Fahrtwind kühlte angenehm gegen die drückend warme Hitze des Waldes.
Hin und wieder hörte man ein Specht klopfen oder Vögel zwitschern, doch meistens wurde dies von der Geräuschkulisse der Räder oder des Pferdgetrappels übertönt.
Keiner der vier Freunde sprach ein Wort. Sie alle waren angespannt, denn niemand wusste wer oder was sie erwartete geschweige denn ob sie jemals lebendig zurückkehren würden.
"Hey, Happy! Kannst du schon was erkennen?!", rief Natsu nach oben.
"Aye, nein noch nicht. Wobei- da ist etwas auf dem Weg!"
"Ich sehe es auch!", rief Gray, "Das sieht aus wie eine Katze. Sieht die uns nicht? Die wird schon gleich verschwinden."
Unbeirrt hielt er weiter auf das Tier zu. Doch dieses machte keine Anstalten zu verschwinden. Im Gegenteil. Die Katze rollte sich auf dem Bodem zusammen und gähnte. Der Karren kam jetzt immer näher. In letzter Sekunde bremste Gray und die Pferde kamen zum stehen.
Natsu hüpfte freudig aus dem Wagen und ging direkt auf die Katze zu. "Na du kleiner Fratz, du bist aber ein ganz Mutiger."
Er tätschelte ihren Kopf.
"Ey Happy! Vielleicht wird das ein Spielkamerad für dich!"
Doch Happys Augen waren vor Schreck geöffnet als er bemerkte was Natsu da tätschelte. "Nein Natsu! Geh da weg! Das ist keine Katze!"
Im letzten Moment rammte Happy im Sturzflug Natsu in die Büsche am Wegesrand, so dass der Tritt von Kyoku ins Leere ging.
Da stand er nun wieder. Und grinste verärgert in die Runde. "Ehlendiges Vieh.", zischte er Happy entgegen, der sich mitlerweile wieder in der Luft befand. Auch Natsu taumelte benommen aus den Büschen. "Ohoo mein Kopf. Mach das nie wieder Happy, ja? Hö? Wo ist denn die Katze hin? Und wer zum Geier bist du?"
Kyoku grinste nur breiter und entblößte seine Fangzähne.
"Schön das du fragst, mau. Ich bin Kyoku, Tiergeist-Magier und Mitglied von Prodigium Soul."
"Von diesem Tiergeist-Magiern hab ich bereits gehört", erzählte Lucy, "sie können sich in jedes Tier einer bestimmten Gattung verwandeln und erhalten als Mensch zudem noch besondere Fähigkeiten der jeweiligen Rasse."
Kyoku lachte laut und applaudierte. "Ahahaha! Wahnsinn, wahnsinn! Da ist aber jemand gut informiert. Richtig, ich kann jedes Tier der Gattung Katze annehmen. Vom Löwen bis zur Hauskatze." Wie zur Demonstration verwandelte sich Kyoku augenblicklich in einen großen Löwen mit einer glänzenden Mähne.
Jetzt applaudierte Natsu wie verrückt.
"Wow einfach klasse! Super! Du kannst mit der Nummer ja echt im Zirkus auftreten."
Augenblicklich verfinsterte sich Kyokus Miene.
"Kommen wir zum Wesentlichen. Ich bin nur die Vorhut. Ich werde euch keine Probleme machen, aber wenn die anderen kommen sieht es nicht gut für euch aus. Sagt mir, was führt euch hier in unser Habitat?"
Die Stimmung war noch angespannter als zuvor. Wenn sie auch nur ein falsches Wort sagten, wär es das gewesen. Es war wohl schlauer nicht den Auftrag zu erwähnen. Vielleicht konnten sie so noch etwas länger nach dem Herzog suchen. Keiner von ihnen brachte ein Wort raus.
Gerade wollte Lucy etwas sagen, da stellte sich Happy breit-schultrig neben Natsu.
"Wir sind im Auftrag der Königin unterwegs, also solltest du uns bloß nicht weiter aufhalten. Wir müssen den Herzog such-"
Nich bevor Happy den Satz beenden konnte, hatte Kyoku ein markerschütterndes Löwenbrüllen losgelassen.
Lucy vergrub das Gesicht in die Hände.
"Och nöö. Wie kann man nur so blöd sein?"
Gray, Lucy und Juvia sprangen ebenfalls vom Wagen und stellten sich kampfbereit auf.
"Na da hast du uns ja einen schönen Fisch gefangen, Kyoku."
Soji, der Mann mit den Degen, trat hinter ihnen auf den Pfad und schnitt ihnen jeglichen Fluchtweg ab.
Sie saßen in der Falle. Angst machte sich breit. Kam jetzt der Leviathan? War das ihr Ende?
Natsu war der erste der reagierte.
"Wenn der Weg versperrt ist, muss man ihn eben freiräumen!", rief er und rannte auf Kyoku zu.
"Flammende Faust des Feuerdrachen!"
Doch Kyoku duckte sich einfach unter dem Schlag hinweg und vergrub sein Knie in Natsus Magen. Schon im nächsten Moment, mit einer unglaublichen Wendigkeit, traf Natsu ein Tritt gegen den Kopf und keine Sekunde später schleuderte ein ihn Dropkick gegen den nächsten Baum. Stöhnend blieb Natsu davor liegen.
Kyoku strich sich die Haare aus dem Gesicht und lachte.
"Hahaha. Wer ist der Nächste, Huh?"
Lucy wandte sich zitternd an Gray.
"Wenn Natsu schon keine Chance gegen den da hat...dann sind wir verloren."
Doch Gray interessierte das nicht. Er zog sein Shirt aus.
"Natsu ist Natsu. Vergiss das nicht. Er kämpft und ohne irgendwelche Taktik. Der Katzenheini da, setzt auf Konterangriffe. Er wartet bis sein Gegner einen Fehler begeht und setzt diesem dann mit Nahkampfangriffen gnadenlos zu. Aber gegen jemand wie mich wird er wohl kaum- Was ist denn-"
Kyoku hatte sich plötzlich flach auf den Boden geworfen. Als die drei sich umdrehten sahen sie, dass Soji es ihm gleichtat.
Schon im nächsten Moment krachte etwas hinter ihnen in den Karren und eine gewaltige Druckwelle schleuderte die Gray, Juvia, Happy und Lucy weit in den Wald.

Natsu fühlte sich als hätte er eine ganze Torte von Erza verdrückt. Ihm schmerzte der ganze Körper.
Was waren das für Typen und wieso waren die so stark?
Mühsam rappelte er sich auf und taumelte ein paar Schritte vorwärts. Er war von der Druckwelle verschont geblieben, da er ebenfalls am Boden gelegen hatte. Ein Teil seines linken Ärmels war jedoch zerfetzt.
Fragend sah sich Natsu um. Von den anderen fehlte jede Spur. Der Wagen war zerstört, die Pferde tot. Die beiden Angreifer lagen flach auf dem Boden und inmitten der Trümmer stand eine schwarzhaarige junge Frau, die eine äußerst freizügige dunkelrote Rüstung trug.
Sie hatte die Arme zu beiden Seiten ausgestreckt und starrte Natsu direkt an.
"Da ist noch einer.", sagte sie mit einer monotonen kalten Stimme.
Natsu sah sie fragend an.
"Wer bistn du? Und wo zur Hölle sind die anderen."
Die Frau verbeugte sich.
"Mein Name ist Suri. Ich bin Mitglied von Prodigium Soul. Deine Freunde dürften irgendwo tief im Wald sein. Ich kann leider nicht genau berechnen wie weit sie geflogen sind. Hihihi. Dieses Mal habe ich mich wirklich selbst übertroffen."
Natsu sah sie noch fragender an.
"Hö? Selbst übertroffen? Weggeflogen? Was faselst du da?"
Augenblicklich kippte Suris Stimme ins negative.
"BIST DU VOLLKOMMEN DUMM DU HOLZKOPF?! ICH BESITZE DIE DRUCK-MAGIE UND HABE DEINE FREUNDE PER DRUCKWELLE IN DIE UNENDLICHEN TIEFEN DES WALDES BEFÖRDERT!!"
Soji legte ihr einen Arm um die Schulter und strubbelte ihr durchs Haar.
"Eyy entspann dich Suri-Maus. Der Kleine hat doch gepennt."
Suri katapultierte Soji gegen den nächsten Baum.
"FASS MICH NOCH EINMAL AN UND DU FLIEGST INS ALL DU PERVERSLING!! Übrigens Kyoku-sama, das war wieder mal ein beeindruckender Kampf von dir, deine Bewegungen sind immer so hinreißend geschmeidig!"
Kyoku strich sich die Haare aus dem ich Gesicht und sah verlegen in den Himmel.
"Naja- ich- ja natürlich, mau."
"Mir reichts.", sagte Natsu, "ihr komischen Vögel könnt euch allein unterhalten. Ich muss meine Freunde finden."
Er sprang mit einem Feuerstoß ab und verschwand im Wald.

Juvia kam langsam wieder zu sich. Sie war zum Glück weich in einem Busch gelandet. Ihre Kleidung war gerissen und sie hatte mehrere blutige Schrammen auf dem ganzen Körper.
"Juvia...muss...ihren Freunden helf-"
Da erblickte sie ihn. An einem Baum lehnend. Ein junger, großer Mann in einem schwarzen Mantel mit Fellkragen. Die weißen Haare verdeckten seine tiefschwarzen, leeren aber doch so durchdringenden Augen. Er blickte ihr direkt ins Gesicht.
"Wer bist du?", fragte er.
Juvia rappelte sich auf und versuchte sich kampfbereit aufzustellen. Doch ihr Körper schmerzte von dem Sturz und sie konnte keinen klaren Gedanken fassen. Immer wieder starrte sie von den Augen zu den beiden Hörnern.
"Du- bist du der Leviathan? Wo sind die anderen?"
Der Mann lächelte.
"Ja. Ich bin der Leviathan."
Angst und Panik stiegen in Juvia auf. Würde sie jetzt sterben? Ohne Gray ein letztes Mal gesehen zu haben?
Vor ihr stand das Monster, welches so viele Gräueltaten verübt hatte.
Tränen stiegen in ihr auf und liefen ihr Gesicht hinab.
"Du bist ein Monster! Juvia wird nicht kampflos sterben."
Betreten sah er zu Boden.
"Ein Kampf in deiner Verfassung ist aussichtslos. Du hast viel Schmerz erlebt, oder? Das sehe ich in deinen Augen."
Sie nahm ihre letzte Kraft zusammen.
"Juvia...wird...nicht- Waterclaw!"
Doch alles was sie hervorbrachte war nur eine jämmerliche Fontäne um ihre Hand. Sie taumelte auf den Mann zu und fiel.
Das letzte was sie merkte bevor sie das Bewusstsein verlor, waren Arme die sie auffingen.

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