Kapitel VII: Aufruhr

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Am nächsten Morgen hatten sich alle verfügbaren Magier von Fairy Tail im Gildenhaus versammelt. Sie standen um einen großen runden Holztisch auf welchem eine Karte des Waldes und weitere Papiere mit Informationen lagen.
Lucy ergriff das Wort.
"Freunde! Bei unserem gestrigen Auftrag haben wir eines unserer Mitglieder, nein, eine unserer Freundinnen verloren. Daher ist es unsere Pflicht als Gilde sie zu suchen. Unser Ziel lautet also:
Findet Juvia. Um jedem Preis.
Danach wenn möglich auch noch den Herzog und lasst euch nicht vom Leviathan oder den anderen Gestalten erwischen.
Wir haben keine Ahnung womit genau wir es hier zu tun haben.
Vielleicht-", sie schluckte, "Ja vielleicht ist Juvia auch bereits tot. Aber wir müssen trotzdem alles daran setzen sie zu finden!"
Die Menge brach in tosenden Beifall aus.
Einzig Gray saß zähneknirschend in einer Ecke und drehte eine Tasse Kaffee hin und her. Während die anderen Magier sich also fleißig auf die bevorstehende Suche vorbereiteten, gesellte sich Lucy zu Gray.
"Wie viel hast du geschlafen?"
"Gar nicht.", murrte er, "Sonst würd ich wohl kaum Kaffee trinken."
"Hör zu, du musst ausgeruht sein."
"Mhm."
"Wenn du wieder auf die Angreifer triffst wirst du jedes bisschen Kraft brauchen."
"Mhm."
Lucy platzte der Kragen. Diese ignorante Art an Gray hatte sie schon immer gehasst. Sie sprang auf und schlug die Hände auf den Tisch.
"Jetzt hör mir mal zu Gray! Wir alle machen uns schreckliche Sorgen um sie, wir alle zusammen hörst du?! Aber wenn du dich nicht ein bisschen zusammen reißt und dich auf die Sache konzentrierst, bist du der Nächste um dem wir trauern müssen!"
Lucy drehte sich weg und wollte gehen, als Gray ihre Hand packte.
Sein Blick war vor Verzweiflung verkrampft und er hatte Tränen in den Augen. Diesen Gesichtsausdruck hatte Lucy noch nie zuvor bei ihm gesehen.
"Sie ist meinetwegen da draußen! Sie ist nur mitgekommen weil sie mir beweisen wollte das sie auch alleine klarkommt! Und jetzt ist sie vielleicht tot und das einzig und allein wegen mir!"
Lucy setzte sich wieder zu ihm und nahm seine Hände.
"Gray. Wir finden sie. Juvia ist doch stark. Sie gehört mit zum stärksten Team von Fairy Tail und lässt sich bestimmt nicht einfach so leicht besiegen. Du wirst schon sehen. Sie lebt. Ich spüre das."
Gray wischte sich die Tränen weg und stand auf. "Gut, dann lass uns losgehen und sie suchen. Jede Sekunde zählt."
Die Magier sammelten sich vor der Gilde und zogen dann unter der Führung von Plue, Happy, Lucy, Gray und Natsu in Richtung des Waldes. Es war lange her gewesen das so viele Magier auf einem Haufen durch Magnolia gezogen waren und natürlich erregte die Ansammlung einiges an Aufsehen.
Doch davon ließ sich die Gruppe nicht aufhalten. Sie hatten einen genauen Plan wie sie Juvia finden wollten. In kleinen Gruppen würden sie alle Abschnitte des Waldes nach und nach durchkämmen. So konnten sie in kürzester Zeit den gesamten Wald durchforsten. Dabei würden Natsu mit Happy, Lucy mit Plue und Gray mit Wendy und Charlet jeweils eine Gruppe anführen. So waren die Chancen hoch Juvia früher oder später zu finden.
Gray sprintete so schnell es ging vor. Er musste Juvia finden. Er musste es einfach.

***

In etwas weiterer Entfernung erwachte Juvia aus ihrem Schlaf. Sie schreckte auf und sah sich um. Für einen kurzen Moment wunderte Juvia sich wo sie war, dann fielen ihr Bruchstückhaft die Erlebnisse der letzten Nacht ein. Hannibals Bar, die Männer, Sai. Sai der sie im letzten Moment vor schlimmerem bewahrt hatte.
Aufmerksam sah sie sich im Zimmer um. Es war schön und angenehm freundlich dekoriert. Ein paar Strahlen der Vormittagssonne brachen sich durch die dunklen Vorhänge mit tartan-Muster. Sie lag in einem großen weichen Bett. Die Decke und die Kissen waren schneeweiß und auf dem Boden lag ein dunkelgrauer Bettvorleger.
Als Juvia sich zur Türseite drehte erschrak sie kurz.
Sai saß neben ihrem Bett auf einem Stuhl. Sein Kopf hing schlaff herab und seine Augen waren geschlossen. In seiner linken Hand hielt er noch immer das Tanto.
Im ersten Moment bekam Juvia schon Panik er sei doch noch an den Folgen seiner Verletzung gestorben, doch als sie näher kam konnte sie ihn leise atmen hören. Er schlief.
Sie stand leise auf und betrachtete ihn. Wie alt er wohl sein mochte? Seinem Körper nach zu folge nicht älter als sie. Doch sie hatte auch schon gehört das es Wesen gab, die äußerlich relativ langsam im Vergleich zu Menschen alterten. So aus der Nähe sah er noch ein wenig imposanter aus als ohnehin schon.
Er war trainierter als Gray oder Natsu. Und sein Oberkörper war mit verschiedenen Narben übersäht. Auf der Brust über dem Herzen thronte ein fremdes Gildenwappen. Eine Art Monsterfratze, deren Augen und Reißzähne wie in Flammen schienen. Dieses Wappen hatte sie in Fiore noch nie gesehen.
Er musste also aus einem entfernten Königreich stammen.
Sais Kopf sackte zur Seite und Juvia fielen wieder die Hörner ins Auge. Vorsichtig, ganz vorsichtig hob sie ihre Hand und berührte eines der Hörner. Es war fest und warm. Wärmer als Juvia erwartet hätte.
In diesem Moment packte jemand ihr Hangelenk und drückte sie aufs Bett.
Sai war wach. "Ach du warst das. Na das ist ja eine schöne Art geweckt zu werden.", sagte er und ließ sie los.
Juvia, die sich von ihrem Schock erholt hatte reagierte blitzschnell, wirbelte herum und drückte jetzt Sai mit einem Knie auf der Brust in die Matratze. Um ihre Hand bildete sich eine Wasserblase, die sie knapp vor Sais Gesicht hielt.
"Gestern war ich noch schwach. Aber nenn mir einen Grund dich für deine Taten nicht auf der Stelle zu ertränken."
Sai grinste. "Stehst du darauf dominant zu spielen? Glaub mir, wenn hier jemand dominant ist bin ich das."
"Nenn mir einen Grund."
"Ich kann dir sogar zwei nennen. Erstens, besitze ich ein unendliches Lungenvolumen. Ich kann nicht ertrinken. Und zweitens-", Juvia spürte plötzlich den kalten Stahl des Tantos an ihrem Oberschenkel, "würde ich dir vorher deine Oberschenkelaterie aufschneiden. Seltsam oder? Alle achten immer nur auf ihren Hals oder Bauch und vernachlässigen total was mit ihren Beinen ist.
Ein hauchdünner Schnitt hiermit und du blutest schneller aus als du um Hilfe rufen kannst."
Juvia ließ ihn los. Sie hatte keine Chance, er war zu mächtig.
"Eine weise Entscheidung. Ich werde mal hinunter gehen. Mal sehen ob ich uns was zum Frühstück besorgen kann."
Sai verließ das Zimmer und Juvia sank wieder auf das Bett zurück. Gedankenverloren wickelte sie sich eine Strähne um den Finger. Ob sie wohl jemals ihre alten Freunde wiedersehen würde? Aber, was würde mit Sai passieren wenn sie nicht mehr bei ihm wäre? Ob es die anderen wohl aus dem Wald geschafft hatten? Immerhin hatte sie unglaubliches Glück gehabt Sai getroffen zu haben.
Fragen über Fragen.
Juvia stand auf und streckte sich. Die Müdgkeit steckte ihr noch immer in den Knochen. Als sie das Zimmer verließ stieg ihr sofort ein wohlriechender Duft in die Nase. Es roch nach frischem Kaffee, Brötchen und Pancakes und als sie die Treppe hinunter ging traute sie ihren Augen nicht.
Vor ihr breitete sich ein wahres Frühstücks-Paradies aus. Während Hannibal noch die letzten Servietten auf den großen Tisch legte konnte sie durch eine Tür in die Küche sehen, in der Sai stand und die Pancakes briet.
Es war das reinste Festmahl und Juvia war sich sicher noch nie zuvor so gut gegessen zu haben. Vor allem fand sie es erstaunlich wie viel doch in Sais Magen passte. Wärend sie bereits nach zwei Pancakes satt war, stopfte Sai munter alles in sich rein was nicht niet- und nagelfest war.
Nachdem sie alles abgeräumt hatten verabschiedeten sich Juvia und Sai von Hannibal.
"Und du bist dir sicher das wir für nichts von alldem zahlen sollen? Für den ganzen Aufwand?"
Hannibal nickte. "Wenn meine Kundschaft zufrieden ist, ist das für mich Betahlung genug. Außerdem habt ihr mir mit den fünf Idioten geholfen. Was die an Geld dabei hatten ist mehr als entschädigend. Besucht mich irgendwann mal wieder."
Sai lächelte ihn an und winkte zum Abschied. "Mit Sicherheit, mein Freund. Mit Sicherheit."
Sie waren ein Stück gegangen, da sah Juvia Sai an. "Wohin gehen wir eigentlich?", fragte sie.
"Raus aus dem Wald. Wir bringen dich zu deinen Freunden."

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