Sonnenschein

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[Freitag 19. April, 1890]
Die warme Frühlingsbriese küsste Eloise's Gesicht so, dass sie ihre Augen öffnete. Wie gern sie doch nur denn ganzen Tag an Grossmutters Farm verbringen würde. Der Tag der Abreise stand bevor und die Koffer waren auch schon gepackt. Nichts konnte sie davon abhalten, wieder nach Hause nach Basel zu fahren. Nach einer langen Verabschiedung, gefolgt von unzähligen Küssen Grossmutterseits, stieg sie auf den Zug. Von Riehen nach Basel hatte sie nicht lange. Kurze 15 Minuten Fahrt vergingen wie im Flug, bis sie am Basler Bahnhof stand, wo ihr Bruder Christoph auf sie wartete. „Ich werde nie verstehen, warum du nach jeder Zugfahrt mich abholen musst", sprach Eloise mit einer ironischen Stimmauflage. Ihr Bruder Christoph, welcher drei Jahre älter als Eloise war, zögerte nicht lange bis er mit einer Antwort kam."Na, weil du mein kleines Schwesterchen bist und ich leider dazu verpflichtet bin, mein ganzes Leben  dir Acht zu tragen", äusserte sich Christoph. Christoph's Fürsorgepflicht mochte Eloise nie besonders, sie wollte schon immer die Freiheit haben, selbst auf sich aufpassen können. Sie musste jedoch früh lernen, Entscheidungen dem Mann im Haus zu überlassen und da der Todestag ihres Vaters schon 5 Jahre her ist, war der Mann im Haus Christoph. An der Haustür angekommen, empfing sie Mutter mit weit ausgestreckten Armen. So, als hätte sie Eloise jahrelang nicht gesehen, obwohl sie nur drei Nächte bei Grossmutter schlief. „Komm herein mein Sonnenschein, ich mach uns Kamillentee bereit, dann erzählst du mir wie es bei Grossmutter war", forderte sie Mutter auf. Nachdem Eloise und Christoph im Wohnzimmer Platz genommen haben, fing Eloise auch schon zu erzählen an. Sie wusste genau was sie sagen würde, immerhin hat sie sich ihre Worte geschickt am Abend davor überlegt. Sie wusste auch, dass jedes Wort eine Lüge sein würde..

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