Schuss 15

2.4K 51 3
                                    

Trigger Warnung! Sexueller Belästigung!

Am nächsten Tag begleitet mich Julian zur Polizei. Er hat im Büro Bescheid gegeben, dass wir heute beide nicht kommen werden. Ich bin ihm so unendlich dankbar, dass er so ein toller Mensch ist. An meiner Seite steht, an guten und auch an schlechten Tagen. Ich tätige eine Anzeige gegen Unbekannt und beschreibe die Männer. Dank meinem Traum letzte Nacht, kann ich mich wieder perfekt an diese Schweine erinnern. Ich mache eine Aussage und schildere ihnen mein Erlebnis und bin danach sehr stolz auf mich. Julian strahlt mich draußen stolz an und zieht mich in seine Arme. "Wow! Du weißt gar nicht, wie stolz ich bin. Du bist so eine starke Frau!", er küsst mich und ich erwidere glücklich. Das ist unser erster Kuss, seit gestern. Julian hatte anscheinend Angst, dass ich ihn wegstoße. Aber er gibt mir mit solchen Zärtlichkeiten genau das, was ich jetzt brauche. Ich vergesse durch Julian alles und kann mich aufs jetzt konzentrieren. "Bist du schon bereit dazu, an diesen Ort zurück zu kehren? Ich wollte mich bei der Postbeamtin bedanken. Schließlich habe ich ihr zu verdanken, dass du jetzt stark neben mir stehst, bevor irgendwas anders...", er beendet seinen Satz einfach und wir schlucken. "Vielleicht ist sie ja BVB Fan. Dann kann man da bestimmt etwas machen.", lächelt er wieder. Ich grinse ihn an. "Das ist eine gute Idee. Aber ich möchte zuerst zu Jule.", sage ich dann doch ängstlich. "Wir müssen noch nicht dahin zurück!", sagt er sofort. Ich überlege. "Vielleicht morgen.", schaue ich ihn flehend an. Er nickt sofort. "Natürlich.", wir fahren in den Stall und Marco und Scarlett sind gerade bei Jule. "Jule, du bist nicht beim Training! Alles klar?", stellt Marco sofort fest. Er darf selbst wegen seinem gebrochenen Finger noch nicht zum Training. "Ja.", er schaut mich an und will anscheinend wissen, ob er es erzählen darf. Ich nicke und hocke mich zu Jule, nachdem ich Scarlett und Marco begrüßt habe. "Wir kommen gerade von der Polizei.", erzählt Julian und ich höre, wie sie über mein Erlebnis reden, aber ich schalte meine Ohren ab. Ich will es jetzt vergessen. Wenig später verschwinden die Männer und Scarlett hockt sich neben mich. "Wo ist eure Tochter?", lächle ich sie an und versuche ihr verständlich zu machen, dass ich nicht darüber reden will. "Bei meiner Mama. Wir wollen heute ausmisten. Da kann sie noch nichts helfen.", strahlt sie. "Wobei sie es tun würde.", grinst Scarlett und ich schmunzele. "Das habe ich schon gesehen. Sie ist echt süß.", wir reden dann über Jule. Der Tierarzt war vorhin hier und hat sie nochmal durch gecheckt und Jule ist putzmunter. "Ich weiß wirklich nicht, wie ich dir jemals danken soll Scarlett. Du und auch Marco und deiner Freundin Anna. Ihr helft mir soviel.", sage ich und knete meine Hände. Sie nimmt eine meiner Hände und lächelt mich an. "Du musst dich nicht bedanken.", sagt sie sanft und zieht mich in ihre Arme. "Dazu sind Freunde da. Du würdest auch helfen. Außerdem hast du momentan auch andere Sachen, die wichtiger sind als sich zu bedanken. Ladet uns einfach mal zum Grillen ein und dann ist das in Ordnung. Anna kommt sicherlich auch gerne.", streichelt sie meinen Rücken und ich stelle fest, wie emotional aufgelöst ich noch bin. Ich schluchze schon wieder los und kuschele mich an ihre Schulter. "Alles ist in Ordnung.", sagt sie leise. Ich schlucke kräftig. "Es war so schrecklich. Ich war so hilflos.", schluchze ich. "Ich weiß. Mir ist das selbe auch schon passiert. Ich bin dadurch aber nur gewachsen und stärker geworden.", erzählt Scarlett und ich schaue sie überrascht an. "Wirklich?", frage ich leise und sie nickt. "Ich war sehr jung. Gerade mal 17 Jahre. Ich habe mich in den Club geschummelt und wurde von einem viel älteren Mann angefasst.", Scarlett streichelt mir eine Strähne hinters Ohr und wischt mir die Tränen weg. "Ich habe ihn auch angezeigt. Leider hat man ihn nicht mehr gefunden. Trotzdem bin ich dadurch gewachsen und ich kann trotzdem noch mit Spaß in den Club gehen. Genauso wird es bei dir sein. Du bist doch stark. Du wirst wieder ohne Angst auf die Straße gehen können. Warte nur etwas ab. Alles wird wieder gut und du lernst mit der Situation umzugehen.", lächelt sie mich an und ich schlucke. "Wie kann ich es vergessen?", murmle ich. "Ich kann mich noch an jedes Detail erinnern, aber verblasst. Sein Gesicht habe ich verdrängt.", umarmt sie mich wieder. Ich atme erleichtert aus. "Hoffentlich vergesse ich die Gerüche. Mir wird bei dem Gedanken immer kotzübel.", seufze ich. "Ich verspreche dir, es wird besser.", nickt sie. Jules Nase streichelt meine Wange und ich muss lächeln. "Siehst du! So ist es gut.", grinst sie.

Als wir bei Jule fertig sind, machen wir uns auf die Suche nach den Jungs. Sie sind schon dabei die erste Box auszumisten. Ich schaue beeindruckt zu Julian. "Was? Ich muss es schließlich lernen, wenn ich dir irgendwann helfen will.", sagt er und ich muss lachen. "Maus, dabei kann man nicht viel falsch machen.", klopfe ich kurz auf seinen Rücken und nehme mir eine der zwei Schubkarren und schiebe sie zur nächsten Box. "Komm Scarlett. Wir zeigen den beiden jetzt wie das gemacht wird.", grinse ich frech. Marco und Julian müssen lachen. Scarlett besorgt uns freudig zwei Mistgabeln und wir misten mit viel Lachen aus. Soviel Spaß hatte ich glaube ich noch nie beim ausmisten.

Am späten Nachmittag sind wir fertig und ich kümmere mich nochmal um mein schon sehr großes Baby. Dann fahren wir nachhause und als Julian gerade aussteigen will, halte ich ihn am Arm. "Fahr bitte jetzt zur Post.", sage ich und schaue ängstlich nach draußen, wo es langsam dunkel wird. "Bist du dir sicher?", fragt er sofort. Ich nicke und schlucke. "Wir müssen doch noch nicht. Vor allem wird es gerade dunkel.", sagt er und will mich wohl warnen. Ich schüttele mit dem Kopf. "Fahre bitte dorthin.", sage ich mit zitternden Stimme. Julian nickt und fährt wieder aus der Einfahrt. Scarlett hat mich heute stärker gemacht und ich will mich meiner Angst stellen. Natürlich ist es erst gestern passiert, aber umso früher, umso besser. An der Ampel streichelt Julian über meine Wange. "Ich bin immer bei dir.", sagt er sanft und ich kuschele mich an seine Hand. "Ich weiß.", er gibt mir einen Kuss und nimmt meine Hand, dann fahren wir wieder los und Julians Daumen streichelt meinen Handrücken.

Foul! - Julian Brandt Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt