Prolog

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Ein Tag nach meinem achtzehnten Geburtstag, ist meine Mum nach Deutschland geflogen, um dort unser neues Zuhause einzurichten. Den schon bald sollten wir von Kalifornien nach Deutschland ziehen. Genauer gesagt, von San Diego nach Sage. Sie hatte dort ein ziemlich gutes Jobangebot bekommen, dass wir nicht hätten abschlagen können.

Mein Dad war vor einem Jahr verstorben. Krebs. Zwar hatte er uns eine mega Geld hinterlassen, aber auch uns und unsere Erinnerung. Da kam uns dieses Jobangeboten nicht besser gelegen. Wir konnten neu anfangen. Anderes Land, andere Sprache und ein neues Haus.

Immer wenn ich in den Spiegel sehe, sehe ich ihn. Meine langen braunen Haare fielen mir locker über die Schulter, als ich mich im Spiegel durch meine blauen Augen betrachtete. Mein Dad hatte mehr Glanz in seinen Augen. Hat ich den auch mal? Bevor er von uns ging?

Meine Mum zog damals aus Liebe zu meinem Dad von Deutschland nach Amerika, um dort mit ihm eine Familie zu gründen. Nun war die Zeit gekommen für sie wieder zurück nach Deutschland zu ziehen. Zurück in ihre Heimatstadt. Sage war eine Kleinstadt in Deutschland. Fünfzehntausend Einwohner, nicht zu vergleichen mit San Diego. Meine Mum hatte mir immer viele Bilder aus ihrer Zeit in Deutschland gezeigt. Die meisten stammten aus Sage, da meine Mum nicht viel Geld in ihrer Kindheit und Jugend hatte, um viel zu verreisen, so wie die meisten Leute in Sage. Meine Mum meinte, dass dort nicht viele Leute waren, die Geld besaßen. Aber dafür sollten dort die freundlichsten Menschen wohnen. Die Stadt in der meine Mum groß geworden ist. Die Leute würden mich kennen, weil sie meine Mum kannten. Nicht genau der Neuanfang, den ich wollte, aber doch ein Guter, hoffentlich.

Ich schaute mich ein letztes Mal im Flur rum, wo jetzt nur noch dieser eine Spiegel hing. Das sollte es jetzt gewesen sein. Mit meinem Leben hier in San Diego, wenn man das was ich hier in der letzten Zeit hatte, noch Leben nennen konnte. Nachdem mein Dad gestorben ist, hatte ich mich von meinen Freunden abgewendet, war eigentlich nur noch dabei, wenn es darum ging auf eine Party zugehen und sich einfach zu betrinken. Einen Abend einfach alles zu vergessen. Doch Alkohol ist leider, wie es alle sagen, keine Lösung. Dies verstand ich auch nach einigen Wochen und beschloss nicht mehr auf Partys zu gehen. Und damit auch meine Freunde gar nicht mehr zu treffen.

Sie fragten mich zwar am Anfang, kurz nachdem mein Dad gestorben war, ob es mir gut ginge und wollten mich ablenken. Aber dies hielt auch nur so lange an, bis ich beschloss, nur noch auf Partys mit ihnen zu reden. Sie melden sich nicht mehr, und fragten auch nicht mehr, wie es mir ging. Keine Ahnung, ob sie dachten, dass ich das so will oder ob es ihnen unangenehm war, wenn ich vor ihnen weinte. Aber sollten echte Freunde nicht trotzdem nachfragen und einen trösten? Besonders nach so einem lebensverändertem Erlebnis?

Rums. Mit einem lauten Knall schloss ich die Haustür zu meinem alten Zuhause. Ich würde nicht mehr zurückkommen. Ihn nicht mehr in der Küche seinen Kaffee trinken sehen, obwohl er längst nicht mehr da war.

Es war schwer Abschied zu nehmen, aber genau so leicht fühlte ich mich auch als ich endlich ins Taxi steigen konnte um dieses Leben zurückzulassen. Abstand zu bekommen zwischen mir und ein Leben mit meinem Dad. Es schmerzte zu sehr, dass er nicht mehr da war, als ich es hätte länger hier ausgehalten. Gleich schon würde ich im Flieger sitzen und in ein neues Leben starten. Mein neues Leben alleine mit meiner Mum.

***

Ich trat aus dem Flughafen ins Freie, meine Mum quatschte mich schon die ganze Zeit zu, wie schön das Haus aussah und wie sehr mir es gefallen wird.

Ich spürte die Sonnenstrahlen auf meinem Gesicht und schloss kurz die Augen, ich genoss die Wärme die sich auf meinem Gesicht ausbreitete. Schon bald würden meine Sommersprossen anfangen zu sprießen. Ich zog meinen Koffer weiter hinter meiner Mum und mir her. Von weitem sah ich schon ihren Mercedes. Bald bin ich da. In meinem neuen Leben.

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So hier mit beginnt endlich meine neue Version von "Wie weiße Tauben". Hat etwas gedauert, aber hier ist das erste Kapitel ♡ 


Wie weiße TaubenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt