1- Jugendzentrum

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[trigger warning suicide]

Mit steten Blick auf sein Handy nahm der blau-grau haarige einen Fineliner in die Hand und begann eine Linie auf die Innenseite seines Unterarms zu zeichnen. Sein Blick wich dabei immer wieder auf sein Handy, als wolle er sich bei etwas auf keinen Fall verzeichnen. "Fuka, was machst du da?", fragte eine braunhaarige, etwas größere Person den grau-blauhaarigen. Er befand sich neben Fuka als einziger im Jugendhaus, war aber bis vor kurzem noch an Videospielen beschäftigt. Doch jetzt hatte er den X-Box Controller weggelegt und schaute verwundert zum kleineren. "Na,-", sagte Fuka mit ruhiger und emotionsloser Stimme ohne sich vom Handy abzuwenden: "- ich schaue wo ich meine Pulsader am schlausten aufschneiden". Nun schaute der braunhaarige noch verwirrter. "Machst du Witze?", fragte er mit etwas zitternder Stimme. "Nein, tu ich nicht Tsuyo", sprach der kleinere in einem Fluss aus, aber auch das wieder ohne Betonung oder Emotionen. Der Junge namens Tsuyo blieb erst komplett starr stehen, als hätte er es nicht ganz verstanden. Genau genommen hatte er es verstanden, aber er wollte es nicht wahrhaben. "D-Du willst dich... umbringen?", fragte er nun noch einmal. Aber als wäre es das verständlichste der Welt nickte Fuka einfach. Erst blieb Tsuyo starr im Sitzsack sitzen, dann stand er aber auf wackeligen Beinen auf. Vor einigen Jahren hatte sich seine Mutter umgebracht, Tsuyo selbst hat sie blutüberströmt in der Ecke gefunden. Nicht nur das es ihn zutiefst traumatisiert hat, auch auf das Thema Selbstmord ist er nicht mehr so gut zu sprechen. Noch heute Plagen ihn Schuldgefühle, obwohl man nie herausgefunden hatte warum seine Mutter sich ermordet hatte. Mit wackeligen Schritten lief er auf den kleineren zu, welcher sich auf einen Tisch gesetzt hatte. Dieser schaute noch gar nicht auf, also bemerkte er auch erst im letzten Moment das Tsuyo ihm das Handy aus der Hand riss. "Mach das nicht du Idiot!", knurrte Tsuyo. Er stand nur noch knapp einen Meter vor Fuka und blickte ihn nahezu bedrohlich an. Fuka hob den Kopf, seine Eisblauen Augen schauten nun genau in die des Braunhaarigen. Für einen Moment hielt Tsuyo inne, komplett bezaubert von den hellen Augen des anderen. Nur etwas störte ihn, die stechende Leere darin. Er kannte Fuka generell noch nicht lange, erst seit einigen Tagen sahen sie sich im Jungendzentrum und sprachen dort immer ein wenig. Tsuyo war meißt zu ungewöhnlichen Zeiten dort, er suchte Ruhe vor seinem Vater. Seit dem Tod seiner Mutter wurde er zum Alkoholiker. Aber wenn er genau drüber nachdachte war Fuka fast immer da, und er wusste nichtmal wieso. Fuka sprach fast nie, gab nichts über sich Preis egal wie sehr Tsuyo nachhakte. "Starr mich nicht so an und gib mir mein Handy wieder", zog Fuka Tsuyo aus seinen Gedanken. Der größere blinzelte einige male um sich aus dem Bann der blauen Augen zu ziehen. Aber anstatt ihm wie aufgefordert das Handy zurück zu geben steckte er es in seine Hosentasche. "Du machst keine Scheiße, klar?", fauchte Tsuyo weiter. "Gib mir keine Befehle", sagte Fuka emotionslos und hielt dabei den Blick. Es war ihm anscheinend weder unangenehm noch etwas unnormales, gerade das brachte Tsuyo zum rasen. "Du Idiot! Du nimmst dir nicht das Leben, klar? Denk an die Menschen die dich vermissen würden, deine Eltern, deine Freunde, ich", fauchte Tsuyo voller Wut. Sein Ton wurde lauter, aber auch etwas verzweiflung lag in seiner Stimme. Fuka bemerkte das, aber ignorierte es genau wie den Rest von Tsuyos Drohung. Ihm war der Brünett generell nicht geheuer. "Es gibt niemanden", sagte er kalt. "Es gibt niemanden der mich vermissen würde, meine Eltern sind vor 6 Jahren gestorben und meine Pflegefamilie ist genervt von mir, ich habe keine Freunde und was du von mir willst interessiert mich nicht. Die einzigen die mich vermissen würden wären die Typen aus der Schule die dauerhaft auf mir rumhacken weil ihnen dann das Opfer fehlt. Und jetzt lass mich", sagte Fuka kühl, so viel hatte er noch nie gesagt. Das er somit fast alles über sich ausgeplaudert hatte war ihm gerade egal. Bald würde er sowieso Tod sein, da kann Tsuyo mit dem Wissen machen was er will. Fuka ließ sich nun auf seine Beine gleiten, schlängelte sich an dem starr stehenden Braunhaar vorbei und wollte ihn gerade hinter sich lassen, da packte sich Tsuyo wieder. Eine Hand ergriff seine Kaputze, der Braunhaar hielt sie ruckartig fest und zog ihn nach hinten. Fuka taumelte und wäre fast umgefallen, sein Kopf drehte sich wütend. Doch Tsuyo stand immer noch stocksteif da, nur sein Arm war ausgestreckt um ihn zu halten. Gerade wollte Fuka den Mund öffnen um etwas zu sagen, da drehte sich plötzlich Tsuyo um und stand nur mit zwei schnellen Schritten vor ihm. Er packte Fuka mit beiden Händen am Kragen, blieb aber nicht stehen sondern drückte den kleineren mit dem Schwung weiter. Erst als Fuka an die nächste Wand prallte hörte Tsuyo auf zu laufen. Stattdessen drückte er ihn nur an die Wand und ignorierte Fukas Schmerzverzerrtes Gesicht. "Was willst du", keuchte Fuka als er sich zu befreien versuchte. Er versuchte Tsuyos Hände wegzuziehen, aber verlor schnell gegen den durchtrainierten. Zum ersten mal störte ihn seine Magersucht. "Du Idiot! Sprich nichtso abfällig über dein Leben. Es wird noch viel einfacher, du durchlebst gerade nur eine beschissene Zeit. Gib nicht einfach so auf", fauchte Tsuyo und starrte den kleineren voller Wut an. Doch zu seinem überraschen wechselte der Ausdruck von Fuka einfach nur zu purer Kälte. Wut spiegelte sich in seinen Augen. "Du bist genau wie alle, laberst darüber das alles gut wird. Na klar, du hast ja auch ein perfektes Leben. Aber du hast keine Ahnung wie ich mich fühle, du kennst mich nicht!", fauchte nun auch Fuka. Anscheinend hatte das genügt, Tsuyo senkte seinen Blick und ließ locker. Diese Chance nutzte Fuka und befreite sich, mit einem schnellen Griff zog er Tsuyo das Handy aus der Hosentasche. Dieser stand immer noch Bewegungslos da, schien über irgendwas nachzudenken. Fuka wollte einfach nur noch weg, nicht bei Menschen sein die denken er wäre Idiotisch. Die verstanden ihn nicht, also sollten sie nichts sagen. Mit schnellen Schritten machte er sich auf den Weg zur Tür, sein Handy verstaute er in der Hosentasche. "Ich urteile über mein eigenes Leben, wenn es ein Todesurteil wird das ist das so", sagte Fuka mit fester Stimme. In der Hoffnung den größeren endlich geblockt zu haben setzte er sich die Kapuze auf. "D-Du", hörte er plötzlich wieder Tsuyo sagen. Er versuchte es zu ignorieren, aber der Brünett war noch nicht fertig mit ihm. "WENN DU DICH UMBRINGST BRING ICH DICH UM", rief dieser nun voller Wut. Ehe sich Fuka überrascht umdrehen konnte wurde er auch schon an den Schultern gepackt. Doch diesmal wurde er nicht gegen die Wand gedrückt, sondern spürte wie er taumelnd zu Boden geworfen wurde. Unsanft kam er auf dem Fliesenboden auf, die Schmerzen der blauen Flecken die sich bemerkbar machten versuchte er zu ignorieren. Noch bevor er es überhaupt schaffte wieder aufzustehen spürte er wie sich jemand auf seinem dürren Oberkörper niederließ. Tsuyo funkelte ihn wütend an, er ergriff Fukas Handgelenke und drückte sie zu Boden damit der kleinere sich nicht befreien konnte. "Willst du mich erdrücken?", keuchte Fuka und starrte ihn an. Tsuyo ignorierte seinen Kommentar und fauchte. "Geh nicht so idiotisch mit deinem Leben um, klar? Ist mit egal ob ich mich mit dir auskenne oder nicht, ich will dich nicht verlieren", knurrte der Brünett. Fuka senkte den Blick etwas. "Zieh meine Ärmel hoch", sagte er leise. "Was?", fragte Tsuyo verwirrt. "Zieh sie hoch", erwiderte Fuka etwas befehlerischer. Verwirrt löste Tsuyo dann doch den festen Griff und begann Fuka den Ärmel hoch zu ziehen. Immer mehr Narben entblößten sich, aber damit hatte Tsuyo schon gerechnet. Doch dann zeigten sich auch blaue Flecken, in Massen deckten sie seinen Ober- und Unterarm. Tsuyo blieb still, genau so wie Fuka. "Egal wo ich bin werde ich geschlagen. In der Schule von Klassenkameraden, bei mir Zuhause von meinen Pflegeeltern. Nirgends werde ich akzeptiert, wie kannst du mir da übel nehmen das ich nicht mehr will? Jeden morgen schleppe ich mich aus dem Bett, kann kaum noch aufstehen", sagte Fuka leise. Auch wenn er damit eigentlich schon hätte rechnen können, erst jetzt wurde ihm das Leid des kleineren klar. Langsam stieg er von Fuka ab, er wollte sich gar nicht ausmalen wie der Rest seines Körpers aussah. Still starrte er in die Leere, bemerkte aber wie der kleinere liegen blieb. "Ich habe Hunger und bin müde, will aber nicht zurück nach Haus", sagte Fuka knapp. Tsuyo schwieg, er konnte das nachvollziehen. Er wollte nicht das Fuka zurück geht, er wusste nicht woher das Gefühl kam aber er konnte einfach nicht zulassen das jemand dem Kleinen etwas antat. Tsuyo stand wackelig auf und stellte sich vor Fuka, der sich mittlerweile aufgesetzt hatte. Er streckte ihm die Hand entgegen und sagte: "Komm mit zu mir". Fuka schaute ihn verwundert an aber sagte kein Wort. Stattdessen nahm er seine Hand entgegen und lies sich hochziehen. Aber für Tsuyo reichte das als Antwort, er wusste es war ein Ja. 


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Oi erstmal, ich wollte noch kurz erwähnt haben das ich sehr lange nicht mehr auf Watti aktiv war und deshalb auch lang keine Geschichten mehr geschrieben hab die mehrere Kapitel beinhalten. Ich habe meine Schreibskills ein wenig "trainiert" und das größtenteils mit Short-Storys gearbeitet die mitten im geschehen angefangen haben und auch wieder mitten im Geschehen aufgehört haben. Ich hoffe ich komme wieder so ein bisschen ins normale schreiben rein und es ist nicht zu oof zu lesen

Seine Augen riefen nach Hilfe - [Boy x Boy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt