[CN: Trauma, (sexualisierte) Gewalt]
Es ist nicht wirklich eine Aussage, aber etwas, das mich sehr, sehr wütend macht.
Fangen wir von vorne an:
1. Straftaten geschehen. Menschen tun anderen Menschen furchtbare Dinge an.
2. Wir leben in einem Rechtstaat. Wenn jemandem ein Unrecht geschieht, sollte der Staat dafür sorgen, dass der/die Täter*in bestraft wird.
Richtig? Anscheinend nicht.
Betroffenen von zwischenmenschlicher, traumatisierender Gewalt werden häufig nicht nur Steine, sondern ganze Felsbrocken in den Weg geworfen, der zur Verurteilung der Täter*innen führen sollte.
Therapeut*innen raten einem nur zur Anzeige, wenn man wirklich, WIRKLICH stabil ist. Die Befragungen und Verhandlungen sind extrem belastend, erniedrigend und führen oft nicht zu einer (angemessenen) Verurteilung des Täters. Oft dauern die anlaufenden Prozesse Jahre.
Das alles wusste ich schon.
Vor einigen Tagen jedoch habe ich folgendes dazugelernt: Wenn man den/die Täter*in anzeigt, im Vorfeld aber bereits eine Therapie gemacht hat (im "schlimmsten" Fall sogar noch Traumatherapie mit Konfrontation) - dann kann einem das NEGATIV AUSGELEGT WERDEN.
Das bedeutet, dass der/die Täter*in möglicherweise nicht verurteilt oder sogar die eigene Glaubwürdigkeit angezweifelt wird, wenn man bereits Therapie gemacht hat (weil dann ja "die Erinnerungen nicht mehr in ihrer Urversion vorhanden und möglicherweise verändert worden sind"). Therapie, die man brauchte, weil man sonst wohlmöglich nicht überlebt hätte. Weil man vielleicht unter der Last des Erlebten zusammengebrochen wäre. Therapie, die es in vielen Fällen sogar erst möglich gemacht hat, den Schritt zur Anzeige zu wagen, weil man dafür eben, aus genannten Gründen, WIRKLICH STABIL sein muss.
Das ist für mich kein Opferschutz. Das ist kein Staat, der die Bekämpfung von Straftaten führt. Das ist Täterschutz. Und meiner Meinung nach mit ein Grund, warum so viele Verbrechen nicht nur unbestraft, sondern auch ohne Anzeige bleiben. Denn wer, der mit so viel Gegenwind rechnen muss, traut sich denn überhaupt noch, anzuzeigen, was einem angetan wurde?
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100 Days of Mental Illness
General FictionCN: Selbstverletzung, Essstörung, Depression, Trauma, Krankenhäuser/Kliniken "Stell dich nicht so an!" "Findest du nicht, es reicht langsam mal?" "Iss doch einfach was!" "Solltest du nicht auch langsam mal anfangen zu arbeiten?" Psychische Krankhe...