-17. Dezember-

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Hiiiiii! Es ist einfach nur noch ne Woche bis Weihnachten

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Hiiiiii!
Es ist einfach nur noch ne Woche bis Weihnachten... Ich fass es nicht. Nun denn, ich wünsche dir trotzdem ganz viel Spaß bei diesem Kapitel! :D


Restrictive Border


Zu meinem Glück hatte ich dem General nun zugehört, denn er bellte eine Nummer die mir mehr als bekannt vorkam: „11721!" Ich meldete mich und er trug mir auf, mich auf die linke Seite der Tür zu stellen, die zu dem Verhandlungsraum der Politiker führte. Wie ich es gelernt hatte, bedankte ich mich mit einem Tippen meines Zeige- und Mittelfingers an den Kopf und gab so an, dass ich den Befehl zu Kenntnis genommen hatte und diesen nun ausführen würde. Somit folgte ich IHM den Gang entlang und machte mich auf meinen Weg zu dem Häuschen in dem die Verhandlungen stattfinden sollten. Warum sie mich als Türsteher auserkoren hatten, war mir noch nicht ganz bewusst, aber ich hatte nichts gegen diesen Job einzuwenden. Es gab eindeutig schlimmere. Leider war der Weg zu diesem Versammlungsraum deutlich weiter als mein Weg zu meiner ehemaligen Arbeitsstelle und auch sonst nicht ganz leicht und ich hatte nach kurzer Zeit das Gefühl in einem mir fremden Land ausgesetzt worden zu sein. Ich hatte wirklich keine Ahnung mehr wo ich mich befand.

Er war schon einige Meter vorausgelaufen und ich hängte mich an ihn dran. Er schien denselben Job wie ich abbekommen zu haben. Kein anderer Soldat musste sonst den Weg zu seinem Arbeitsplatz laufen. Alle anderen die hier in der Nähe ihren Dienst schoben wurden auf einem Anhänger hierhertransportiert oder auf andere Art und Weise hierher befördert. Nur die Soldaten, die in der Nähe der Wohnkomplexe stationiert waren, mussten laufen. Daher fiel es mir leicht auf seinen Job zu schließen und hatte somit quasi meinen eigenen Wegweiser. Zu meinem Glück erreichten wir nun relativ schnell das Verhandlungsgebäude und überprüften beide das Häuschen. Uns fiel nichts Auffälliges auf und so stellten wir uns jeder auf unsere Seite der Tür. Ich links, er rechts. Kurz verschaffte ich mir einen Überblick. Rechts von mir stand er und dort befand sich die südkoreanische Grenze. Geradeaus vor mir ragte ein kleines Häuschen in die Höhe, ähnlich gebaut wie dieses vor dem ich stand. Ich stand auf der nordkoreanischen Seite. Getrennt wurden wir durch ein Kiesbett und die Tür, die sich genau auf der Grenze befand.

Kurze Zeit später konnte man in der Ferne eine Staubfahne erahnen. Diese wurde von röhrenden Geräuschen untermalt und von Soldatengebrüll begleitet. Keine zwei Minuten später fuhren auch schon mehrere gepanzerte Geländewagen vor. Diese parkten ordentlich in einer Reihe wie eine einstudierte Choreographie. Aus einem der vorderen Wagen stieg der General aus, gefolgt von einem eher fülligen Mann im Anzug und schmierigem Bärtchen. Ich kannte diesen Mann. Aus dem Fernsehen. Dies war der nordkoreanische Präsident. Oder auch Diktator. Dieser Mann war Choi Jonghun. In seiner Hand trug er eine schwarze Tasche, so wie man sie bei einem älteren Lehrer erwarten würde. Er lief auf uns zu und blieb kurz vor uns stehen. Unter seinem einschüchternden Blick hatte ich das Gefühl, um mehrere Meter zu schrumpfen und durchleuchtet zu werden. Schnell griff ich zur Türklinke, die sich auf meiner Seite befand, öffnete die Tür, hielt sie auf und wartete bis Herr Choi eingetreten war. Dann schloss ich die Tür leise hinter ihm und atmete erleichtert aus. Der junge Mann neben mir hatte sich in der Zeit nicht vom Fleck gerührt und man hätte ihn fast für tot halten können, so wenig bewegte er sich, wenn da nicht das verräterische, leichte Heben und Senken seines Brustkorbes gewesen wäre.

Auch das Landesoberhaupt meines Landes ließ nicht lange auf sich warten und folgte dem nordkoreanischen Präsidenten in den Verhandlungsraum. Herr Kim Sejun bewegte sich deutlich langsamer und war lange nicht so rund. Auch seine Ausstrahlung war eine komplett andere. Er hatte ein leichtes Lächeln auf dem Gesicht und nickte dem Mann auf der anderen Seite der Tür und mir respektvoll zu. Zwei Personen deutlich niederen Rängen angehörend und einem davon sogar aus dem verfeindeten Nachbarland! Er war noch sympathischer als ich ihn aus den Medien kannte und dementsprechend höflich und pflichtbewusst öffnete ich ihm die Tür und überließ ihm dem General, der unserem Landesoberhaupt ohne zu Zögern folgte.

Lange Zeit geschah nichts mehr. Die Kolonne an Geländewagen war schon seit vielen Stunden abgefahren und auch mein Zeitgefühl hatte keinerlei Angabe mehr für mich, wie spät es eigentlich war. Doch auf einmal näherten sich der Tür Schritte und man konnte lautere Stimmen erahnen. Diese schienen sich nicht zu streiten, aber heftig zu diskutieren. Die Schritte erklangen wieder und lauter als zuvor und dann öffnete sich auch schon die Tür. Der nordkoreanische Präsident stand im Türrahmen und bedachte uns Türsteher mit einem bösen Blick bevor er sich an einen seiner Begleiter wandte und diesen etwas fragte. Automatisch zog ich den Kopf ein und versuchte mich so vor dem bedrohlich wirkenden Politiker zu schützen. Dieser hatte wohl eine Antwort erhalten, die ihm eher weniger gut gefiel, denn er schimpfte: „Auf nichts ist Verlass! Nicht einmal rechtzeitig abgeholt werden kann man... Ist Pünktlichkeit so viel zu viel verlangt?!" Er stürmte aus dem Häuschen und kam einige Meter vor uns zum Stehen. Dort wartete er eher ungeduldig auf seinen Wagen, der ihn abholen und zu seiner Residenz bringen sollte.

Meine Trauer hielt sich in Grenzen als in der Ferne wiederholt die Kolonne an Geländewagen in Sicht kam und vor den Häusern zum Stehen kam, schließlich war er mir nicht gerade freundlich erschienen. Und noch weniger Trauer verspürte ich als der Präsident in einen der Geländewagen stieg und davonbrauste. Wer wusste was sonst passieren würde, wenn er weiter schimpfen würde? Kurz darauf folgte Herr Kim. Dieser sah jedoch lange nicht so schlecht gelaunt aus wie der nordkoreanische Politiker, was mich ungeheuer erleichterte. Schon von klein auf war dieser Mann Oberhaupt in meinem Heimatland und ich hatte gelernt auf ihn zu vertrauen. So auch jetzt. Er verabschiedete sich wie heute morgen mit einem Nicken von uns und begab sich in einen zweiten Geländewagen. Kaum war dies geschehen setzte sich die ganze Kolonne in Bewegung und sie war in null Komma Nichts aus unserem Blickfeld verschwunden. Der General winkte mit zwei Fingern und deutete ihm, meinem ‚Nachbarn', und mir an, ihm zu folgen und der Nachtschicht, die in diesem Moment eintraf, die Wache zu überlassen. Zahm wie zwei Lämmchen folgten wir ihm zurück zu den beiden Komplexen und hingen beide unseren Gedanken nach. Wir hatten nicht ein Wort gewechselt, obwohl wir den ganzen Tag nebeneinander verbracht hatten und auch sonst nicht viel geschehen ist. Trotz Langeweile haben wir nicht miteinander geredet so als ob ein unausgesprochener Befehl in der Luft läge, der uns zum Schweigen verdonnerte. So als ob etwas oder jemand uns verbot mit der anderen Person zu sprechen, weil sie aus dem verfeindeten Land stammte. Sollte das die ganze Zeit in der wir hier waren so sein? Vielleicht war dies meine einzige Chance ihm jemals so nah zu sein. Und ich wollte ihm nahe sein. Wieso war mir nicht bewusst.

Bei den Komplexen angekommen stoppte der General uns und wies uns an etwas zu uns zu nehmen, in unsere Zimmer zurückzugehen und am nächsten Morgen direkt nach dem Frühstück zu unserem Arbeitsplatz zu gehen ohne in den Versammlungsraum zu kommen. Wir nahmen den Befehl zu Kenntnis und begaben uns jeder in sein Zimmer, schließlich mussten wir uns selbstversorgen. Dort wartete zum Glück schon der Leutnant und hatte eine dampfende Schüssel Nudeln vor sich stehen. „Hol dir eine Schüssel und iss was. Nicht dass du uns noch vom Fleisch fällst.", waren seine ersten Worte, als er mich bemerkte und dem kam ich schnell nach. Ich hatte gar nicht gemerkt wie hungrig ich eigentlich war, doch dies holte mein Körper jetzt nach. Mein Magen fing laut an zu Knurren und auch in meinem Hirn drehte sich alles nur noch ums Essen. Sogar ihn verdrängte ich für kurze Zeit. Gierig stopfte ich mir meine Stäbchen mit Nudeln in Mund und hörte erst auf zu Essen als alle Nudeln verputzt waren. „Da hatte wohl einer Hunger...", schmunzelte mein eigentlich Vorgesetzter und fügte hinzu: „Daran musst du dich wohl gewöhnen... Jetzt hast du erstmal keine Mittagspause mehr. Auch trinken oder ein Klogang wird etwas schwieriger..." Daraufhin machte sich in meinem Körper ein dumpfes Gefühl breit. Langsam senkte ich meinen Kopf und sah nach unten. Ich hob ihn wieder, sah dem Leutnanten in die Augen, presste meine Hände auf den Bauch und rannte aufs Klo. Erleichtert kehrte ich wieder zum Tisch zurück und füllte mein Glas randvoll mit Wasser. Dieses kippte ich in einem Zug in meinen Rachen und wiederholte diesen Vorgang noch zwei Mal. Dann setzte ich mich wieder gegenüber des Leutnanten auf meinen Stuhl und seufzte glücklich auf. „Das tat gut...!" Mir war den ganzen Tag nicht aufgefallen, dass ich Durst hatte oder aufs Klo musste. Erst als er es erwähnt hatte, dachte ich daran und musste diesen Drängen nachgeben. Offensichtlich hing ich heute vielen Gedanken nach..."Wie lief's?", wollte er wissen und mit einem Nicken gab ich ihm zu verstehen, dass der Tag deutlich schlimmer hätte verlaufen können. "Das ist schön.", erwiderte er und es breitete sich wieder ein Schweigen in unserem Zimmer aus. Kurze Zeit später legten wir uns auch schon schlafen, schließlich mussten wir am Morgen fit und ausgeschlafen sein.

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