Kapitel 2

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Seufzend liege ich in meinem Bett. Heute beginnen die Prüfungen und mir ist seit dem Tag des Banküberfalles kein einziges englisches Wort mehr eingefallen das ich gelernt habe - Außer das Wort 'Idiot'. Alles was ich vor Augen habe sind die huskyblauen Augen von Lio. Müde stehe ich auf, suche mir Klamotten aus dem Schrank, gehe duschen, richte mich und gehe demotiviert mit meiner Tasche nach draußen.

Das Schulklingeln ist zu hören. Jeder legt seine Stifte bei Seite und die letzte Prüfung ist damit beendet. Auwaja, ich kann nur zum Herrn Gott beten, dass ich super liebe und nette Korrektoren habe.

„Und wie lief es bei dir Fiona?", fragt mich mein Nebensitzer, nachdem die Blätter eingesammelt worden sind.
„Bei manchen Fragen wäre mir ein Telefon-Joker lieb gewesen.", und mit ‚manchen' meine ich so gut wie alle.
Mein Nebensitzer schaut mich lächelnd an. Sein Name kenne ich nicht. Für meine Klasse habe ich mich nie sonderlich interessiert, also warum auch Namen lernen.

„Waren die Fragen für dich einfach?", frage ich relativ desinteressiert zurück und er nickt.
Sonst habe ich doch auch nie mit ihm geredet, warum also jetzt auf höflich tun...

„Ich habe mitbekommen wie du nervös mit dem Fuß gewackelt hast. Hoffentlich hattest du keine Probleme. Sonst hätte ich dich gerne abschreiben lassen. Aber bei Prüfungen ist das mir zu riskant.".

Verdutzt schaue ich Ihn an. Hält er mich denn wirklich für so dumm? Nur weil mein Fuß leicht vor sich hin tanzt? Okay, das ist ein wenig untertrieben. Ich habe so wild geschaukelt, dass ich mir paar mal den Fuß am Tischbein angehauen habe.
„Das hatte nichts mit den Fragen zu tun. Mir war nur langweilig", sage ich leicht verärgert, da es mich stört, dass fremde Leute mich öfters besser kennen als ich mich selbst.

„Ich wollte nichts Gemeines sagen. Tut mir leid... Da reden wir zum ersten und wahrscheinlich auch zum letzten Mal, und dann muss ich ausgerechnet so unhöflich zu dir sein.".

Er ist freundlich - viel zu freundlich. Das mag ich nicht! Da die Prüfung so super gelaufen ist, ist meine Laune leider im Keller und nicht für Freundlichkeit zu haben, aber aus irgendeinem Grund bin ich trotzdem nett:

„Du wolltest damit nur sagen, dass dir die Fragen leicht gefallen sind. Aber damit das Gespräch nicht so knapp wird, wolltest du noch etwas sagen und hast dich dabei falsch ausgedrückt. Halb so schlimm.", sage ich und stehe auf.

Ich will meine Ruhe und am liebsten mit niemanden reden, also warum tue ich mir das gerade nur an?!
„Du hast recht! Hätte ich doch lieber die Kurzfassung nehmen sollen,...", gibt er seufzend von sich.

Er dreht sich weg und packt seine Sachen ein. Genau das Gleiche was ich auch mache. Als ich aus dem Fenster schaue, erblicke ich meinen Ex.
Bin ich froh, ihn nun endlich nicht mehr sehen zu müssen - Nie wieder!

„Fiona, hast du Lust noch in die Schulcafeteria zu gehen?", fragt mein Nebensitzer hastig, als ich an ihm vorbei gehen will.
„Klar, da hole ich mir immer nach dem Unterricht meinen Kaffee, damit ich den notfalls über jemanden schütten kann, der mich nervt.", gebe ich trocken von mir.

Oh warte... Will er etwa zusammen mit mir dorthin um zu plaudern und so ein Zeug?! Blinzelnd schaut er mich an.

„Das war ein Witz. Gehen wir.", sage ich ihn an und laufe zusammen mit ihm aus dem Klassenzimmer.

Meine Kaffee-Aussage war mein totaler Ernst, aber er hat mir nichts getan, also warum sollte ich mit ihm keinen Kaffee trinken?

In der Cafeteria setzen wir uns stumm an einen Tisch. Dabei rühre ich unnötig in meinem Kaffee rum und erblicke zu so manch komische Gestalten die hier rumlaufen. Eingebildete Mädchen schauen mich an, flüstern und lachen. Ich weiß schon warum ich mich hier nie hinsetze.

Mensch oder Vampir?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt