Kapitel 7

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Der Wecker riss mich aus dem Schlaf. Schon kam Luna auf mich zugerannt, die ihr Frühstück wollte. Marie half mir, meine Kleidung aus dem Schrank zu holen. Sie und Lena hatten Blindenstöcke. Auf dem Boden des Internats waren Linien für diese Stöcke, die leicht aus dem Boden ragten, damit man sie mit dem Stock 'ertasten' konnte. Auch ich konnte sie manchmal spüren, wenn ich durch den Gang lief. Wie ich einen Blindenhund zu haben war der reinste Luxus. Bei den 200 Schülern des Internats, besassen nur 12 einen Hund. Das machte mich stolz. Es klopfte und Kevin brachte uns das Frühstück. Er ass bei uns und wir plauderten eine Weile. Dann mussten wir zur Schule. Während die Anderen in Büchern lasen, erklärte mir Frau Willer die Brailleschrift. Sie hatte eine Ruhige Stimme und Geduld, wie ich sie von kaum einem anderen Menschen kannte. In meiner alten Schule hätte sich nie ein Lehrer so um mich gekümmert. Sie ermutigte mich und ich lernte schnell. Den ganzen Morgen hatte sie sich Zeit genommen und ich konnte schon ganze Wörter lesen, ein guter Fortschritt. "Achja", begann Frau Willer zögerlich,"Ich soll dich am Nachmittag zum Schultherapeuten schicken." Mir machte es nichts aus.

Nach dem Mittagessen brachte mich Frau Willer zum Büro von Dr. Klee. Er stellte mir einige Fragen über mich. Ich antwortete artig. Ich weiss, der Sinn dieser Sache ist, mich Dr. Klee anzuvertrauen, doch das wollte ich nicht. Dann kam diese Frage: "Sehnst du dich manchmal danach, wieder sehen zu können? Was fühlst du in diesem Moment?" Was sollte das? Sehnste sich nicht JEDER Blinde danach? "Weisst du Louisa, ich bin ebenfalls blind",erzählte er mir. Das änderte schlagartig meine Meinung über ihn. Lag es daran das er blind war? Warscheinlich schon. Ich begann zu erzählen:"Manchmal schliesse ich die Augen und stelle mir vor, wieder sehen zu können. Ich hoffe, sobald ich die Augen öffne, wäre alles wieder normal. Doch wenn ich die Augen wieder öffne, sehe ich nichts, auch keine Hoffnung!"

Ich wusste, dass diese Aussage sehr traurig tönte, aber ich war erst seit einigen Wochen blind. Ich bin einfach noch nicht darüber hinweg. Zum Glück verstand Dr. Klee das.

Ich verliess mit gemischten Gefühlen den Therapeuten. Ich brauchte Ablenkung und war umso erleichterter, als Kevin mich abholte. Wir gingen in die Stadt. Wie es Aline immer getan hatte, erzählte er mir, was ich nicht sehen konnte. In meinem Kopf malte ich mir einen Stadtplan aus. Wir redeten und hatten viel Spass zusammen. Erst zum Abendessen brachte er mich wieder ins Internat und versprach, sich zu melden.

Am Abend, als ich gerade Musik hörte, klopfte es an der Türe. Frau Willer kam herein und gab mir das Telefon. Ich wunderte mich. Wer rief denn um diese Zeit noch an?

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Hallo :)

Danke fürs lesen. Freue mich weiterhin über votes und kommentare
Ich schreibe bald weiter (sobald ich weiss, wer überhaupt anruft )

LG ;)

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