Kapitel 14

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Die Wut stieg in mir hoch. Sie frass sich durch meine Gedanken bis ich nur noch eins denken konnte: Diese gemeine Schl*mpe! Ich schämte mich. Ich war ein friedfertiger Mensch, noch nie hatte ich richtig schlimmes über eine Person gedacht. Ich hörte ein leises Schluchzen, Marie war mit ihren Nerven am Ende. Tröstend umarmte ich sie. "Na danke Kevin!", fluchte Lena, "Dank dir müssen wir uns eine Woche lang mit der Tusse rumschlagen!" Kevin war für mich gestorben, ich hasste ihn! Wir hatten keine Lust mehr in den Garten zu gehen. Stattdessen gingen wir wieder zurück ins Zimmer und redeten. Nach ca. einer halben Stunde klopfte es an der Türe. "Herein", riefen wir zu dritt im Chor und lachten. Die Türe knarrte und eine Person betrat das Zimmer. "Louisa, kann ich mit dir reden?" Wie sollte es auch anders sein, es war Kevin. "Hau ab Kevin! Lass sie doch mal in Ruhe!", fauchte Lena ihn an. "Schon gut", sagte ich und versuchte möglichst zickig zu klingen, "Also Kevin, was willst du?" "Mit dir reden. Unter 4 Augen." Ich stand auf, verabschiedete mich kurz von meinen Freundinnen und liess mich dann von Kevin aus dem Zimmer führen. Luna nahm ich mit, sie gab mir Sicherheit.

"Gehen wir raus?", fragte Kevin. Ich nickte. Er führte mich aber nicht zum Internatsgarten, sondern zum Eingangstor. Wir liefen wieder in den Wald, zu Lunas grosser Freude. Sie sprang herum und ich musste erst ein paar Mal ein Stöckchen werfen, dem sie dann hinterhersauste. Dann setzte ich mich neben Kevin auf einen kleinen Felsen am Wegrand. "Also?" Genervt verschränkte ich die Arme. "Heute Morgen, was sollte das eigentlich? Was habt ihr denn?", fragte er. "Denk doch mal ganz genau nach!", forderte ich ihn auf. "Mögt ihr mich den plötzlich nicht mehr?" "Ja", sagte ich bestimmt. "Wieso?", fragte er, immer noch ruhig. "Ich hasse diese Celine! Kann die nicht irgendwo anders arbeiten?", fragte ich. "Ich weiss, ihr erster Eindruck war nicht gerade gut aber gib ihr doch wenigstens eine Chance!", bat Kevin mich. Dann stockte er. "Bist du etwa eifersüchtig?"

Ab diesem Moment reichte es mir, ich hatte keine Lust mehr! Die Wut hatte überhand genommen. "Eifersüchtig?!", schrie ich wutentbrannt, "Weisst du eigentlich wie es ist wenn dir jemand sagt, du seist unnötig für diese Welt und solltest dich am besten umbringen?! Celine sagte ich sei hässlich und für niemanden wichtig! Wir würden nur zur Überbevölkerung dieser Welt beitragen und ich solle meinen dummen Köter einschläfern lassen!" Die Wut wich langsam aus meinem Körper und machte Platz für die Verzweiflung. Ich versuchte die Tränen zurückzuhalten, vergleblich. Ich schluchzte los und als Kevin mir tröstend die Hand auf die Schulter legte, shüttelte ich diese ab. "Und du bist da auch keine Hilfe!", schrie ich ihn an, "Erst bist du nett zu mir, sorgst dich um mich, legst deine Hand auf meine, ich habe dir vertraut! Und dann flirtest du die ganze Zeit mit Celine und machst dich vor mir, Lena und Marie über blinde lustig! Ich hasse dich!" Dann überliefen meine Schreie wieder in ein Schluchzen. "Sag mir die Wahrheit!", flüsterte ich unter Tränen, "Was denkst du WIRKLICH über mich?" Da beugte er sich vor und küsste mich.

Ich war so überrascht, dass ich mich nicht wehrte. Langsam spürte ich, dass ich rot wurde und drehte meinen Kopf weg. Kevin aber legte einen Finger unter mein Kinn, drehte mein Gesicht wieder in seine Richtung und küsste mich noch einmal. Sanft strich er mir mit dem Ärmel seines Pullis die Tränen aus dem Gesicht. "Ich liebe dich!",flüsterte er. "Und was ist mit Celine?", fragte ich verwirrt. "Nur weil sie was von mir will heisst das nicht, dass ich das auch tue", entgegnete Kevin. Dann klang er besorgt. "Hat sie dir wirklich sowas gesagt?" Ich nickte. "Dann sorge ich dafür, dass ihr euch für den Rest der Woche aus dem Weg gehen könnt." Mir fiel ein Stein vom Herzen, endlich bin ich Celine los! Marie und Lena brauchten nicht mehr ihre Nerven für mich aufzuopfern. Ich war mir sicher, nun wird alles wieder gut.

Only DarknessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt