Kapitel 11 (Rose)

432 9 3
                                    

Warst du jemals in einem Raum voller Menschen, aber hast dich einfach einsam gefühlt? Du hast Freunde und Familie, aber irgendetwas hat immer gefehlt und du hast dich nie wirklich vollkommen gefühlt?

Ja? Nun ich bin in einem Raum. Allein. Und ich fühle mich einsam. Ich hatte Familie und auch irgendwann mal Freunde. Jetzt gar nichts mehr. Ich will mich nicht beklagen, da ich trotz dessen immer noch denke, dass es Menschen auf dieser Welt gibt, denen es immer noch schlechter geht als mir.

Zumindest habe ich eine Decke überm Kopf und bekomme hier in diesem Anwesen mehr essen als in diesem dunklen kalten Keller.

Mario kam in den kleinen Raum rein und starrte kurz meinen an der Wand kauernden kraftlosen Körper an. „Du sollst mitkommen." Fing er dann emotionslos an. Dieser Mann ist wirklich stark diffizil! Ich dachte, dass wir beide nach diesen drei Monaten vielleicht schon eine kleine Verbindung aufgebaut hätten.

„Ich komme ganz bestimmt nicht irgendwo mit hin, aber wirklich lieb, dass du so nett fragst!" gab ich zickig zurück. Woher dieser Mut kam, wusste ich selbst nicht, entweder war ich einfach dumm, selbstbewusst oder ich bekomme wieder bald meine Menstruation...

Mario beäugte mich einen Moment kritisch, wurde dann aber schlagartig wütend. „Steh sofort auf!" brüllte er auf einmal lautstark. Oh oh, ich glaube ich habe ihn wütend gemacht. Ich stützte mich mit meiner rechten Hand an der kühlen Wand hinter mir ab und hievte mich somit auf meine Beine. Meine Beine zitterten ein wenig, lang würde ich das nicht mehr im Stehen aushalten.

„Warum zitterst du so? Hör auf so zu zittern!" „Das lieber Mario kommt davon, wenn ihr mir nie was zu Essen gebt! Das nennt man auch Kreislauf." fauchte ich verletzt zurück. Was fällt ihm denn bitte ein, soll der erstmal so behandelt werden wie ich und dann noch solche Sprüche raushauen.

Plötzlich zog er mich an meinem Handgelenk zu sich hin, griff an meine Taille und warf mich über seine Schulter. „Wenn du nicht gehen kannst, muss ich dich eben tragen, mein Job ist es nur, dich hoch zu bringen."

Leicht geschockt hing ich wie ein Kartoffelsack über seiner Schulter, bis ich erst wirklich realisierte, wie es um mich geschah. Mit all meiner Kraft schlug ich auf seinen Rücken ein. War anscheinend nicht so viel Kraft, da es ihn nichts auszumachen schien.

Auf einmal hielt er an und ließ mich auf einen Stuhl runter. Ich sah mich in dem großen Raum um, es war ein Küche. Der Großteil war aus Metall und schaute nicht besonders gemütlich aus. Es sah so aus, wie ich mir Küche eines Restaurants immer vorgestellt habe.

Schnell kam eine kleine, bisschen mollige Frau reingelaufen. Sie sah mich geschockt an, blickte jedoch kurz darauf eher traurig drein.

,,Ach mein liebes Kind, es tut mir so leid, dass du so etwas durch machen musst. Das hast du ganz sicher nicht verdient." redete sie drauf los, als sie auf mich zu kam und mich in dem Arm nahm. Ich kannte diese Frau zwar nicht, aber irgendwie fühlte es sich gut an.

,,Ach genau, ich bin Sofia, die Haushälterin hier. Ich würde sagen, wir sprechen uns mit Du an, oder nicht? Sonst fühle ich mich so alt, ach egal, ich mach Dir erstmal was zu essen!"

Sie redete so schnell, dass ich ein wenig überfordert mit der Situation war und nicht genau wusste, wie ich darauf reagieren sollte. Sofia war bestimmt auch schon in einem Alter um die sechzig, wirkte dafür aber ziemlich frisch und lebhaft.

,,Danke, das ist lieb. Ich bin Rose." gab ich nun doch von mir und zwang mich zu einem kleinen Lächeln. ,,Ich weiß. Ach, und nicht zu danken, meine Liebe, das mach ich doch gerne!"

Nach etwa zwanzig Minuten stand vor mir auf dem Tisch ein Teller mit Rührei, Brot und etwas Gemüse. Es sah so liebevoll aus, dass mir doch ein kleines Schmunzeln auf die Lippen kam. So nett war lange niemand mehr zu mir gewesen...

RoseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt