Kürbistumor {Auszubildender}

Kapitel 3

"Manu?", fragt Palle. "Ja?" "Also eigentlich ist der Tag jetzt schon fast rum und ich sollte wieder zurück ins Hotel." "Nein!", erwidere ich wahrscheinlich etwas zu laut, denn er zuckt leicht zusammen. "Was? Warum nein?", fragt Palle nach. "Es ist das Hotel, was an der Autobahn Richtung Süden steht oder?" Ich sehe ihn fragend an. "Ehm, ja. Warum ist das wichtig?" "Weil ich dich dort auf keinen Fall hingehen lasse und schon gar nicht alleine", antworte ich. "Seid wann sorgst du dich so um mich und was ist eigentlich mit dem Hotel?" "Ich kann dir das nicht so einfach sagen, aber sagen wir ich spreche aus Erfahrung. Und es waren keine guten. Also bitte versprich mir, dass du wo anders hingehst." "Okay, mach ich. Aber wo soll ich denn sonst hin?" Okay Manu, mach einfach. "Du kannst mit zu mir, wenn du willst. Also so lange, bis du was Eigenes gefunden hat." "Das wäre toll, aber das musst du dir nicht antun." "Das tue ich nicht, es würde mich freuen. Also denke ich." Unsicher schaue ich ihn an. Er lächelt mich an und auch ich muss lächeln. Fühlt sich so Freude an? Wenn ja, dann ist das ein unfassbar schönes Gefühl.

"Palle?" "Ja?" "Das klingt jetzt vielleicht komisch, aber darf ich dich umarmen?" Jetzt ist es raus. Ich würde ihn schon den ganzen Tag am Liebsten umarmen, aber ich hatte Angst, dass das komisch kommt und dann eine seltsame Stimmung zwischen uns herrscht. Und um ehrlich zu sein, habe ich auch einfach schlicht und ergreifend Angst jemandem zu nah zu sein. "Klar! Um ehrlich zu sein, frage ich mich das schon den ganzen Tag." Also kommt er langsam auf mich zu und auch ich stehe auf. Es fühlt sich seltsam an, so vor ihm zu stehen. Aber warum? Er ist doch bloß mein bester Freund. Ja, leider. Ich dachte du bist dagegen. Man darf seine Meinung auch ändern. Ja, das ist wahr.

Dann gehen wir aufeinander zu, bis wir uns so nah sind, dass ich ihn schon fast spüren kann. Es ist ein wirklich beklemmendes Gefühl, aber ich möchte es so. Ich weiß das klingt komisch. Dann geht er den letzten Schritt auf mich zu und schließt mich in seine Arme. Auch ich lege vorsichtig meine Arme um ihn. Irgendwie fühlt es sich ungewohnt, aber auch irgendwie so, als sollte ich ihn umarmen. Als wäre es wichtig gewesen wieder jemanden zu umarmen. Und am Besten eben genau Palle. Da er ein bisschen größer ist als ich hat er seine Arme um meine Schulter gelegt und ich meine um seinen Rücken. Es ist komisch, obwohl ich mich in seinen Armen irgendwie total wohlfühle. Ich glaube ich bin einfach komplett verwirrt. Mir ist aber eh nicht mehr zu helfen. Das Einzige, was ich weiß ist, dass es richtig war ihn zu umarmen und ich ihn freiwillig auf keinen Fall wieder loslassen werde.

Pov Palle

Jetzt stehen wir hier und umarmen uns. Es ist irgendwie ein schönes Gefühl, aber wahrscheinlich liegt das an der Person, die ich gerade umarme. Ich hab es nicht für möglich gehalten mal so hier mit Manu zu stehen. Ich wiederhole: Mit Manu! Natürlich wollte ich das, ich hab es mir schon so lange gewünscht, dass ich es fast aufgegeben hatte. Aber trotzdem ist es irgendwie krass.  Ich hoffe nur, dass ich ihn nie wieder loslassen muss. Vielleicht sollte ich mal meine Gedanken ordnen, die werden irgendwie immer seltsamer. Aber vielleicht ist das auch normal, also solchen Gedanken. Wenn man so sehr in diese eine Person verliebt ist, wie ich in Manu. Wahrscheinlich. Aber genau das ist das Problem, ich bin in IHN verliebt. Hätte ich mir denn niemand anderen suchen können, jemanden, der erreichbarer ist und der mich genau so mag. Manu wird mich wahrscheinlich nie so mögen, also auf diese Art und Weise. Leider lässt er mich jetzt wieder los, auch wenn er während dessen seufzt. Komisch, aber ich glaube ich hab auch geseufzt. Ich bin mir aber nicht wirklich sicher. 

Oh je, mich hat es ja ganz schlimm erwischt. Ich leide schon an Wahrnehmungsstörungen. Okay Palle, hör auf, das ist Schwachsinn. Nachdem wir uns wieder ordentlich hingestellt haben, entsteht irgendwie ein seltsames Schweigen. Wahrscheinlich wissen wir gerade beide nicht, was wir sagen sollen. Aber es ist trotzdem nicht wirklich unangenehm, mal davon abgesehen, dass mir sowieso selten etwas peinlich ist. Manu schaut mich irgendwie nachdenklich an, aber ich denke ich sollte nicht nachfragen. Ich will ja schließlich nicht, dass er es sich doch anders überlegt und ich doch zurück in dieses gruselige Hotel muss. Aber er klang auch wirklich besorgt. Was ihm wohl so schlimmes dort passiert ist? Und ob ich es irgendwann mal erfahren werde? Ich weiß es nicht, aber es ist auch eigentlich unwichtig. Hauptsache ist, dass ich bei ihm bin und er mich nicht wieder wegschickt.  

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