22. Kapitel Das eigene Problem

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Schweiß gebadet schreckte D001 hoch. Nur mit Mühe konnte er einen Schrei unterdrücken, langsam sollte er sich doch eigentlich daran gewöhnt haben. Er fuhr sich durchs Haar, stand aus seinem Bett auf und ging ins Bad. Normalerweise half ihm eine Dusche in solchen Momenten am meisten sich zu beruhigen. Unabsichtlich sah er in den Spielgel der über dem kleinen Waschbecken hing und seufzte als er sein Gesicht betrachtete. Die letzten Wochen hatten ihn ziemlich mitgenommen und er sah einfach nur müde aus. Seine tiefen Augenringe schienen bis zum Boden zu reichen und er schaffte es einfach nicht seine Schultern zu heben. Alles an ihm fühlte sich so unglaublich schwer an. Es gab so viel über das er sich Gedanken und Sorgen machen musste das es ihn eigentlich nicht überraschen dürfte. Er war sich immer noch nicht sicher ob es klug gewesen war den treuen Leuten aus seinem Abteil alles zu erzählen. Er hatte nichts ausgelassen außer der Tatsache das C994 ihm bekannt vorkam und es verunsicherte ihn das Sie alle Bescheid wussten. Außerdem verschlimmerte sich die Situation in Abteil D immer weiter. Die Spannungen waren kaum auszuhalten und obwohl D001 alles Tat um das Vertrauen von D010 und den anderen zu gewinnen half es nichts. Sie waren misstrauisch und aggressiv ihm und den anderen gegenüber und nichts half um die Wogen zu glätten. Außerdem konnte er sich im Unterricht und im Training nicht mehr konzentrieren was nicht nur an den Spannungen sondern auch am Schlafmangel lag. Es hatte zum Glück noch niemand bemerkt aber seine immer wiederkehrenden Albträume wollte einfach nicht aufhören. Alles mögliche mischte sich hinein, die alten Motive vom schreienden und sich windenden C001 über Shelin1 zu den ihn zerquetschenden Wänden aber auch neue Dinge wie irgendwelche unerklärlichen immer wiederkehrenden Szenen die er nicht zuordnen konnte und in denen er entweder von einer gesichtslosen Masse von Leuten niedergeprügelt wurde oder einfach verblutete während neben ihm eine furchtbar entstellte Frau saß und unzusammenhängende Dinge schrie.
Er riss sich vom Spiegel los und stellte sich unter die Dusche. Eigentlich wollte er einfach nur das alles aufhörte so kompliziert zu sein. Er wollte einfach irgendwo sein wo er sich nicht mit diesem ganzen Dreck beschäftigen musste. Irgendwo wo er den ganzen Tag schlafen konnte. Er war so unendlich müde. Er stellte die Dusche an und zog scharf die Luft ein als sich ein Schwall eiskaltes Wasser über ihm ergoss. Jetzt war er wenigstens für den Moment wach.
Als er fertig war zog er sich an und setzte sich auf seinen Schreibtischstuhl um wie jeden Morgen darauf zu warten das die nächste Scheußlichkeit passierte. Lange musste er nicht warten, zumindest nicht darauf das irgendetwas passierte. Ohne zu klopfen stürmte D009 in sein Zimmer. D001 hatte sich Inzwischen daran gewöhnt und erhob schon lange keinen Einspruch mehr wenn D009 das tat. Auch diesmal blieb er einfach sitzen. Den Kopf gebeugt die Hände im Nacken und die Ellbogen auf den Knien, erst als er hörte wie die Tür sich Schloss hob er den Kopf und schielte noch oben zu seinem Besucher. Aber dort stand nicht nur D009 wie angenommen, neben ihm hatte sich D002 postiert.
"Okay, was ist hier los?" Wollte D001 wissen. "Guten Morgen sir." Antwortete D009. "Ich muss sagen sie sehen heute aus wie ausgekotzt." D002 sah D009 böse an aber D001 schnaubte nur. "Sei froh das ich gute Laune habe sonst würdest du dafür eine kassieren. Und außerdem, waren wir nicht schon beim du angekommen?" D009 grinste ihn nur breit an. "Also was ist jetzt los?" Fragte D001 nochmal und fuhr sich beim aufstehen mit den Händen übers Gesicht. "D001 wir müssen mit dir reden." Sagte D002. Na das fing ja gut an. "Du machst dich fertig. Wie sehen das doch, so ungern ich es auch zugebe D009 hat recht du siehst schrecklich aus. Bald kommen die neuen und hier geht alles drunter und drüber." Eigentlich versuchte D001 erfolgreich den Gedanken daran zu verdrängen aber D002 erinnerte ihn immer wieder daran. In zwei Tagen bekam Abteil D Zuwachs, zehn weitere Leute für die D001 zuständig sein würde. "Die Spannungen wachsen und du...scheinst irgendwie langsam zu zerfallen, das..." D001 lies ihn nicht ausreden. D002 machte ihn wütend, als ob er nicht selbst wüsste das es so nicht weiter gehen konnte. "Was genau soll ich deiner Meinung nach dagegen tun? Denkst du ich merke nicht wie hier langsam alles den Bach runter geht? Denkt einer von euch ich würde nicht versuchen irgendetwas zu machen wenn ich wüsste was? Denkt ihr, denkt ihr ich würde einfach..." Er wusste nicht was er weiter sagen sollte und ließ sich wieder auf seinen Stuhl fallen. D002 schien von seinem Ausbruch etwas erschüttert zu sein fing sich aber wieder noch bevor D009 irgendeinen Kommentar ablassen konnte. "Weißt du, ich war immer überzeugt davon das du ein guter Anführer für uns bist, das habe ich dir von Anfang an gesagt und so habe ich es auch gemeinte. Du könntest locker jeden von denen von dir überzeugen aber im Moment hast du, glaube ich, ein Problem mit dir selbst. Du hast schon immer an dir gezweifelt und nach jeder Entscheidung die du triffst, nach jedem Ereignis denkst du ewig darüber nach ob du richtig gehandelt hast. Du denkst nur an all die Falschen Entscheidungen die du getroffen haben könntest und ich glaube das macht dich fertig. Du kannst sowieso nicht mehr ändern was passiert ist also fang an in der Gegenwart zu leben. Dann kriegst du deine ewigen Zweifel in den Griff und kannst dir selbst vertrauen und dann werden die anderen das auch tun. Das sollst du meiner Meinung nach tun." Es entstand eine kurze Pause und D001 wusste nicht was er darauf antworten sollte. Irgendwann wurde das schweigen von D009 unterbrochen "Was für ne Ansprache." Sagte er leise. D001 sah zu D002 der den Blick stur gerade aus geheftet hatte. Keiner lachte über D009 und D002 schien ernsthaft zu erwarten das D001 ihn anschreien würde. Aber nichts wollte D001 in diesem Augenblick weniger tun. "Danke für den Rat." Sagte er schließlich vielleicht etwas zu Kühl. "Ich werde es versuchen." Schon wieder fühlte er sich unendlich müde. D002 nickte kurz und verließ den Raum während D009 ihn schamlos angrinste. Vielleicht hatte D002 recht, vielleicht auch nicht. Aber D001 würde versuchen zu tun was er gesagt hatte auch wenn er nicht wusste ob das für ihn überhaupt möglich war.

D001 -Der verlorene SoldatWo Geschichten leben. Entdecke jetzt