1.Kapitel Der sichere Ort

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Als er erwachte lag er in einem hellen Raum mit weißen schmucklosen Wänden, auf einem harten Bett mit weißer Decke. Alles sah steril aus und roch nach Desinfektionsmittel. Er setzte sich auf wobei sich alles vor seinen Augen drehte und verschwamm. Nachdem er kurz so dagesessen hatte hörte der Raum auf sich zu drehen und er sah sich weiter um. Sein Blick wanderte zur linken Seite und er zuckte zusammen. Etwas hatte sich bewegt. Er sah nochmal hin und braucht einige Zeit um zu Bemerken das er seinem eigenen Spiegelbild entgegen sah. Er hatte keine Ahnung gehabt wie er aussah. Sein Haar hatte die Farbe von nassem Sand und seine Augen waren von einem durchdringen grün. Er trug schlicht graue Kleidung die in seiner vollkommen weißen Umgebung ziemlich dreckig wirkte. Soweit er es erkennen konnte, obwohl er immer noch saß, war er recht groß und hatte außerdem gut trainierte Muskeln. Er sah auf seine Hände und blickte dann wieder zu seinem Spiegelbild. Ja, das war eindeutig er. Er sah sich den Spiegel genauer an. Er sah eher aus wie ein breites Fenster. Vielleicht saßen auf der anderen Seite Menschen und beobachteten ihn. Ein mulmiges Gefühl überkam ihn, er fühlte sich als säße er in der Falle. Langsam begann er sich zu bewegen, zuerst rutschte er zur Bettkante und schwang dann seine Beine darüber. Langsam ließ er sich zu Boden gleiten. Kurz schwankte er bevor er festen Halt fand und aufrecht stehen konnte. Gerade als er einen Schritt auf den Spiegel zumachen wollte ertönte plötzlich eine Stimme und er zuckte wieder Erschrocken zusammen.

"Guten Tag" sagte die Stimme. "Wir sind froh das sie wach sind, wie geht es Ihnen?"

"Wer sind Sie?" Brachte er heraus, seine Stimme klang kratzig als hätte er sie lange nicht mehr benutzt.

"Mein Name ist Dok7" war die Antwort. "Ich habe hier jemanden der gerne mit Ihnen sprechen würde aber zuerst muss ich wissen wie es ihnen geht."

Er hielt es für eigenartig das jemand Dok7 hieß aber wenn es eine Möglichkeit gab mit jemandem zu sprechen der das alles vielleicht erklären würde würde er tun was man von ihm verlangte.

"Mir geht es gut. Ein bisschen schwummrig aber gut..."

"Können Sie sich an irgendetwas erinnern was ihre Vergangenheit betrifft? Ihren Namen, ihre Herkunft, irgendetwas?" Fragte Dok7.

"Spielt das eine Rolle?" Er wollte die Frage nicht beantworten denn er kannte weder seinen Namen noch seine Herkunft noch sonst etwas aus seiner Vergangenheit und das verunsicherte ihn genug. Das jetzt auch noch zuzugeben würde ihn in eine noch schwächer Position bringen als er sowieso schon hatte.

"Ja, das tut es." Eine schlichte Antwort, mehr würde er nicht bekommen.

"Ich erinnere mich an nichts." Flüsterte er. Er fühlte sich bedrängt und hatte Angst was jetzt passieren würde aber seine Befürchtungen wurden nicht bestätigt. Anstatt ihm irgendetwas anzutun sagte Dok7 nur.

"Gut, ich werde nun ihren Gast herein lassen."

Plötzlich begann sich eine Stelle an der Wand neben ihm in viele kleine Würfel zu zerspalten, die sich immer wieder teilten und verschoben bis eine Türgroße Öffnung entstanden war, durch diese Öffnung trat eine große Frau mit blonden Haaren die zu einem Zopf geflochten an ihrem Rücken herunter hingen. Sie trug Förmliche Kleidung die wie eine Uniform aussah und hatte so dunkle Augen das sie fast schwarz wirkten. Sie sah ihn direkt an und er hätte schwören können das ein kleines Lächeln über ihr Gesicht huschte als sie sein verwirrtes Gesicht sah. Hinter ihr Schloss sich die Türöffnung wieder und es gab keinen Fluchtweg mehr. Er sah die Frau an und wusste das von ihr nichts Gutes zu erwarten war. Er musste von ihr weg, um jeden Preis. Er hatte keine Ahnung woher er das wusste aber er wusste es.

Langsam bewegte er sich Weg von ihr zur Wand bis er mit dem Rücken dagegen Stieß. Ihr Blick war immer noch auf ihn gerichtet, doch ihr Lächeln war verschwunden. Wenn er sich nicht irrte lag ein leicht besorgter Ausdruck in ihren Augen. Sie ging einen weiteren Schritt auf ihn zu aber das konnte er nicht zulassen.

"Bleiben Sie dort!" Rief er ihr zu und sie blieb stehen.

"Aber, aber was hast du denn?" Fragte sie mit einer fast Mütterlichen Besorgnis in der Stimme. "Alles ist gut, hier bist du in Sicherheit." Sie wandte sich zum verspiegelten Fenster. "Dok7, wir brauchen einen Tisch bitte." Zuerst geschah nichts, doch dann lösten sich vom Boden aus wieder dieselben Würfel die, die Türöffnung gebildet hatten und formten sich durch vergrößern, verkleinern und verschieben zu einem Tisch und zwei Stühlen, die dastanden als wären sie schon immer dort.

"Bitte setz dich doch" sagte die Frau und deutete auf einen der Stühle. Er hätte Tausende Dinge lieber getan als sich zu dieser Frau an den Tisch zu setzten, aber er war immer noch eingesperrt und hatte deshalb kaum eine Wahl. Er setzte sich und sie tat es ihm gleich.

"Du bist sicher sehr verwirrt und verängstigt. Das kann ich nachvollziehen in deiner Situation ist das nur Natürlich, aber du kannst mir glauben wir wollen nur dein bestes." Begann sie zu reden. Doch er vertraute ihr nicht. " Was wird hier gespielt?"

Sie seufzte "Die Welt befindet sich im Krieg. Eine der Seiten Benutzt ein Serum um das Gedächtnis seiner Feinde zu löschen, aber bei der Anwendung passieren immer wieder Fehler sodass auch die Zivilbevölkerung davon betroffen ist. Die meisten Zivilen Opfer verirren sich oder sterben auf andere Weise. Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht diese Menschen zu finden und ihnen zu helfen. Nur an einem Ort gibt es für sie
Rettung und das ist hier. Das ist der einzig sichere Ort. Das Serum ist der Grund aus dem du dich an nichts erinnern kannst und warum du hier bist."

"Das Heißt," fragte er. "Ich soll all meine Erinnerungen durch den Kontakt mit diesem Serum verloren haben?"
"Ja, so ist es." Antwortete sie.
"Und warum sollte ich Ihnen das glauben?" Es klang weit hergeholt was sie erzählt hatte und außerdem riet ihm sein Instinkt vorsichtig zu sein. Andererseits viel ihm keine bessere Erklärung für seinen Gedächtnissverlust ein, es könnte also wirklich stimmen.

"Du wirst bald andere Menschen Kennenlernen die es dir bestätigen
können." Sagte sie mit einem Lächeln als ob sie sich gedacht hätte das er diese Frage stellen würde.

Er würde ihr nicht so einfach glauben aber wenigstens konnte er sie noch etwas fragen. " Wer sind Sie?" Fragte er.

"Meine Name ist Oberbefehlshaberin Shelin1 und ich leite die Hilfsorganisation in der du dich befindest. Ab jetzt wirst du mich also mit Ma'm oder Oberbefehlshaberin ansprechen. Das soll dich nicht einschüchtern aber alle müssen sich nunmal an die Regeln halten." Sagte sie Zuckersüß. Es gefiel ihm ganz und garnicht jemanden also höher gestellten zu behandeln wenn er nichts über ihn wusste. Aber was er wollte spielte scheinbar sowieso keine Rolle.

"Gut, angenommen ich glaube Ihnen, Ma'm." Sagte er mit einem wiederwilligem Unterton den sie nicht zu bemerken schien. "Was wissen Sie über mich?"

"Ich fürchte nicht viel." Sie schien es wirklich zu bedauern. " Aber jeder der hier ist hat einen Namen, ich kenne deinen."

Sie kannte seinen Namen? Wie war das möglich? "Woher? Woher kennen Sie meinen Namen? Ma'm." Schob er schnell hinterher.

"Wie gesagt, wir versuchen euch zu helfen. Unsere Wissenschaftler können Namen herausfinden und verteilen." Sagte sie. Er hatte keine Ahnung was das bedeuten sollte aber er wollte endlich wissen wie er hieß also fragte er nicht weiter nach und sie fuhr fort.

"Dein Name ist D001."

D001 -Der verlorene SoldatWo Geschichten leben. Entdecke jetzt