Kapitel 5 - Frederick

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... deshalb muss ich das morgige Seminar für Finanz- und Steuerrecht leider aus persönlichen Gründen absagen.

Ich lese den Satz der neuen E-Mail in meinem Postfach mehrere Male und blende dabei vollkommen aus, wie sich Adam und Keith gegenseitig Flüche und Beschimpfungen an den Kopf werfen.

Mein Herz sollte nicht diesen enttäuschten Hüpfer machen, meine Finger sollten nicht schwitzig werden und ganz sicher sollte mich nicht diese Sorge durchfluten.

Was ist bei Aiden los, dass er das Seminar absagt?

Ich scanne den gesamten Text der E-Mail noch einmal, versuche einen Hinweis darauf zu finden, wie schlimm es ist, kann allerdings keinen finden.

Unschlüssig schaue ich auf mein Handy, auf dem ich mein E-Mail-Postfach geöffnet habe.

„Drick!"

Erschrocken reiße ich meinen Blick von meinem Smartphone, lasse es dabei fast zu Boden fallen. Keith hält mir den Playstation-Controller hin, die Stirn hat er zu tiefen Falten verzogen.

„Du bist dran.", brummt er und hievt sich von der Couch.

Doch ich reagiere noch immer nicht. Deshalb lässt Keith den Controller einfach in meinen Schoß fallen und streckt sich ausgiebig. Ich folge den Bewegungen seiner Arme mit den Augen, lasse sie über Keiths gesamten Körper wandern.

Nichts.

Zum Glück.

Die Frauen schauen ihm reihenweise hinterher, während er einfach nur ein Freund für mich ist, ich kann mich also überhaupt nicht verändert haben.

„Ich muss los, um Ivy und Zoey vom Kindergarten abzuholen. Wir sehen uns Morgen zum Training."

„Bis Morgen.", ist alles, was ich über die Lippen bringe, als Keith zu unserer Garderobe schlurft, um sich Schuhe und Jacke überzustreifen und die Wohnung zu verlassen.

Adam beachtet seinen besten Freund kaum mehr, während ich ihm noch hinterherschaue, da hat sich bereits die Tür hinter Keith geschlossen.

Was würden wohl Keith und Adam dazu sagen, wenn sie wüssten, was mir in letzter Zeit ständig durch den Kopf geht?

Ich kann mir kaum vorstellen, dass Keith dann noch so selbstverständig mit mir trainieren würde oder Adam so ungezwungen Zeit mit mir auf der Couch verbringen würde.

Es würde alles verändern.

„Drick, Mann! Was ist denn los? Ich habe die nächste Runde schon gestartet!", reißt mich plötzlich Adam aus meinen Gedanken.

Doch, bevor ich tatsächlich nach dem Controller in meinem Schoß greife, verlasse ich mein E-Mail-Postfach und öffne eine andere App.

Es wäre besser, wenn ich eine E-Mail verfassen würde, das würde eindeutig machen, dass ich einfach nur ein besorgter Student bin. Allerdings kommt mir das falsch vor.

Obwohl wir kaum miteinander gesprochen haben, spüre ich diese Vertrautheit zwischen uns, über die ich einfach nicht weiter nachdenken will.

Was hat Landen mir bei der Party geraten? Ich solle machen, was sich gut anfühlt, was ich für richtig halte und dem Ganzen erstmal keinen Stempel aufdrücken.

Genau das mache ich.

Meine Nachricht ist kurz, sie kommt für ihn wahrscheinlich aus dem Nichts, aber ich kann mich einfach nicht davon abhalten auf Senden zu klicken. Und dann gibt es kein Zurück mehr.

At First Desire - Short StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt