Chapter one

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Ich lag in meinem Bett und starrte an die Decke. Ich schaute auf die weiße Fläche und versuchte mir ihr Gesicht vorzustellen. Ihre Gesichtsform, ihre strahlenden Augen und ihr warmes Lächeln. Ihre hellbraunen gewellten Haare welche ihr bis zur Schulter hingen. Ihre kleinen Fältchen um die Augen und Mundwinkel und ihre wunderschönen Lippen. Entspannt schloss ich meine Augen und genoss die Musik in meinen Ohren. Ich achtete auf die Melodie der Geige und auf das leise Klavier. Ich liebte die Musik und ihre Geschichte. Plötzlich wurde ich aus meiner Traumwelt gerissen, als meine Mutter mir den rechten Kopfhörer aus dem Ohr zog. „Lilly, hörst du mich jetzt? Ich habe dich schon mindestens zehnmal gerufen, wie laut hörst du denn Musik? Du weißt schon, wie schädlich das für deine Ohren ist, oder?", meine Mutter schaute mich mit ihrem strengen Blick an und ich versuchte nicht genervt zu wirken, da ich wusste wie schnell meine Mutter wütend wurde. „Ja, das weiß ich. Was ist denn?", fragte ich mit einem fragenden Blick und setzte mich aufrecht hin. „Ich kann dich heute nicht zur Schule fahren, ich muss schon früher zur Arbeit" Ich stöhnte auf „Aber ich kann nicht mit dem Fahrrad fahren, das ist in der Werkstatt", sagte ich verzweifelt. „Ja, deswegen habe ich auch Frau Morgan gefragt, ob sie dich mitnimmt" Ich merkte, wie mein Herz bei ihrem Namen anfing, höher zu schlagen. „Aber Mum, sie-" „Du kannst auch zu Fuß laufen, wie du willst", unterbrach mich meine Mutter und ging aus meinem Zimmer.
Natürlich wollte ich mit Frau Morgan fahren, aber ich war viel zu aufgeregt um 20 Minuten lang mit ihr in einem Auto zu sitzen. Ich war sehr schüchtern und wurde schnell rot und ich hasste diese Eigenschaften an mir. Schon immer hätte ich gerne so viel Selbstbewusstsein wie manch andere aus meiner Schule. Ich stoppte die Musik auf meinem Handy und zog meine Kopfhörer heraus. In ungefähr 15 Minuten würde sie vor meinter Tür auf mich warten. Ich stand von meinem Bett auf und holte meine braune Sweatjacke und zog sie mir über mein kurzes weißes Shirt. Nachdem ich meine Zähne geputzt hatte, ging ich in mein Zimmer zurück. Ich setzte mich an meinen aufgeräumten Schminktisch und versuchte den letzten Rest Concealer aus der Packung zu bekommen. Ich nahm noch etwas Wimperntusche und war fertig. Zum Glück hatte ich schon immer reine Haut und schöne dunkelbraune Augenbrauen und Wimpern, passend zu meinen Haaren. Ich holte meine Kette mit einem Smaragd als Anhänger und zog sie an. Nachdem ich noch meine schlichten Perlenohrringe angezogen hatte, schnappte ich mir meinen Schul-Rucksack und ging in die Küche. Ich schaute in den Kühlschrank und nahm mir nur einen Apfel und füllte meine Wasserflasche auf. Danach zog ich mir mein paar grüne Converse und verließ das Haus. Grün war meine Lieblingsfarbe, aber nicht das normale Grasgrün, ich liebte dunkle Grüntöne. Wie die Farbe eines Tannenzweiges, die passte sehr gut zu meinen dunkelbraunen Locken, welche mir bis zum Kinn hingen. Ich setzte mich auf den Asphalt vor unserem Haus und steckte mir wieder meine Kopfhörer in die Ohren. Ich hörte fast immer Musik, zu jeder Zeit ich konnte. Ich hatte nicht dieselben Hobbies wie vielleicht andere Leute in meinem Alter. Meine Freizeit verbrachte ich mit Musik um mich herum und einem Zettel und Bleistift vor mir. Ich liebte es zu zeichnen, die Natur faszinierte mich sehr. Ab und zu malte ich auch Gesichter, wenn mir das Bild einer Person nicht mehr aus dem Kopf ging. Ich dachte an mein letztes Portrait, als es vor mir erschien. Rasch stand ich auf und ging zur Beifahrertür des schwarzen Mercedes herüber. Ich öffnete die Tür und zog die Kopfhörer aus meinen Ohren, während ich mich auf dem Autositz niederließ.

Das warme Lächeln erblickte mich und mein Körper begann zu kribbeln. „Hallo Frau Morgan, vielen Dank, dass Sie mich mitnehmen", sagte ich und schaute in ihre braunen Augen. „Hi Lilly, kein Problem. Mach ich doch gerne. Du kannst mich ruhig duzen, wenn wir nicht in der Schule sind, Bettina", sagte sie und zwinkerte mir zu, bevor sie losfuhr. Ich fühlte mich geschmeichelt, dass ich sie so nennen durfte, aber ich musste mich erst daran gewöhnen. Frau Morgan wohnte nur ein paar Häuser entfernt von mir und hatte mich schon einmal mit zur Schule genommen. Sie war erst vor kurzem in unsere Straße gezogen und sie und meine Mutter verstanden sich ganz gut. Sie war Lehrerin an meiner Schule und ich hatte Englisch und Musik Unterricht bei ihr. Zwar fühlte ich mich wohl neben ihr, aber ich war aufgeregt und hatte Angst irgendetwas falsch zu machen. Ich hatte schon seit langen ein Auge auf sie geworfen, aber ich machte mir keine Hoffnungen. Sie war ungefähr 20 Jahre älter als ich und war bestimmt nicht interessiert an einer ihrer Schülerinnen. Außerdem wäre es ja verboten. Es war nichts Neues für mich, dass ich eine ältere Frau interessanter fand, als irgendwelche hormongesteuerte Jungs in meinem Alter. Allerdings hatte ich das außer meinem besten Freund Luca niemandem angetraut. Luca war 5 Jahre älter als ich und wie ein großer Bruder für mich. Ihm konnte ich alles anvertrauen.
Ich war in meinem letzten Schuljahr auf dem Gymnasium und würde bald Abi machen und Frau Morgan wohl nicht mehr so oft sehen. Ich wollte später Kunst oder Musik studieren. „Sag mal, nimmst du eigentlich Gesangs-Unterricht? Als wir letztens im Unterricht etwas gesungen haben, habe ich deine Stimme herausgehört. Du hast wirklich Talent", Frau Morgan schaute zu mir herüber und ich spürte die Hitze in meinem Gesicht. Ich wusste, dass ich ganz gut singen konnte, aber ich war viel zu schüchtern um vor irgendeinem Publikum zu singen. „Nein nehme ich nicht", sagte ich leise und versuchte angestrengt auf die Straße zu schauen. „Ist alles gut Lilly?" „Ja, alles gut. Ich bin nur etwas müde", sagte ich schnell. Ich wollte nicht, dass sie sah, wie rot mein Gesicht war und merkte wie schnell mein Herz schlug. An einer Ampel hielt sie an und ich spürte ihren Blick auf mir und ich schaute sie an. Da war ihr Gesicht, mit ihren wunderschönen Lippen und ihren leichten Wellen in den Haaren. „Du bist ziemlich schüchtern, habe ich recht?", fragte sie mich und ich nickte nur. Sie schaute wieder auf die Straße und fuhr weiter, bis wir auf dem Lehrerparkplatz angekommen waren. Wir hatten Montag und ich hatte die ersten beiden Stunden Mathe Unterricht. „Soll ich dich nach der Schule wieder nach Hause bringen?", fragte mich Frau Morgan während wir aus dem Auto stiegen. „Das wäre wirklich nett", sagte ich und Frau Morgan lächelte mich an. „Na dann, wir sehen uns ja eh in der 6. Stunde, bis dann" Sie zwinkerte mir zu und ging ins Schulgebäude.

-hazelnut brown eyes-Where stories live. Discover now