11. Schöne Bücher, schöne Autos

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Weiter gehts! Ihr merkt es, ich habe aktuell einen Lauf ;)

Verfolgt ihr eigentlich noch andere Streamer außer Monti? Und kennt irgendwer von euch die ganzen Bücher, die in dieser Story vorkommen? :D

<3

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„I'll be your dream, I'll be your wish, I'll be your fantasy - I'll be your hope, I'll be your love, be everything that you need - I'll love you more with every breath, truly, madly, deeply do"

Savage Garden – Truly Madly Deeply


„Pfff", machte ich leise, lächelte aber dabei, als ich die kichernden Mädchen hinten bei der Schundliteratur, wie wir die dortigen Werke wenig liebevoll titulierten, entdeckte. Neben Heimatromanen wie Heimatglocken – Die schönen Frauen vom Tannenhof oder literarischen Meisterwerken wie Der Freibeuter und die Piratenlady hatten wir dort auch die unsäglichen Unfälle von 50 Shades of Grey und den finalen Genickschuss der Emanzipation 365 Tage untergebracht. Wir verkauften sie nicht gerne und wir empfahlen sie auch nicht, aber nach wie vor brachten sie Geld ein, und speziell seit den zugehörigen Filmen der beiden letztgenannten tummelten sich häufiger Teenies in der Ecke hinten links, blätterten in den Ansichtsexemplaren und kauften dann am Ende doch lieber die Einfach Deutsch Analyse von Schillers Don Carlos.

Heute waren es zwei etwa fünfzehnjährige, die verstohlen zu mir herübersahen und sich kichernd wegdrehten, sobald ich ihnen freundlich zulächelte. Da ich hier wohl so zeitnah nicht zur Beratung gebraucht werden würde, kümmerte ich mich lieber um die Sortierung der Retouren und blätterte nebenbei durch das neue Programm des dtv.

Ich hörte die Türglocke, als die beiden ohne eine Verabschiedung nach draußen verschwanden und biss in meinen Apfel. Zwei Wochen waren vergangen, seitdem Marcel das erste Mal an meinem Küchentisch gesessen hatte, wir hatten uns noch zwei Mal gesehen und sogar Svenja akzeptierte langsam den Umstand, dass Marcel zwar in bestimmten Kreisen berühmt, ansonsten aber ganz normal war und wir auch nicht direkt eine stürmische Romanze beginnen würden. Ich konnte mich zwar auch nicht erinnern, wann ich das letzte Mal einen Typen so häufig alleine getroffen und mich gleichzeitig jedes Mal so gut unterhalten hatte, und natürlich mochte ich ihn mittlerweile ziemlich gerne und verzieh ihm sogar die Tattoos im Gesicht, aber ich war nicht direkt schockverliebt. Obwohl Marcel mir angedroht hatte, mich demnächst zum Pizzaessen mit seinen Jungs einzuladen.

Ich war kurz davor, heute ein wenig früher zu schließen – mittlerweile war es Ende September, die Tage wurden kürzer und es hatte zu regnen begonnen – als doch noch ein Kunde reingeschlüpft kam und sich das Wasser vom Friesennerz strich.

„Frau Eris!", sagte ich überrascht „Sie bringen ja ein Wetter mit!"

„Ich war auf dem Weg zum Auto, als es zu gießen begonnen hat – und ich hab doch meinen Schirm nicht mit. Da dachte ich, ich warte hier ein wenig ab, das ist ein Platzregen, der zieht bald weiter.", erklärte sie und stellte ihren Einkaufskorb ab.

„Kein Problem. Es ist noch Tee da, möchten Sie einen?"

„Ach, gerne, wenns keine Umstände macht." Ich ging nach hinten, um ihr eine Tasse zu holen, während sie vor dem Regal mit den historischen Romanen stehen blieb. „Marcel hat erzählt, dass er Ihnen sein Buch gegeben hat."

Es war keine Frage, sie beobachtete mich nur mit freundlicher Aufmerksamkeit, während ich ihr den Becher reichte. Ich nickte.

„War schon eine Überraschung – im Nachgang kam mir das Cover dann doch bekannt vor, es war ja eine Weile auf der Spiegelliste. Aber mit so etwas rechnet ja niemand.", sagte ich und sortierte dann den ersten Band von Diana Gabaldons Highlandsaga wieder vor den zweiten. Ordnung musste bekanntlich sein. „Kennen Sie das schon? Eines meiner absoluten Lieblingsbücher, Feuer und Stein, habe ich bestimmt schon fünf Mal gelesen!" Wo ich es gerade in der Hand hatte, konnte ich auch Werbung für meine Lieblingsautorin machen.

„Marcel hat schon erwähnt, dass Sie Bücher mehrmals lesen – ich habe auch ein paar, auf die ich immer wieder zurück komme."

Ich reichte ihr das Buch, damit sie den Klappentext lesen konnte, und runzelte dann die Stirn. Bei Marcel schien ja aktuell nicht sonderlich viel los zu sein, wenn er seinen Großeltern so häufig über mich erzählte. Andererseits sprach ich ja auch mit Svenja viel über ihn. Ich zuckte mit den Schultern.

„Eigentlich ist das nicht mein Genre, aber ich nehme es mal mit. Haben Sie denn Marcels Haus schon einmal gesehen?", fragte sie dann und begleitete mich nach vorne zur Kasse.

„Ein Video auf Youtube, aber irgendwie...also, nehmen Sie es mir nicht übel, aber ich komme mir wie ein Spanner vor, wenn ich mir so etwas anschaue. Ich werde wohl sowieso nicht drum herum kommen, es live kennen zu lernen. Schön sieht es ja aus. Das macht 18 Euro glatt."

„Es ist wirklich schön geworden, vor allem der Garten! Aber eigentlich zu groß für ihn, deshalb wird er ja auch nicht heimisch dort. Drei Küchen, stellen Sie sich das mal vor!"

Ich sah auf.

„Wofür benötigt ein Mensch drei Küchen?"

Nun war es an Frau Eris, mit den Schultern zu zucken. Wir sahen uns an und mussten dann beide grinsen. Drei Küchen, das hatte er mir bisher verschwiegen. So ein Unsinn.


Kommst du Samstag? Gibt Pizza und Bundesliga.

Welche Frau kann da nein sagen

Hab ich mir gleich gedacht. Wann kommst du?

Um 13 Uhr machte ich den Laden zu, und Marcel bot sogar an, mich abzuholen, also überraschte es mich nicht, als er um kurz vor eins in den Laden kam, in einen Windbreaker gehüllt und mit einer Cap auf dem Kopf. Mittlerweile hatte ich mich echt dran gewöhnt.

„Schicke Jacke.", begrüßte ich ihn und Marcel sah an sich herunter bevor er sie glatt zog, damit ich das Logo sehen konnte.

„Get on my Lvl. Mein Label.", sagte er stolz.

„Edel geht die Welt zu Grunde. Hier, magst du nen Lutscher?"

Die letzte Marketingaktion eines Kinderbuchverlages waren zuckerfreie Lutscher gewesen, von denen wir nun dreihundert Stück herumfliegen hatten.

„Ich mags lieber, wenn die Frauen lutschen.", gab er mit wild wackelnden Augenbrauen zurück.

„Um Gottes Willen. Lass die Hosen an, ich hol nur kurz mein Zeug.", stöhnte ich  und warf einen Blick an die Decke. Auch seine blöden Sprüche waren mit mittlerweile nicht mehr fremd, er konnte ein ziemlich loses Mundwerk haben.

„Na, was sagst du?", fragte er drei Minuten später.

Wir standen vor seinem neongrünen Lamborghini, der brav auf einem der Kurzparkplätze stand.

„Heiße Kiste. Da muss man sich ja reinoperieren. Kommst du alter Mann da überhaupt wieder raus?", fragte ich und musterte das tiefliegende Gefährt.

„Keine Ahnung was du meinst, bin gerade 25.", brummelte er und öffnete mir dann galant die Tür.

Ich krabbelte auf den Sitz, streckte die Beine aus und hatte wirklich das Gefühl, beinahe flach auf der Straße zu liegen. Gewöhnungsbedürftig, aber nicht unangenehm.

Marcel ließ sich neben mir auf den Sitz fallen und warf mir einen bedeutungsvollen Blick zu, als er den Motor startete. Der Wagen vibrierte schon, obwohl Marcel noch nicht einmal die Bremse gelöst hatte. Ich nickte ihm zu, das war tatsächlich ein kleines Erlebnis und ich war gespannt auf das Fahrgefühl.

„Los geht's!", sagte er also und fädelte sich an ein paar stehengebliebenen Passanten vorbei in den Verkehr ein. 

A whole new Level (MontanaBlack)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt