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Am nächsten Morgen weckt Oliver mich mit Kaffee und Frühstück, erklärt mir noch, dass Franco um 10 Uhr aus dem KAS entlassen werden kann und wir ihn abholen können.

Um kurz vor zehn sind wir dann auf der Neurologie, Francos Schwestern stehen gerade bei ihm im Zimmer und Franco zieht mich direkt in seine Arme, küsst mich und stellt mir seine beiden Schwestern vor.
Beide scheinen nett und sympathisch zu sein, sie freuen sich mich kennen zu lernen, da Franco wohl schon von mir erzählt hat.
Er hält mich die gesamte Zeit fest, auch als Alex Seehauser mit den Entlasspapieren kommt lässt er mich nicht los.
Nachdem wir aus dem KAS heraus sind verabschieden sich die beiden Schwestern von Franco und geben ihm den Rat mich nie los zu lassen, das alles auf italienisch, aber ich habe es verstanden und schweige mit einem Lächeln.
Oliver hat das Lächeln gesehen und muss grinsen.

Bei Oliver angekommen verschwinde ich in der Küche und habe beschlossen chinesisch zu kochen, etwas das ich in NY häufiger gemacht habe.
Franco fragt ob er helfen kann, aber der soll sich noch schonen und ich schicke ihn nach einem Kuss auf das Sofa.

Nach dem Essen müssen Oliver und ich zum Dienst, Franco will unbedingt mit uns zur Wache und wir nehmen ihn mit.
Er wird im Aufenthaltsraum auf dem Sofa geparkt.
Oliver und ich müssen mit Marion und Omar zu einem Einsatz.
Marion fährt das NEF und ich bin mit Omar auf dem RTW.
Ein kleiner VU bei dem wir die leicht Verletzte einpacken und mitnehmen.
Wieder zurück in der Wache zieht Franco mich neben sich auf das Sofa und fragt im Flüsterton "hab ich das eigentlich gestern im RTW richtig mitbekommen und verstanden, du hast da was Wichtiges gesagt?!"
Ich sehe ihn an und frage unschuldig "was genau meinst du?"
Er schaut mir tief in die Augen und flüstert mir leise zu "es hat gewirkt Süße."
Franco küsst mich zärtlich und mit Verlangen, seine Hand streicht durch meine Haare und er hält mich fest.
Leider kommt der nächste Einsatz rein und ich muss los.

Diesmal haben wir einen VU auf der Autobahn und die Feuerwehr muss mit der Hydraulikschere ran.
Nachdem die Person geborgen ist drückt Omar mir den RTW Schlüssel in die Hand da Oliver ihn hinten braucht um Sprachbarrieren zu überbrücken.
Ich fahre den Patienten während Marion das NEF fährt.

Zurück an der Wache zieht Franco mich wieder neben sich.
Er merkt, dass ich müde bin und ich kuschel mich in seine Arme.

Etwas später streicht Franco mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht und flüstert mir zu "Hey, Dornröschen, Zeit für Feierabend. "
Ich schaue leicht verpeilt zu ihm und merke, ich bin in seinen Armen eingeschlafen.
"Tut mir leid, ich bin wohl abgestürzt." Murmele ich.
Franco lacht und zieht mich hoch.
Oliver fragt, "grillen wir heute?"
Franco und ich nicken spontan und wir fahren zu Oliver.

Zu Hause wirft Oliver den Grill an während Franco den Salat vorbereitet und ich die Steaks und Spieße mit meiner Geheimgewürzmischung aus NY mariniere.
Franco versucht heraus zu finden was drin ist, aber ich schweige.

Nach dem Essen sitzen wir beisammen und Oliver fragt vorsichtig nach "was ist damals eigentlich bei 9/11 passiert, wie hast du das erlebt?"
Ich schaue beide an und erzähle langsam "Damals war ich noch Sanitäterin und Feuerwehrfrau. An dem Tag war ich für den technischen Zug vorgesehen und war um sechs Uhr in der Wache. Ein Kollege und ich waren gerade dabei nochmal den Bestand zu prüfen als der erste Turm getroffen wurde.
Wir waren einen Block entfernt und sind sofort raus gefahren. Als der zweite Turm getroffen wurde gab es einen Hagel aus Glas und Staub, ich sah meine Eltern noch in den zweiten Turm laufen, hörte über Funk Benjamin noch aus dem ersten Turm melden, dass es brennt und dann brach der erste Turm zusammen und der Funkverkehr zu Ben brach ab. Kurz danach hörte ich über Polizeifunk noch die Stimme meiner Mutter, sie informierte uns noch über Verletzte im zweiten Turm und dann brach dieser auch zusammen und der Funkverkehr brach komplett ab. Arbeiten ohne zu wissen was mit den drei wichtigsten Menschen ist fällt schwer, aber ich hab es ausgeblendet und gehofft. Ich sah jemand eingeklemmt und habe mit Kollegen versucht die Person zu retten, leider bin ich abgerutscht, gestürzt und habe Lyria im fünften Schwangerschaftsmonat verloren. Nach mehreren Tagen durfte ich wieder arbeiten und hab gleich am ersten Tag meinen Vater Tod bergen müssen. Kollegen fanden meine Mutter kurz danach und Ben wurde drei Tage später Tod aus den Trümmern geborgen. Danach hab ich erstmal nur funktioniert bis zum Zusammenbruch." Ich stoppe und sitze still da, Bilder vor Augen und innerlich wieder leer.
Franco berührt mich vorsichtig am Arm, schaut mich traurig an und ich kuschel mich einfach nur an ihn.
Franco scheint zu spüren, dass ich gerade eher jemand brauche, der mich festhält und Trost spendet, denn er hält mich einfach nur fest.
Oliver schweigt, steht irgendwann auf und kommt ebenfalls zu uns rüber, er setzt sich neben mich, nimmt meine Hand und verspricht, "wir drei sind ab jetzt ein Team, egal was passiert, wir passen aufeinander auf."
Ich schaue beide an und bin froh, die zwei bei mir zu wissen.
Franco zieht mich irgendwann hoch und geht mit mir nach oben.
Mit sanftem Nachdruck befördert er mich in die Federn, legt sich dazu, nimmt mich schützend in seine Arme und küsst mich sanft.
Ein leises, "ich passe auf dich auf, versuch zu schlafen." höre ich noch und bin beruhigt eingeschlafen.

Feuerwehrfrau + Sanitäter = 💘 *abgeschlossen*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt