15. Dezember 2006

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Ich starre immer noch auf das Gebäude. Meine Haare sind klatsch ass, ganz zu schweigen von meiner Jacke. Aber das bemerke ich kaum. Ich merke nicht, wie mir einige Tränen über die Wangen rinnen, die mit dem Regen verschmelzen. Ich denke bloß an die Tage mit Alice und versinke in Erinnerungen.

"Kumpel!', ruft die helle Stimme von Alice Clark durch den Schulflur. So hat sie mich immer genannt. Meine Freundin kommt auf mich zu gerannt und zieht damit viele Blicke auf sich. Doch niemand von uns bemerkt das. Alice fällt mir in die Arme und wir umarmen uns fest. Die Sommerferien waren mal wieder viel zu lang. Ich war mit meinen Eltern im Urlaub und konnte sie nicht sehen. Ich küsse ihr ein kleine Freudenträne weg und umarme sie noch etwas fester. "Stopp Kumpel, du erwürgst mich", sagt sie gespielt streng und lächelt. Ich liebe dieses Lächeln. Ich lächle sie an. Dann unterbricht uns die Schulklingel. Sie drückt mir noch einen Kuss auf die Lippen und verschwindet dann in Richtung Deutschkurs. Ich habe als erstes Englisch, also gehe ich in die andere Richtung des Schulgebäudes, mit einem fröhlichem Lächeln auf den Lippen.

Schwer atmend erwache ich aus meiner Starre und lasse mich auf den Asphalt vor dem Schultor fallen. Mein Fahrrad kippt ebenfalls weg, doch ich höre nicht das Krachen, als es zu Boden fällt. Ich höre nur immer wieder Alices Stimme. 'Kumpel, Kumpel', hallt es in meinem Kopf nach. Ich halte mir die Ohren zu und schreie. In der abgelegenen Ecke, in der unsere Highschool steht, wird mich keiner hören. Ich schreie und schreie und halte mir die Ohren zu, während mir die Tränen über die Wangen fließen. Eine nach der anderen fällt auf den Weg und vermischt sich mit den Regentropfen, die nun immer stärker prasseln.  Ich ziehe meine Knie an die Brust und schluchtze hinein. 'Warum zum Teufel hast du mich verlassen?!', schreie ich innerlich.

Es ist so ungerecht. Warum war die ganze Welt gegen Alice? Niemand war je richtig für sie da - nicht mal ich. Ich habe versagt. Ich hätte sie retten können, bestimmt. Aber ich habe nicht erkannt wie es ihr ging, ich wusste nicht was sie mit ihr gemacht haben. Doch jetzt breche ich schon jetzt zusammen, nach zwei CDs. Ich bin so schwach, so klein. Ich hatte Alice nie verdient.

"Celeb", höre ich eine ernste Stimme hinter mir. Ich weiß wem sie gehört. Langsam stehe ich auf und drehe mich zu Ethan Bullstrout um. "Was willst du?", halb knurre ich, halb weine ich. "Lass sie los", spricht er mit ernster Stimme. "Ich soll sie loslassen?!", schreie ich. "Lass diese Lügnerin los. Die CDs entsprechen nicht der Wahrheit", sagt er mir. Ich starre ihn wütend an. "Hör erstmal deine eigene, dann wirst du feststellen, das diese CDs eine einzige Lüge sind. Alice wollte irgendwem die Schuld in die Schuhe schieben und erfand diese Geschichten, kapiers endlich", ruft er und will sich umdrehen. Das lasse ich nicht zu und halte ihn am Arm fest. Ich will ich schlagen, doch er hält meine Hand weiterhin fest. "Merkst du? Du bist Blind vor Liebe! Lass gut sein. Zerstör dich nicht selbst an einem toten Mädchen", meint er ernst und lässt mich stehen.

Ich rufe ihm noch etwas hinterher, doch er hört mich nicht. Oder er ignoriert es einfach. Ich bin komplett wütend, ängstlich und unglaublich traurig. Ich schaue Ethan hinterher, wie er durch den Regen aufgeweicht um die Ecke in den Straßen verschwindet. Dieser Typ ist ein einziger Verräter. So mache ich mich auf den Weg, nehme mein Rad und schiebe es durch den Regen nach Hause.

Remaining Reveals | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt