Von Engeln und Dämonen: Die Zwillinge (Shadowhunter FF)

8.

Okay... das war vermutlich ziemlich dumm gewesen, denn ich hatte kein genaues Ziel gehabt. Ich hatte keine Ahnung gehabt, wo ich hinwollte. Ich konnte dankbar sein, dass ich nicht im Nichts gelandet war. Doch um ehrlich zu sein, diesen Ort mochte ich auch nicht wirklich. Es war ein alter Spielplatz in Florida. Magnus war vor langer Zeit mal mit mir hier gewesen. Tagsüber wimmelte es von Kindern und deren Lachen doch jetzt, wo es bereits dunkel wurde, war es still. Ich hatte diesen Ort geliebt als ich kleiner war, denn die Rutsche war super schnell. Ich lächelte matt. Jetzt gerade konnte ich nur daran denken, wie es wohl gewesen wäre, mit Geschwistern aufzuwachsen. Und das machte mich traurig. Als würde man plötzlich wissen, was man alles verpasst hat und was man nie wieder zurückholen könnte.

Ich setzte mich auf die Schaukel und starrte ins Nichts. Ich hatte keine Ahnung, wie lange ich dasass und Vergangenem nachtrauerte. Irgendwann hörte ich ein leises Summen, ebendieses Summen, welches man auch hört, öffnet sich ein Portal. Magnus trat heraus und ging auf mich zu. Ich starrte ihm entgegen.

"May...", sagte er sanft und nahm mich in den Arm.

Nichts sagend lehnte ich mich an ihn und schloss die Augen. Ich spürte wie er mich hochhob und wir durch ein Portal gingen. Was ich als nächstes spürte war, wie ich in ein Bett gelegt wurde, in mein Bett. Ich gab mich der Müdigkeit hin und schlief fast sofort ein.

Zu meinem Glück träumte ich nichts. Als ich aufwachte, fühlte ich mich tausendmal besser als gestern Morgen. Was ja auch logisch war, ich lag schliesslich nicht mehr im Sterben. Ich musste zugeben, dass ich es sogar mochte, wie ich mich jetzt fühlte. Ich war stärker und das spürte ich auch.

Ich trat vor den Spiegel und betrachtete die vielen Runen. Sie waren ganz hübsch, doch ich konnte mich nicht mit ihnen identifizieren. Sie wirkten fremd, ich sah nicht mehr aus wie ich selbst. Seufzend zog ich mich an und schlurfte dann in die Küche.

Magnus sass am Esstisch und schaute auf. "Wie geht es dir, Liebes?"

"Gut", erwiderte ich knapp.

Körperlich gesehen war dies nicht einmal eine Lüge. Gestern Abend auf dem Spielplatz waren mir tausend Dinge durch den Kopf gegangen, nicht zuletzt, ob ich jemals sowas wie Geschwister haben werde. Nicht auf genetischer Ebene, da war ich mir jetzt sicher, dass ich welche hatte, sondern auf Gefühlsebene. Ob ich den Lightwoods jemals so nahestehen werde, dass sie mich als ihre Schwester ansehen werden.

Ich schnappte mir ein Müsli und setzt mich zu Magnus. Rasch ass ich es auf und wollte auch schon wieder aufspringen.

 "Wo willst du denn hin?", wollte er wissen.

Ich seufzte leise. "Auf mein Zimmer."

 "Wir kriegen gleich Besuch."

Ich schaute ihn nur fragend an. Wie konnte es sein, dass er jetzt jemanden eingeladen hatte? Er wusste doch genau, wie es mir ging.

 "Die Lightwoods kommen", erklärte Magnus.

 "Was? Wieso das denn?", wollte ich wissen und liess mich geschlagen zurücksinken.

Seine Stimme wurde sanft. "Du bist mit ihnen Verwandt May, sie wollen dich besser kennenlernen."

 "Und deswegen werfen sie direkt all ihre Aufträge und was weiss ich weg und kommen hier her?", fragte ich misstrauisch.

Er biss sich auf die Lippe, da war also doch mehr. "Ihr habt die Zwillingsrune und die Prophezeiung meint es nicht gut mit euch... Wir müssen unser weiteres Vorgehen besprechen."

Ich schloss kurz die Augen. "Kann das nicht noch ein wenig warten? Ich fühle mich gerade wirklich nicht in der Lage dazu."

 "Ich weiss, aber ich werde nicht riskieren, dass du stirbst."

Ich schnaubte. "Werden wir das alle nicht irgendwann?", fragte ich resigniert.

 "Wir sind unsterblich, May."

 Ach richtig, deswegen sagte diese verdammte Prophezeiung auch, dass ich sterben werden. "Kann schon sein, ich kenne trotzdem keinen Hexenmeister, der bereits seit Beginn der Zeit lebt. Irgendwann werden auch wir einfach..", ich zog meinen Daumen über meinen Hals.

Es klingelte, Magnus sah mich erwartungsvoll an, so als wolle er mir mitteilen, ich solle doch die Türe öffnen. Ich atmete tief durch, stand auf, straffte die Schultern und ging dann zur Türe. Vor mir standen Alex und Izzy, zusammen mit Maryse und einem kleinen Jungen, den ich noch nie zuvor gesehen hatte. Sogar Jace war mitgekommen.

 "Hallo liebe Familie", sagte ich sarkastisch. "Immer hereinspaziert."

Der kleine Junge sah etwas irritiert zu Maryse auf, welche ihn mit einem kleinen Stoss in unser Appartement beförderte.

 "May", sagte sie mit belegter Stimme und suchte meinen Blick.

Ich tat ihr diesen Gefallen und erwiderte ihn. "Maryse." Ich nickte ihr zu.

Sie lächelte etwas und ehe ich mich versah, hatte sie mich in ihre Arme geschlossen. Es war mir etwas unangenehm, doch ich musste zugeben, dass ich es genoss. Es fühlte sich richtig an.

Sie liess von mir ab. "Das ist Max", meinte sie und deutete auf den kleinen Jungen.

Max schaute mich aus grossen Augen an. "Du bist also meine Schwester?", fragte er mit einem Lächeln auf den Lippen.

Ich konnte nicht anders und musste es erwidern. "Scheint so", meinte ich mit einem schiefen Grinsen und konnte den Drang, ihm durch die Haare zu wuscheln, einfach nicht widerstehen.

Er schaute mich etwas irritiert an, lächelte aber.

Izzy grinste. "Jace meinte ja schon, dass wir uns ähnlichsehen, jetzt wissen wir wohl wieso."

Ich schmunzelte. "Jap."

 "Und ich dachte, eine Schwester würde reichen", meinte Jace lachend.

Ich kniff gespielt beleidigt die Augen zusammen. "Tja, jetzt musst du dich wohl mit zwei abfinden."

Alec war weniger entspannt als der Rest seiner Familie, stellte ich fest. Ich musterte ihn prüfend. Er fuhr sich nervös durch die Haare und vermied den direkten Blickkontakt mit mir.

 "Hey Alec", ergriff ich deswegen das Wort.

Endlich sah er mich an. "Hey May", meinte er nur.

Jap, die Stimmung zwischen uns war irgendwie komisch, auch wenn ich nicht wusste, weshalb. Vielleicht, weil wir beide sterben würden? Und das wahrscheinlich bald. Oder vielleicht, weil wir ausversehen unsere Gedanken lesen konnten. Wie aufs Stichwort spürte ich, wie sich sein Geist aus mir zurückzog und ich wieder durchatmen konnte. Ich fragte mich wirklich, ob er das extra machte oder nicht.

 "Geht doch alle schon mal ins Wohnzimmer", versuchte ich die plötzlich angespannte Stimmung zu lösen. "Will jemand einen Kaffee?"

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Tut mir wahnsinnig leid, dass so lange kein neuer Teil gekommen ist. Ich hatte ziemlich viel Stress in der Schule... Und auch jetzt weiss ich nicht, wann der nächste Teil kommen wird, ich bin gerade im Sprachaufenthalt :)