7.

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Ich schaute verwirrt zu Magnus. Das gerade war eindeutig zu viel für mich gewesen. Alec in meinem Kopf... die Runen. Nochmals schaute ich an mir herab, prüfte, ob ich mir das alles wirklich nicht bloss eingebildet hatte. Doch diese schwarzen Engelsdinger prangten immer noch auf meiner Haut. Ich fand sie grässlich, sie zerstörten mein Erscheinungsbild. Ob sie je wieder abgehen würden? 

Magnus musterte mich besorgt. "Wie fühlst du dich?", sein Blick huschte von einer Rune zur anderen.

 "Wirklich, es geht mir gut." Naja, körperlich zumindest. Wie gesagt, ich war ziemlich verwirrt. 

Wir warteten eine geschlagene Viertelstunde, was sich jedoch wie eine halbe Ewigkeit anfühlte, ehe Alec wieder ins Zimmer kam. Eine dunkelhaarige Frau folgte ihm, die Ähnlichkeit zu Izzy war verblüffend. Sie musterte mich, straffte dann die Schultern und liess sich auf einen Sessel mir gegenüber fallen. 

 "Alec meinte, ich könnte euch vielleicht helfen. Es sei dringend, doch er hat mir nicht mehr verraten", ihre Stimme war angenehm, sie war mir direkt sympathisch.

Ich nickte und da niemand was sagte, tat ich es einfach. "Mein Name ist May Bane und ja...", Wie sagte man das denn am besten? "Alec und ich... wir vermuten, dass wir die Zwillingsrune haben." Das musste ihr was sagen, denn auf ihrem Gesicht zeichnete sich Überraschung ab. Oder war es Entsetzen? Erleichterung? Freude? Sie hatte ihre Miene echt gut im Griff. "Jedenfalls... wir haben uns gefragt, wie wortwörtlich wir die Prophezeiung dazu nehmen können und dachte Magnus, du könntest uns da... weiterhelfen." Okay, das war echt weird. Ich musste das ja wohl nicht weiter erklären, sie wusste bestimmt, worauf ich hinaus wollte. 

Sie erstarrte. "Ich...", entschuldigend sah sie zu Alec, der sie bloss abwartend anschaute. Maryse liess die Schultern hängen. "Ihr wollte wissen, ob ihr den Teil mit den Zwillingen wortwörtlich nehmen könnt", stellte sie fest.

Wir drei nickten synchron, es musste sicher witzig ausgesehen haben aber glaubt mir, in einer solchen Situation würdet ihr ganz bestimmt nicht lachen.

 "Ich... ich weiss es nicht." Alec zog eine Augenbraue hoch, sie fuhr fort. "Es könnte wahr sein.. Ich meine, als ich mit dir schwanger war, da bekam ich Zwillinge..." Sie erzählte uns die ganze Geschichte, wobei sie allerdings die meiste Zeit zu Alec blickte und ihn entschuldigend ansah. 

 "Robert meinte, wir sollten das Thema einfach vergessen, es würde nichts als Schande über unsere Familie bringen... und die Kleine seie tot", schloss sie ihre Erzählung. Ihre Stimme war nicht mehr als ein leises Flüstern, hörte ich da ein schwaches Zittern?

Okay, jetzt war ich sprachlos. Ich starrte sie einfach nur mit offenem Mund an, Maryse schaute fast schon verlegen zurück. 

 "Dann... dann kann es also theoretisch sein, dass wir verwandt sind", stotterte ich. 

Sie nickte. Das musste ich zuerst verdauen.

 "Und wie können wir uns sicher sein? Weisst du, wer Mays Vater ist?", fragte Magnus an sie gerichtet. Das war eine Testfrage, vermutete ich, ich wusste ja, wer er war und Magnus wusste dies auch.

Maryse rutschte auf dem Sessel herum. Ihr war dies offensichtlich ziemlich unangenehm, doch sie nickte. "Asmodeus", sagte sie leise.

Bei Erwähnung seines Namens zuckte ich etwas zusammen. Ich war ihm noch nie begegnet und um ehrlich zu sein, wollte ich das auch nicht.

Alec schien die richtigen Schlüsse aus meiner Reaktion zu ziehen und wandte sich wieder an seine Mutter. "Du hast also Dad betrogen", stellte er fest. 

 "Ich wusste es nicht, wirklich", beteuerte sie. "Er hatte die Gestalt von Robert angenommen, erst später hatte er mich besucht und mir davon erzählt. Ich wollte es erst gar nicht glauben aber er meinte, ich solle nur abwarten und die Kräfte meines Kindes sehen..."

 "Und dann hast du die gesehen und mich zum Sterben deinem Mann mitgegeben", schlussfolgerte ich, wobei meine Stimme schneidender als beabsichtig klang.

Maryse zuckte zusammen. "Ich wollte das nicht, ich habe ihn angefleht, dich mir zu lassen, doch er liess nicht mit sich reden. Ich wollte dich nie hergeben." 

 "Und trotzdem hieltest du es nie für nötig, mir, Izzy oder Max davon zu erzählen", auch Alecs Stimme war hart geworden. 

 "Ich durfte nicht, versteh das doch! Robert hat das nicht gewollt."

Alec starrte sie nur fassungslos an. "Wie kann man so was Wichtiges vor einem geheim halten? Du sagst mir nach achtzehn Jahren, dass ich eine Schwester habe."

 "Es tut mir leid, ich dachte, Amelia wäre tot...", sie sah mit einer Mischung aus Erleichterung und Reue zu mir herüber.  

Ich wusste nicht, was ich von dem Ganzen halten sollte. Einerseits schien Maryse das alles wirklich zu bereuen aber ich konnte jetzt ganz sicher nicht damit anfangen, einen auf Alles-Ist-Gut und Heile-Familie zu machen. 

 "Mein Name ist May", sagte ich daher nur. 

Alec sah zwischen uns hin und her und schüttelte den Kopf. "Das ist mir hier gerade zu viel." Er verliess das Büro innerhalb weniger Sekunden. Maryse schaute ihn traurig hinterher.

Ich erhob mich. "Magnus, können wir bitte gehen?" Mir war das gerade auch ein wenig zu viel. All die Jahre hatte ich mich damit abgefunden, dass meine Familie mich nicht gewollt hatte und nun erfuhr ich, dass das alles am Mann meiner Mutter lag. Wenn sie denn die Wahrheit sagte. Doch irgendwie glaubte ich ihr und das tat verdammt weh. Ich hätte ohne Probleme damit leben können, wenn sie gesagt hätte, sie hätte mich nie gewollt. Das wäre einfacher gewesen. Doch mir vorzustellen, das ich eine Mutter hatte, die mich, zumindest damals geliebt hatte, warf mich komplett aus der Bahn. Das würde alte Wunden wieder aufreissen...

Magnus schien zu erahnen, wie es mir ging. Er kannte mich einfach zu gut. Gerade war ich ziemlich dankbar dafür, dass er mich damals aufgenommen hatte. Er nickte und zog mich zur Tür.

 "Amel.. May, warte." 

Ich hielt inne und drehte mich zu Maryse um. "Was?"

 "Es tut mir leid, dass es so gekommen ist. Vielleicht kannst du mir irgendwann verzeihen..."

Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte, drehte ihr nur den Rücken zu und hastete so schnell ich konnte aus diesem Institut raus. Ich spürte, das Magnus mir folgte, doch  ich wollte alleine sein. Ich wusste, er meinte es nur gut, doch bevor er mich erreichte, hatte ich bereits ein Portal geöffnet und war hineingesprungen. 

Von Engeln und Dämonen: Die Zwillinge (Shadowhunter FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt