Prolog

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Es klopfte einmal an der Tür, bevor ein junger, grosser, attraktiver Mann im Türrahmen erschien.
„Sir", sagte er und zog damit die Aufmerksamkeit eines älteren Herren auf sich, der an seinem Schreibtisch sass und verschiedenste Dokumente vor sich liegen hatte. Er schielte über seine Brille zu dem jungen Mann hoch und runzelte dabei die Stirn. Erwartungsvoll und zugleich ungeduldig forderte er mittels einer Handgeste den jungen Mann auf, sein Anliegen zu offenbaren.

Der junge Mann holte tief Luft, bevor er seinem Boss schlechte Nachrichten übermittelte. „Wir haben sie verloren. Sie hat den letzten Eingriff nicht überlebt." Es dauerte eine lange Sekunde, bis das Gesagte angekommen war. Der ältere Herr wurde wütend, griff nach dem Erstbesten, was er fand und warf es an die Wand, wo es in etliche Stücke zerschellte und in noch kleineren Teilen auf dem Boden liegen blieb. „Verflucht noch mal!", schrie er, stützte seinen Kopf in die Hände und rieb sich müde die Schläfe.
„Was ist mit Plan B?", wollte er von dem jungen Mann wissen. „Sir", antwortete dieser leicht nervös, stellte sich aber aufrechter hin. „Das war Plan B."
Schockiert sah der ältere Herr vom Schreibtisch auf. Seine Augen schwirrten im Raum umher, auf der Suche nach einer Lösung.

Er zog eine Schublade seines Schreibtisches auf und wühlte rasch durch die ganzen Dossiers, die er dort verstaut hatte. Als er endlich fündig wurde, lächelte er siegessicher und klatschte das Dossier auf den Tisch.
„Schliessen Sie die Tür und setzen Sie sich", forderte er den jungen Mann auf.

Dieser schluckte, da er befürchtete, dass er ihn als leitender Forschungschef entlassen würde, da er bei den letzten Versuchen kläglich gescheitert war. Noch nie war jemand in solch jungen Jahren wie er überhaupt in einer Führungsposition gewesen. Er hatte sich alles schwer erarbeitet und war der Beste auf seinem Gebiet. Nur ungern würde er diesen Job verlieren. Sobald er sich schweren Herzens auf den Stuhl gesetzt hatte, begann der ältere Herr zu sprechen.

„Wissen Sie, wieso ich mir keine Namen meiner Angestellten merke", fragte er mit einem undefinierbaren Blick. „Weil wir ersetzbar sind, Sir?", antwortete sein Gegenüber vorsichtig. Sein Puls beschleunigte sich, während der ältere Herr seine Krawatte zurechtrichtete und ihn anlächelte. Er sah ihn das erste Mal seit Jahren lächeln. „Ja, ganz genau. Aber Sie ...", begann er und zeigte mit dem Zeigefinger auf den jungen Mann. „Sie haben Mumm, mir direkt in die Augen zu sehen und mir zu sagen, was Sache ist. Das hat bis jetzt noch nie jemand getan, der eine höhere Anstellung hat."

Der junge Mann wusste nicht, in welche Richtung dieses Gespräch verlaufen sollte und hielt angespannt den Atem an. Er wollte nicht gefeuert werden. Er wollte hier weiter arbeiten und seinen Boss in dieser Sache weiterhin unterstützen. Schliesslich hatte er doch nichts anderes in seinem Leben. Seit seiner Geburt hatte sein Vater ihn zu dem erzogen, den er jetzt war.

„Sehen Sie.", unterbrach der ältere Herr seine Gedanken und breitete das Dossier vor ihm aus. „Ihr Fehlschlag ist nicht weiter schlimm. Wenn wir keine Person mehr finden, wissen wir, dass wir freie Fahrt haben. Dann steht uns niemand mehr im Weg." Der alte Mann lächelte böse. „Sir, was ist, wenn wieder eine solche Person zum Vorschein kommt?", hakte der junge Mann nach, voller Sorgen, dass jemand ihrem Vorhaben jemand in die Quere kommen könnte.

„Dann will ich, dass Sie sich in das Leben dieser Person einnisten. Sie sind ein attraktiver, junger Mann, Sie sollten keine Probleme haben. Werden Sie ihr Mann oder bester Freund oder was auch immer!", befahl er.
Der junge Mann nickte lächelnd, denn es gefiel ihm, wie sein Boss dachte. „Gut, dann können Sie gehen." Mit diesen Worten wurde der junge Mann aus dem Büro komplimentiert und stand auf. Als er die Türklinke in der Hand hatte, hielt ihn sein Boss noch kurz auf. Er hatte seine Brille abgelegt und rieb sich die Augen, bevor er wieder aufblickte. „Wie heissen Sie?"

Der junge Mann lächelte, sah ihn an und antwortete, erfreut darüber, dass der Boss sich für ihn interessierte.
„Jack Porter, Sir.", sagte er, bevor er die Tür zuzog und den Korridor entlangging, bis er nach ein paar Verzweigungen in einen absolut sterilen Bereich gelangte.

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