„Lebst du hier drin?", stellte ich eine Gegenfrage, ohne auf seine einzugehen, als ich einige Kleider und eine Decke auf dem Rücksitz entdeckte. „Gewissermassen.", antwortete er knapp und kletterte nach vorne auf den Fahrersitz. Durch das Mondlicht, welches nun sein Gesicht erhellte, konnte ich ihn jetzt besser sehen.
Er hatte kurze, verwuschele braune Haare. Seine Augen, die mich misstrauisch musterten, stachen in einem tiefen, klaren Blau hervor. An seiner rechten Augenbraue zog sich eine Narbe zum Auge hinunter. Er hatte eine normale Statur, sah trainiert aus und ich schätzte ihn auf etwa 1 Meter 80, also einiges grösser als ich.
Ich dagegen hatte hellbraune Haare, grün-braune Augen, war nicht wirklich gross oder kräftig und hatte, wie ich es nannte, kleine Reserven an meinem Bauch. Obwohl da nicht wirklich viel Fett war. Er war nur nicht so flach wie bei all den Models, die man in den Zeitschriften und im Fernseher sah.„Was tust du hier?", fragte er mich, während er mich weiterhin musterte. „Keine Ahnung. Diese Männer hatten mich mit Waffen verfolgt", antwortete ich wahrheitsgemäss. „Was wollten die von dir?", fragte er mich weiter und ich sah ihm an, dass er noch eine Menge an Fragen hatte. „Keine Ahnung", seufzte ich. „Du wirst von Männern, die eine Waffe bei sich haben, verfolgt und du weisst nicht, wieso?!", entfuhr es ihm verärgert. Er glaubte mir nicht, das sah ich ihm an. „Wer hat dich geschickt?", fragte er und schien schon fast paranoid zu werden, als er sich schnell umsah, ob da noch jemand war. „Niemand. Ich sag die Wahrheit. Seit heute Mittag geschehen komische Dinge und als ich vor dem Restaurant gewartet habe, kamen diese Männer auf mich los."
„Steig aus dem Wagen!", forderte er mich verärgert auf. Ich vermutete, dass er mir nicht glaubte und mich daher loswerden wollte. „Nein! Ich bleibe hier, solange ich will!", entgegnete ich trotzig und drückte mich fester in den Sitz. Er rollte genervt mit den Augen und seufzte, als er merkte, dass ich nicht aussteigen würde.
„Wie heisst du?", fragte er mich, sobald er sich ein wenig beruhigt hatte. „Juna. Juna Evans", stellte ich mich ihm vor. „Und wie heisst du?" „Was ist heute Mittag geschehen?",fragte er und wich damit geschickt meiner Frage aus. Ich hätte nicht gedacht, dass er mir wirklich zugehört hatte und war nun umso überraschter, sodass ich fürs Erste meine Frage vergass. „Naja ... das mag vielleicht verrückt klingen ..." Ich fühlte mich plötzlich unbehaglich und fing an, im Handschuhfach rumzustochern. „Was soll das werden?", fuhr er mich an, doch da hatte ich schon gefunden, was ich gesucht hatte.
Den Fahrzeugausweis. Dieses Auto war zugelassen auf einen gewissen James Smith. „Du siehst nicht aus wie ein James Smith", bemerkte ich trocken.
„Ach nein?" Er sah mich mit hochgezogener Augenbraue an. „Nein", meinte ich bloss und er kramte nach seinem Portemonnaie und zog seinen Führerschein hervor.Er hielt ihn mir hin, schön bedacht, das Foto mit den Fingern zu überdecken. Schnell schnappte ich nach dem Ausweis und betrachtete ihn näher. Es war tatsächlich sein Foto und dieser Name darauf zu sehen. „Du siehst für mich noch immer nicht aus wie ein James Smith", sagte ich und betrachtete den Ausweis kritisch. „Tja, da bist du die Erste, die dieser Meinung ist", bemerkte er kühl. „Und jetzt steig aus, ich will meine Ruhe!" Seine Augen funkelten feindselig, als ich ihn überrascht ansah.
„Mann, bist du ein Arsch...", grummelte ich vor mich hin. „Hast du wenigstens ein Handy oder Ladegerät, das ich mir schnell borgen kann?", fragte ich ihn, bevor ich ausstieg. „Nein", antwortete er eiskalt und wartete, bis ich ausstieg. „Der gehört mir", sagte er noch, bevor er sich den Ausweis schnappte. Als sich unsere Hände kurz berührten, hätte ich schwören können, dass dieses Kribbeln in meiner Handfläche stärker wurde. Und als ich zu ihm aufsah, sah ich gerade noch, wie er seine Überraschung hinter seinem eiskalten Pokerface versteckte.
„Was war das?", fragte ich ihn. „Was war was?", meinte er und tat so, als hätte er nichts bemerkt. „Bist du psychisch angeknackst oder was?", fuhr er mich an und zeigte mir den Vogel. „Was soll das?", fragte ich perplex, da ich nicht wusste, was ich falsch gemacht hatte. „Wen willst du den anrufen? Auf dich wartet bestimmt niemand", sagte er abschätzig sodass ich fürs Erste baff war. Dann wurde ich wütend. Was denkt sich dieser Kerl eigentlich, wer er ist?!
„Das sagt genau der Richtige. Dich würde nicht mal eine taube Frau ertragen, so wie du mit ihr sprechen würdest!" Ich öffnete die Wagentür, setzte ein Fuss auf den Boden und drehte mich noch zu ihm, bevor ich ausstieg und sagte: „Ich wollte meinen Verlobten anrufen, du griesgrämiges Arschloch!"
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Frozen Souls
FantasyDurch eine zufällige Berührung sieht Juna plötzlich vereinzelt Menschen, die blau schimmern. Sie denkt, es wäre Einbildung, doch eines Abends verfolgen sie bewaffnete Männer und sie muss flüchten. Von da an wird sie in eine ihr bisher verborgene, g...