Kapitel 3

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Illyrion und seine Begleitung folgten den Wachen durch die langen Korridore der großen Burg. Die Burg war das größte Bauwerk, dass er je gesehen hatte. Selbst die Korridore hinterließen immer wieder einen Eindruck. Schritt für Schritt folgten sie der Wache. Er schaute sich immer wieder um. Hier und da konnte er einige Gemälde sehen. Es müsste sich hierbei um die Kunstwerke hoch angesehener Künstler handeln. Er erinnerte sich, dass seine Schwester Freya als Kind gerne gemalt hatte. Zu gut erinnerte er sich noch genau an ihren konzentrierten Gesichtsausdruck, den sie immer machte, wenn sie versuchte eine Linie mit dem Pinsel zu malen. Sie biss sich leicht auf ihre Unterlippe und kniff die Augen etwas zusammen.

Als sie in den nächsten Gang abbogen machte sich am Ende des Ganges bereits eine große Tür sichtbar. Dies war der Eingang zum großen Thronsaal und davor waren zwei weitere Wachen postiert. Die Wachen an der Tür schienen etwas größer zu sein als die Wache, die sie hierhergeführt hatte. Die kleinere Wache ging zu einer der größeren Wache und erklärte ihm kurz etwas. Illyrion konnte die genauen Worte allerdings nicht richtig verstehen. Daraufhin verschwand die Wache hinter der Tür. Es dauerte nur einige Sekunden und die Türe öffnete sich. Vor ihm offenbarte sich ein riesengroßer Saal, der von mehreren Säulen gestützt wurde. Wirklich alles, von den Wänden, den Säulen und der Decke, war mit präziser Handarbeit im Detail verziert worden. Tausende von Silber grauen, geschwungenen Linien verzierten den Kalkstein. Ihm fiel auf, dass er hier und da das Wappen der ersten Bulaaria in den Säulen eingraviert sah. Ein Pegasus, der auf seinen Hinterhufen stand. Bereit sich in die Lüfte zu schwingen. Mehrere große Fenster füllten den Thronsaal mit hellem Licht. Hier und da standen große dunkle Kerzenständer mit weißen Kerzen. Ein langer violett farbiger Teppich war ausgerollt worden und führte direkt zu den Stufen, die zum erhobenen Thron führten. Violett war die Farbe des Königs. Der Thron war nicht aus dem gleichen Kalkstein geformt worden. Der Thron bestand aus etwas dunklerem Gestein und war eigentlich viel zu groß für nur eine Person. Dennoch war der Thron wohl einer der beeindruckendsten Dinge, die er je gesehen hatte. Auf dem Thron saß der hohe Prinzlor und direkt über seinem Kopf war ein prachtvoller, silberner Pegasus eingraviert worden. Passend zu dem mächtigen Mann der in seinem majestätischem Gewand auf dem Thron saß. Man hätten denken können, dass Illyrion dem hohen Prinzlor nahestehe, da er der Ehegatte seiner Schwester war, doch genau hier, in diesem Moment sah er nur den mächtigsten Mann des Landes. Eine Aura die ihn in Ehrfurcht fallen ließ.

"Illyrion Darll von Triticum, Sie stehen nun in der Gegenwart des hohen Prinzlor Jovan Ilouyel von Bulaar. Sohn des großen Zeagor Ilouyel. Erweise Respekt." rief die Wache laut durch den Thronsaal.

Illyrion streifte sich kurz das Hemd glatt und beugte langsam das Knie. Seine Begleitung folgte seinem Beispiel und beugten auch ihre Knie und neigten das Haupt. Schon als kleines Kind lernte man wie man sich in der Gegenwart des hohen Prinzlors zu verhalten hatte. Jedes Kind träumte von der Ehre dem hohen Prinzlor einen Dienst zu erweisen. Auch er war einst ein solches Kind mit solchenTräumen.

"Erhebt euch."

Die tiefe Stimme des hohen Prinzlors hallte durch den Thronsaal. Illyrion erhob sich und erwiderte den Blick des hohen Prinzlor. Jovan Ilouyel war ein muskulöser Mann mit braun- grauem Bart und Haaren, die am Ansatz schon grau waren. Er saß auf dem Thron und die prachtvolle silberne Krone krönte sein Haupt. Seine grün grauen Augen hatten einen bestimmenden Ausdruck. Allerdings waren auf dem zweiten Blick die Augenringe nicht mehr zu übersehen. Er schien erschöpft zu sein.

"Ilyrion mein alter Freund. Willkommen. Wie war die Anreise?" fragte Jovan Ilouyel und erhob sich von Thron, um die Stufen zwischen ihm und Illyrion zu überwinden.

"Die Anreise war lang und mühsam. Jedoch ist sie ohne jegliche Probleme verlaufen. Danke der Nachfrage, Euer Gnaden."

Der hohe Prinzlor stand nun vor ihm und lächelte ihn freundlich an. Es war ein kleines Lächeln, welches die harten Gesichtszüge des hohen Prinzlor in diesem Licht ein wenig weicher werden ließ. In diesem kurzen Augenblick schien Jovan Ilouyel ein gewöhnlicher, erschöpfter Mann zu sein. Jedoch schwand dieser Augenblick genauso schnell, wie er gekommen war.

"Das freut mich zu hören. Ihre Schwester erwartete schon sehnsüchtig Eure Ankunft." erklärte er.

In diesem Moment kam Freya durch eine weitere Tür in den Thronsaal. Sie hatte ein prachtvolles blaues Kleid an. Ihre roten Haare waren hochgesteckt und ihre blauen Augen strahlten vor Freude. Dennoch schritt sie elegant durch den Thronsaal. So wie es sich für die Gemahlin des hohen Prinzlors gehörte. Doch an ihrem Lächeln könnte er erkennen wie gerne sie auf ihn zu gelaufen wäre und ihm um dem Hals gefallen wäre. So wie sie es als kleines Mädchen getan hatte. Als sie nun so vor ihm stand konnte auch er sein Grinsen nicht mehr zurückhalten. Jetzt wo sie direkt vor ihm stand, musste er sich eingestehen, dass er sie doch mehr vermisst hatte als er sich eigentlich eingestehen wollte. Für diesen kurzen Moment waren ihm die Regeln egal. Er öffnete seine Arme, um eine Umarmung anzudeuten. Auch Freya ignorierte die Norm und anstelle ihm die Hand zu reichen, umarmte sie ihn.

" Hallo Lyr, " 

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