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Miguel

Nachdem ich Amara ins Auto gesetzt habe und sie angeschnallt habe, gehe ich wieder zurück ins Haus und direkt ins Bad.

"Junge, man da bist du ja endlich!", wirft mir Patricio vor, als ich die Tür öffne. Seine Hände sind hinter seinem Rücken gefesselt, während das Blut nur so aus seiner Nase fließt.

Auch wenn er schon höllische Schmerzen haben muss, kann ich mich nicht zurückhalten und boxe ihm ins Gesicht. Dann trete ich ihm gegen die Rippen.

"Was soll das, verfluchter Mist?", keucht er atemlos.

"Du Mistkerl solltest sie nicht anfassen!", schreie ich ihm entgegen. Dann ziehe ich ihn an den Haaren hoch, sodass er mich anschauen muss.
"Du solltest deine dreckigen Finger bei dir behalten! Das war deine einzige Aufgabe!", spucke ich ihm ins Gesicht und spüre immer noch das Verlangen ihm die Fresse zu polieren.

"Beruhig dich, die Schlampe hat mich bewusstlos geschlagen und mir meine Waffe geklaut. Du hättest mir sagen müssen, was für 'ne Maschine die ist!", versucht er sich zu verteidigen.

Wütend über seine miesen Worte drücke seinen Schädel gegen die kalten Fliesen auf dem Boden.
"Nenn sie noch einmal Schlampe und ich jag dir ne Kugel zwischen die Augen!", drohe ich ihm.

"Jetzt sieh zu, dass du hier wegkommst, bevor ich es mir anders überlege.", flüstere ich bedrohlich.
Bevor ich das Bad verlasse, schubse ich ihn noch einmal gegen die Boden und gehe dann zu Amara, die weinend in meinem Auto sitzt.
Während ich um meinen Wagen herum gehe schicke Xavier eine Nachricht, dass er Patricio morgen früh die Kugel verpassen soll, die ich ihm eigentlich gerade hätte in den Schädel jagen sollen.

Ruckartig lasse ich mich auf den Sitz fallen, sodass sich Amara vor mir erschreckt und zur Seite zuckt.
Wie ein verschrecktes Reh schaut sie mich an, während meine Augen auf ihre dicke Lippe fallen und die Blutkruste verfolgen.
Ihre sonst so makellose Wange ist gerötet und auch auf ihrer Schläfe sehe ich eine Blutkruste.
Amara's Blick liegt auf meinen blutigen Fingerknöcheln, doch als sie bemerkt, dass ich sie mustere, wendet sie ihr Gesicht beschämt ab.

"Ist er tot?", flüstert sie schließlich mit zittriger Stimme und wendet ihren Blick ab.

"Nein.", stelle ich klar.

Erleichtert atmet sie aus.
"Ich wollte das nicht. Ich wollte das wirklich nicht, dass musst du mir glauben!"

Ich zieh die Augenbrauen zusammen, weil ich ihre Worte nicht nachvollziehen kann.
"Patricio hat dich geschlagen, obwohl ich ihm ausdrücklich gesagt habe, dass er dich nicht anzupacken hat. Er hätte es also mehr als verdient", mache ich ihr klar, dass sie keinen Mitleid haben brauch.

Ich starte den Wagen, ohne auf eine Antwort von ihr zu warten.

"Was ist denn mit deinem Auto?", wechselt sie leise das Thema, als wir die Straße verlassen.

Ich zucke mit den Schultern.
"Darum werde ich mich morgen kümmern."

„ Und was- was ist mit deinen Fingern?", fragt sie erneut und spielt währenddessen mit ihren Händen.

„Nichts schlimmes.", lenke ich vom Thema ab. Das sind wirklich noch kleine Verletzungen.

"Die haben meine Familie umgebracht." haucht sie nach einiger Zeit.
Ich spanne mich unwillkürlich an. Ich kann ihr auf keinen Fall sagen, dass das in meinem Auftrag geschehen ist, deshalb nicke ich nur.

"Versuch zu schlafen, ich wecke dich, wenn wir da sind.", versuche ich das Gespräch zu beenden.

"Wirst du die Täter finden?"
Ihr hoffnungsvoller Blick liegt auf meinem Körper.

"Ich werd sie finden, gib mir nur etwas Zeit.", lüge ich sie an.
Sie nickt und lehnt dann ihren Kopf gegen die Fensterscheibe.

Ich hingegen bin froh, dass meine Antwort sie erstmal zufriedenstellt.

21.56 Uhr

Ich gehe sicher, dass sie schläft und rufe dann meinen Bruder an.
"Ich hab sie. Wir kommen jetzt, sind in knapp 30 Minuten da.", teile ich ihm mit.

"Hat sie die Leiche gesehen?", ist das erste was er fragt. Kurz schaue ich zu Amara, die aber immer noch fest schläft.

"Ja, hat sie. Sie war völlig aufgelöst, jetzt schläft sie gerade.", beantworte ich ihm seine Frage und mache ihm an meiner Stimmlage deutlich, dass ich nicht gerade begeistert bin.

"Sie ist selber Schuld, was haut sie auch ab.", entgeht ihm meine Anschuldigung nicht.

"Wie dem auch sei, du sorgst morgen dafür, dass wir den Deal mit dem Kartell abschließen können. Und wir werden sie ihnen definitiv nicht übergeben.", schieße ich unsere Pläne in den Wind.

"Wie bitte? Das mit der kleinen war deine Idee und jetzt machst du einen Rückzieher?!" Seine Stimme klingt fassungslos.

"Ja Pedro, genau so ist es! Außerdem bin ich hier der Boss und wenn ich sage, dass wir sie nicht abgeben, dann tun wir das auch nicht!", beende ich die Diskussion und lege auf.

Ich habe mich nun mal dazu entschieden, dass ich sie selber umlege und nicht zum Tausch anbiete.

22:28 Uhr

"Amara, wach auf."
Vorsichtig streiche ich ihr durch die zerzausten Haare. Sie öffnet langsam ihre geschwollenen Augen und scheint einen Augenblick zu überlegen, wo sie sich gerade befindet.

"Wir sind da, du musst jetzt aussteigen.", zeige ich auf meine Villa vor uns.
Langsam schnallt sie sich ab und öffnet dann die Beifahrertür.
Mit wackeligen Beinen steht sie auf dem Kies.

Ich überlege einen Augenblick, ob ich sie stützen soll, doch entscheide mich dann dagegen. Sie ist immerhin kein Gast hier, deshalb muss sie auch nicht hofiert werden.

AmaraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt