P A I N

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Das erste Gefühl, welches der Jonin empfand, als er wieder zu sich kam, war Schmerz. Seine Gliedmaßen waren taub und nur das Dröhnen in seinem Schädel war zu hören. Kakashi wusste weder wo er war, noch was passiert war bevor er wieder zu sich kam. Das einzige Bild, welches Platz in seinen Gedanken hatte, war das seines Vaters, dem er endlich verzeihen konnte. Dann sah er plötzlich nur noch blauen Himmel und alles schien viel zu hell. War er nun tatsächlich tot? Ein Versuch sich umzusehen blieb ohne Erfolg und das einzige Resultat war noch mehr Schmerz, der von seinem Kopf in den Rest seines Körpers auszustrahlen schien. Nein... nur das Leben konnte so schmerzhaft sein.

Doch als langsam wieder Erinnerungen an die Oberfläche seines Bewusstseins tauchten, wusste er, dass das nicht möglich war. Er war gestorben bei dem Versuch Choji zu retten, damit er Tsunade vor dem Feind warnte. Er hatte bereitwillig sein Leben geopfert, damit noch eine Chance bestand dieses Dorf zu retten. Wieso also spürte er diesen Schmerz?
Das erste Geräusch, welches er wahrnehmen konnte war lautes Schluchzen. Jemand weinte, doch wieso? Eine weitere Welle des Schmerzes durchfuhr Kakashis gesamten Körper, als er sich gegen den Willen seines eigenen Körpers aufrichtete. Sein Sichtfeld wurde klarer und plötzlich erstarb das dröhnende Geräusch in seinem Kopf.

>>Kakashi Sensei!!<< Choji kniete neben ihm auf dem Boden und wischte sich mit einer Hand große Krokodilstränen von den Wangen. Er wirkte so erleichtert... Auch sein Vater Chouza war in Sichtweite, der umgeben von einigen Leuten war, die sich scheinbar um seine Verletzungen kümmerten. Einer dieser Ninjas nahm nun Kakashi ins Blickfeld und riss überrascht die Augen auf. Er stieß der Person neben ihm mit dem Ellenbogen in die Rippen und kurz darauf hockten einige medizinisch ausgebildete Ninjas neben Kakashi. Dieser konnte nur langsam erfassen, was man ihm sagte, doch eine Information klang deutlich heraus. Er war tot. Man hatte seinen Tod festgestellt und trotzdem saß er nun hier.
Immer mehr Erinnerungen durchfluteten ihn von dem Kampf mit Pain und als er sich genauer umsah, konnte er nur Zerstörung ausfindig machen. Ruckartig richtete sich der Kopierninja an Choji.

>>Was ist passiert?<<, fragte er und erkannte seine eigene Stimme kaum wieder. Sie klang so rau und abgehackt. Choji erzählte von Narutos Kampf mit Pain und seine Augen strahlen, als er seinen Sieg verkündete und preisgab, dass scheinbar die Menschen, die bei Pains Angriff gestorben waren, nun wieder unter ihnen weilten. Wie war sowas nur möglich? Kakashi dachte an Naruto und vergrub seine Finger in dem Schutt unter ihm.
>>Ist Naruto hier?<< Er sprach so leise, dass man beinahe nur die Bewegung seiner Lippen erkennen konnte, doch der ehemalige Schulkamerad von Naruto beantwortete seine Frage mit einem Blick. Nein. Naruto wurde noch nicht wieder gesehen.

Es dauerte viel zu lange um auf die Beine zu kommen und Richtung Wald zu laufen. Kakashis eigene Beine versagten ihm fast den Dienst, doch er hatte ein Ziel und er würde nicht aufgeben. Wenn das stimmte, was Choji erzählt hatte, dann hatte Naruto im Alleingang das ganze Dorf gerettet. Doch Kakashi konnte sich nicht vorstellen, dass ein Gegner wie Pain ohne einen Kampf gestorben war, der Naruto alles abverlangt hatte. Als ihm von Narutos Zustand berichtet wurde wusste er, dass der Neunschwänzige wahrscheinlich die Kontrolle über seinen ehemaligen Schüler gewonnen hatte. Wenn er tatsächlich das Siegel gebrochen hatte, dann war alles Umsonst gewesen. Die Sorgen und Gedanken um den blonden Jungen brachten ihn fast ein weiteres Mal um.
***

Der silberhaarige Ninja hatte sein Zeitgefühl komplett verloren. Der Wald wirkte wie ausgestorben und die Ruhe, die nach dem Kampf eingekehrt war, verursachte eine unangenehme Gänsehaut. Die Luft roch metallisch und die Bäume schienen den Jonin nur verspotten zu wollen. Alles schien vergeblich zu sein und er würde seinen ehemaligen Schüler niemals finden... bis... Kakashi erblickte zuerst den blonden Haarschopf zwischen zwei massiven Bäumen, die bis in den Himmel zu reichen schienen. Naruto wirkte dagegen viel zu klein und zerbrechlich. Er hatte Kakashi noch nicht wahrgenommen, sondern stapfte mit gesenktem Blick und zitternden Beinen über den Waldboden, der jedes Geräusch verschluckte.

>>Du siehst schrecklich aus.<< Es war Kakashis Stimme, die vor Erleichterung so zitterte und den jungen Mann fast nicht erreichte. Doch überrascht sah Naruto seinem ehemaligen Lehrer entgegen, und ein Grinsen war auf seinem Gesicht zu sehen, welches aber merklich nicht seine Augen erreichte. Kakashi ging einige Schritte auf ihn zu und er bemerkte die zerfetzte Kleidung und die vielen Verletzungen an seinen Armen und seinem Oberkörper, überall wo die unzähligen Löcher einen Blick auf seine Haut zuließen. Das waren sicher Verletzungen, die Ihm der Fuchsgeist zugefügt hatte. Er schien zudem gerade im rechten Moment erschienen zu sein, denn Kakashi konnte sehen, wie die Beine des Jüngeren nun vollkommen versagten und er mit verdrehten Augen fiel. Wenn der Jonin nicht dagewesen wäre, wäre Naruto wohl unbemerkt im Wald zusammengebrochen, doch so konnte er ihn gerade noch auffangen. Er spürte, wie Naruto sich mit der letzen Kraft die er noch hatte an ihm festhielt. Sein Kopf fand auf Kakashis Schulter Platz und schließlich trug der Jonin ihn wie ein Äffchen auf dem Rücken durch den Wald Richtung Dorf. Er ist eindeutig schwerer geworden.

Kakashi erinnerte sich an das erste Mal, als er den Blondschopf so tragen musste, nachdem er sich völlig verausgabt hatte. Damals war er noch ein Kind gewesen... Davon war nicht viel übrig geblieben, außer seiner unglaublich positiven Art, die selbst die schlechtesten Menschen berühren konnte. Er war außergewöhnlich und auch wenn es selbstsüchtig und mehr als nur verboten war, konnte sich der ältere Jonin nicht davon abhalten, sich immer mehr zu Naruto hingezogen zu fühlen. Wenn er darüber nachdachte, hatte es angefangen, als er das Training zur Beherrschung der Chakraelemente begonnen hatte. Sie hatten gemeinsam so viel Zeit auf dem Trainingsplatz verbracht und Kakashi erwischte sich immer häufiger dabei, wie er den jüngeren Ninja länger als nötig betrachtete. Naruto hatte eine solche Willensstärke und schien alleine durch diesen Willen die Welt verändern zu können. Er hatte jetzt schon seinen Meister und auch seinen Vater übertroffen und war dabei noch viel Größeres zu bewirken.

Kakashi bewunderte diese Eigenschaft, doch dazu kam langsam auch ein anderes Bedürfnis, wann immer er Naruto im Training näher kam oder über ihn nachdachte.
Anfangs war es nur ein Zwicken in seiner Magengegend gewesen. Er wusste schon immer, dass solche Gefühle gegenüber einem viel jüngeren tabu waren. Dazu war er als sein Lehrer noch eine ganz andere Klasse. Doch je älter Naruto wurde, desto mehr wuchs dieses Zwicken zu einem viel intensiveren und an ihm zehrenden Gefühl. Selbst Guy vielen irgendwann die sehnsüchtigen Blicke auf, die immer häufiger auf Naruto ruhten, wenn er gerade nicht auf Kakashi achtete. So wurde er zu einer Art Vertrauensperson, was dieses Thema anging, welches der Kopierninja eigentlich vor allen verstecken wollte. Es war gut, wenigstens mit einer Person über dieses Tabuthema zu sprechen, denn je weiter die Zeit voranschritt, desto schwieriger wurde es bestimmte Gedanken zu vermeiden und bei Verstand zu bleiben. Gerade jetzt, wo Naruto zu einem Helden geworden war... er verdiente jemanden, der nicht so kaputt war wie Kakashi Hatake.

>>Ka...Kakashi Sensei... uhg... Können wir... eine Pause machen?<< Narutos Stimme riss ihn aus seinen Gedanken und Blut schoss ihm ins Gesicht. Hatte er wirklich über seine Gefühle gegenüber Naruto nachgedacht wenn sie definitiv andere Probleme hatten?!
Kakashi hielt bei dem nächsten hohen Baum an und ließ den Jungen auf seinem Rücken so sanft es ging herrunter. Naruto lehnte sich erschöpft an den breiten Stamm und schloss die Augen. Mit einer weiteren Geste deutete er an, dass sich der Jonin neben ihn setzen sollte, was dieser auch tat. Zu Kakashis Überraschung, bettete Naruto seinen Kopf erneut auf der Schulter des älteren und gab ein Geräusch von sich, welches einem Seufzen ähnelte.

>>Ich... ich hab dein Chakra nicht mehr spüren können...ich dachte...<< fing Naruto an zu sprechen, doch er klang so erschöpft, dass Kakashi ihn sofort unterbrach. >>Ich bin hier oder? Ruh dich etwas aus, du kannst vor Erschöpfung ja nicht mal mehr sprechen.<< Er atmete tief durch und nahm dabei den Geruch von Blut, verbrannter Haut und Schweiß wahr. Doch auch dieser vertraute Duft, der überall war wo Naruto sich viel aufhielt oder den man wahrnehmen konnte, wenn man ihn im Training so nah bei sich hatte, dass Kakashis Herz durcheinanderkam, war wahrzunehmen und beruhigte den Jonin irgendwie. Seine eigene Erschöpfung wurde viel einnehmender, und aus einem nicht unterdrückbaren Bedürfnis heraus legte er seinen Kopf auf dem von Naruto ab und schloss ebenfalls die Augen.
>>Ich bin froh, dass du hier bist und nicht...<< Narutos Stimme wurde immer leiser, bis man nicht mehr hören konnte was genau er sagte. Kakashi konzentrierte sich zwar auf seine Worte, doch die Vorstellung, dass Naruto sich Sorgen um ihn gemacht hatte, während er selbst bedroht wurde, ließ ihn kurz scharf einatmen. Er verdankte Naruto sein Leben und dieser Kerl machte sich trotzdem noch Gedanken um das Wohlergehen der anderen. Naruto war einfach erstaunlich... und im Halbschlaf versunken. Kakashi genoss den Augenblick der Ruhe und die Nähe zu einem Menschen, der ihm immer mehr bedeutete. Schließlich verfiel auch er in einen leichten Schlaf und als er die Augen das nächste Mal öffnete, wusste er nicht wie viel Zeit vergangen war. Es konnten Minuten aber auch Stunden gewesen sein, in denen sie unter der schützenden Baumkrone verweilten. Kakashi wusste, dass sie im Dorf erwartet wurden und er wollte Naruto gerade vorschlagen weiter zu gehen, als sein Blick Richtung Erde gelenkt wurde.

Sein Herz setzte einen Schlag aus, um dann im vielfachen Tempo weiter zu schlagen. Naruto hatte im Schlaf wohl nach seiner Hand gegriffen, und seine Finger waren mit denen des Jonin verschlungen. Kakashi war so von dieser Tatsache überrascht, dass er erst wieder in Bewegung kam, als sich Naruto neben ihm anfing zu bewegen.
>>W-Wir sollten zurück ins Dorf gehen.<< Bei Kakashis Worten wurde Naruto nun komplett wach und setzte sich angespannt gerade hin. Er schien vergessen zu haben wo er war und sein verschlafener und verwirrter Gesichtsausdruck war unglaublich süß... Der ältere Jonin bemerkte zusätzlich, dass seine Schulter feucht geworden war und musste grinsen. Gesabbert hatte Naruto auch. Dieser schien nun endlich in der Realität angekommen zu sein und machte Anstalten sich aufzurichten, allerdings hinderten ihn plötzlich seine Finger daran, die immer noch mit denen von Kakashi verschränkt waren. Naruto starrte einige Sekunden auf ihre Hände, ehe man sehen konnte, wie sein Gesicht immer mehr rötliche Farbe annahm. Kakashi beobachtete ihn einfach nur und wusste, dass es besser wäre seine Hand einfach zurück zu ziehen. Doch irgendwie geschah dies nicht und schließlich richteten sich beide gleichzeitig auf. Naruto schien den zusätzlichen Halt zu brauchen, da er sehr wackelig auf den Beinen stand.

 >>Warte...<< Kakashi ließ die Hand des jüngeren endlich los, aber ging vor ihm in die Hocke, damit Naruto wieder auf seinem Rücken Platz finden konnte. Ein paar Sekunden lang passierte nichts und Kakashi überkam ein ungutes Gefühl. Er hätte diese Art von Nähe nicht zulassen dürfen. Doch bevor er sich weiter über sein falsches Handeln den Kopf zerbrechen konnte, spürte er, wie sich Naruto wieder auf ihn stütze und schließlich Arme und Beine um ihn schlang. Als er die Nähe zu Naruto zurück gewonnen hatte, beschloss er alle anderen Gedanken vorerst beiseite zu lassen. Er musste ins Dorf zurückkehren.

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Danke fürs Lesen x3 Wahrscheinlich lande ich für meine Kakanaru Obsession in der Hölle, aber ich liebe diesen Ship einfach unglaublich °^°
-Die Bilder und Charaktere dieser Story gehören nicht mir. Viel Fluff mit etwas Smut :P-

Between P A I N and LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt