Die Fremden aus Kumogakure

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>>Also ich weiß nicht genau was passiert ist, aber es hat doch sicher etwas mit dem Fuchsjungen zu tun... Jetzt komm und trink etwas mit mir, dass wird hoffentlich deine Zunge etwas lockern und dir diesen Ausdruck aus dem Gesicht nehmen. Du siehst fürchterlich aus und das obwohl man nur einen Teil von deinem Gesicht sehen kann!<<
Guy sprach mit Kakashi so, wie mit einem Kind, dem man erklären musste, dass sein Haustier gestorben war und irgendwas daran brachte den Kopierninja wieder in die Realität zurück. Er hatte diese Entscheidung selbst getroffen und sollte sich nicht so benehmen. Es war die richtige Entscheidung, die er für Naruto getroffen hatte. Als jemand mit vielen Erfahrungen musste er einfach Verantwortung für sein Handeln übernehmen und den Jüngeren vor dummen Entscheidungen bewahren. Selbst wenn Naruto jetzt dachte, dass er die Nähe zu Kakashi brauchte.

Der Tag erlebte seine letzten Stunden und der Wind wurde merklich kühler. Der Himmel zeigte ein Farbenspiel aus orangenen und rosa Akzenten und es würde nicht mehr lange dauern, bis die letzten Sonnenstrahlen hinter den Bergen rund um Konoha verschwunden waren.
Das zerstörte Dorf hatte ein paar Aasfresser angelockt, die enttäuscht zwischen den zerfallenen Gebäuden umherstreiften und sich wieder in die Dunkelheit des Waldes verzogen. Kakashi beobachtete die Schatten zwischen den hohen Bäumen und richtete den Blick dann gen Himmel. Wenn er Guy jetzt alles erzählen würde, könnte er mit der Sache vielleicht ganz einfach abschließen und die Tatsache akzeptieren, dass er kein geeigneter Partner für irgendwen darstellte.

Ein paar Minuten später saßen sie also in einem der Zelte, welches provisorisch für einige der Jonin aufgestellt wurde. Da sonst allerdings niemand die Zuflucht dieser Stoffwände aufgesucht hatte, waren die beiden Freund unter sich und hockten sich auf eines der Feldbetten. Kakashi trank tatsächlich einen langen Schluck aus der Flasche, die Guy hatte mitgehen lassen. Dieser richtete seinen Blick taktvoll in eine andere Ecke des Zeltes und hörte sich dann die ganze Geschichte an.
>>Ich hatte mir tatsächlich sowas ähnliches gedacht. Allerdings hab ich nicht erwartet, dass du auf deine alten Tage nochmal so vernunftgesteuert wirst!<<
Guy boxte dem Kopierninja an die Schulter und schüttelte nachdenklich den Kopf.
>>Sonst hörst du doch eher auf deine Intuition anstatt auf die Ansicht von anderen Menschen.<<

Kakashi zog sich die Maske zurück über seine Nase und ließ sich nach hinten auf das Feldbett sinken.
>>Es geht hier nicht um mich. Ich kann Naruto nicht dazu bringen seine Zukunft zu riskieren. In ein paar Jahren hat er eine eigene Familie und bis dahin sollte ich nicht eine solche Rolle in seinem Leben spielen. Minato wird mich im Jenseits sicher nochmal umbringen...<<
Kakashis Wangen erröteten und er schlug sich die Hände vor seinem Gesicht zusammen. Wie hatte er sich bloß in den Sohn seines ehemaligen Senseis verlieben können.
Bei diesen Worten fing Guy an zu Lachen. Wie konnte sich sein bester Freund in so eine unmögliche Lage bringen?
>>Was du sagst klingt alles nicht dumm. Aber hast du mal daran gedacht den Jungen nach seiner eigenen Meinung zu fragen?<<
>>Konnte ich nicht! Wenn ich noch eine Sekunde dort geblieben wäre hätte ich...<< Kakashi unterbrach sich als er merkte, was er viel lieber mit Naruto gemacht hätte. Sowas laut auszusprechen würde nur beweisen, dass er viel zu gerne erotische Bücher las. Trotzdem wusste er, was er empfand und das war sicher nicht gesund. Als Kakashi sah, wie sich Hinata und Naruto näher gekommen waren, hatte er etwas gespürt, dass ihm Angst gemacht hatte. Vielleicht war das auch der Grund, wieso er einen Schlussstrich ziehen wollte... denn es war nicht nur Eifersucht darauf gewesen, dass die beiden sich so nah standen. Als er sah wie Hinatas Hand auf Narutos Wange lag, hatte er gespürt wie sehr er Naruto beanspruchen wollte. Er wollte allen zeigen, dass dieser Junge ihm gehörte und er hatte Bilder in seinem Kopf, wie er Hinata einfach beiseite stoßen und Naruto vor allen Augen des Dorfes nehmen würde.

Etwas übereilig setzte sich Kakashi wieder auf als er spürte, wie sein Körper auf die erneuten Gedanken über den Blondschopf ansprach.
>>Ich werde schauen was im Dorf noch getan werden muss.<<
Der Kopierninja wollte eigentlich flüchten, doch Guy war natürlich sofort auf den Füßen und schlug ihm vor ihn zu begleiten, während er schon das Zelt verließ. Doch dann passierten einige Dinge so schnell, dass keiner der Beteiligten groß Raum zum Nachdenken hatte.
Guy blieb unsicher im Zelteingang stehen und als Kakashi sich wundernd an ihm vorbei drängeln wollte, blieb auch der silberhaarige Ninja perplex dort stehen.
Ein gewisser Ninja lief gerade in diesem Moment an dem Zelt vorbei und hatte Shikamaru im Schlepptau. Naruto wirkte nicht wirklich nüchtern. Seine Wangen waren gerötet und seine Bewegungen wirkten unkoordiniert, doch als sich sein Blick mit dem von Kakashi kreuzte, erblickte der Ältere den Schmerz in diesen sonst so klaren Augen.

Dann wurde es vollkommen chaotisch. Man sah, wie Naruto ohne wirklich zu wissen was er da tat, den überforderten Shikamaru zu sich umdrehte und diesem einen genauso undurchdachten Kuss auf die Lippen presste. Einige Dorfbewohner gaben erstaunte Laute von sich, doch niemand schien zu erkennen, dass Naruto einfach nur provozieren wollte. Kakashi wusste das, aber trotzdem ballte er seine eh schon schmerzenden Hände zu Fäusten. Er wusste ganz genau wieso Naruto das tat, doch sein Blick war nur noch auf dessen Lippen gerichtet, die sich noch immer an die von Shikamaru pressten. Kakashi Hatake wusste ganz genau, dass der Nara Junge genauso überfordert war wie Guy, der regungslos neben dem Koperninja stand. Er wusste das alles, doch trotzdem handelte er und überquerte die Distanz zwischen ihnen und griff nach Narutos Handgelenk. Etwas zu heftig riss er seinen ehemaligen Schüler zurück, der sich endlich von Shikamaru lösen musste und stieß den armen Nara Jungen noch ein Stück weg.

Dann setzte sein Gehirn wieder ein. Er stand zwischen den Versorgungszelten, seine Finger gruben sich in Narutos Handgelenk und Shikamaru versuchte irgendwie zu erklären, dass Naruto betrunken war. Kakashis Blick huschte zu dem Strategen hinüber eher er merkte, wie sich Naruto aus seinem Griff befreite und einen großen Schritt zurück trat.
>>Du hast dich nicht mehr einzumischen! Ich kann küssen wen ich will da du... nghh!!<< Eine Hand hatte auf Narutos Mund Platz gefunden und verwirrt sahen nun alle Guy an, der sich hinter Naruto gestellt hatte und nun versuchte den Blondschopf irgendwie zu bändigen.
>>Beißen hilft dir auch nicht! Du hast zu viel getrunken und gehörst ins Bett. Ich werde sicherstellen, dass du dein Zelt wohlbehalten findest.<<

Gemeinsam mit dem um sich schlagenden Naruto verließ Guy den Schauplatz und ließ Kakashi mit Shikamaru zurück. Immer noch wurden sie von einigen Dorfbewohnern beobachtet, was die Situation nicht gerade entspannter machte.
>>Tut mir wirklich leid Kakashi Sensei... Naruto und Kiba haben es total übertrieben und ich wollte ihn zurück bringen als... naja<< Shikamaru kratzte sich unbehaglich am Hinterkopf und nach kurzer Zeit war auch Kakashi endlich wieder in der Lage sich zu bewegen.
>>Ich hab mich zu entschuldigen Shikamaru. Wie ihr eure Freizeit gestaltet geht mich nichts an. Ich hätte mich nicht einmischen sollen.<<
>>Aber es war gut, dass du es getan hast. Der Kerl hat echt nur nach Sake geschmeckt...<< Es war wahrscheinlich als Witz gemeint, doch Kakashi spürte erneut, wie sich sein Magen verkrampfte. Trotzdem zwang er sich zu einem Lächeln und verabschiedete sich dann höflich.
***

>>Du weißt schon, dass du gestern mitten im Dorf und unter den Augen von unzähligen Leuten Shikamaru geküsst hast oder?!? Was haben du und Kiba bitte getrunken?<<
Sakura war an Narutos Seite und gemeinsam schlenderten sie am Ufer des Flusses entlang. Die Ruhe war wirklich toll für Narutos pochenden Schädel, doch Sakuras Befragung war ihm unglaublich unangenehm.
>>Wie oft denn noch Sakura-chan! Ich weiß nicht mehr wieso ich gestern so gehandelt habe... Vielleicht fand mein betrunkenes ich Shikamaru ja einfach nur zum Küssen.<< Er versuchte heiter zu klingen, doch konnte nicht mal sich selbst überzeugen. Gestern hatte er einfach nur den Schmerz vergessen wollen, den Kakashi ihm mit seinen Worten zugefügt hatte. Als er ihn dann spät am Abend wiedergesehen hatte, war die Sache mit Shikamaru einfach eine Kurzschlussreaktion gewesen. Was er allerdings nicht verstand war, wieso Kakashi dazwischen gegangen war.
>>Jedenfalls seit ihr gerade wirklich das Gesprächsthema im Dorf! Ah schau da ist Sai ja endlich...<<
Sakura deutete auf den schwarzhaarigen Jungen, der seit einer ganzen Weile ihr fehlendes Mitglied ersetzte. Naruto und sie hatten sich auf die Suche nach ihm begeben als sie mitbekamen, dass Danzo zum neuen Hokage ernannt wurde. Sai arbeitete ja schließlich mit diesem Kerl zusammen und konnte ihnen sicher Infos geben, allerdings war dies nicht der Fall. Ein Siegel verbat ihm etwas über den neuen Hokage zu verraten. Total normal seine Untergebenen so zum Gehorsam zu zwingen... Danzo war wirklich ein undurchschaubarer Typ. Zudem hatte er Sasuke als abtrünnigen Ninja eingestuft, was Naruto unbedingt rückgängig machen musste.
Die Sache mit Kakashi war schmerzhaft, aber Naruto durfte sein Ziel nicht aus den Augen verlieren.

>>Ich glaube nicht, dass Danzo Ninjas auf Sasuke ansetzen wird... das hätte er gesagt!<<
Man hörte, wie ein Schwert gezogen wurde und sofort befanden sich alle Anwesenden in Kampfhaltung. Zwei der Ninjas aus Kumogakura hatten scheinbar ihr Gespräch verfolgt und nun beschlossen in Erscheinung zu treten.
>>Ihr sprecht über Sasuke wie praktisch. Los erzählt uns alles über ihn, ihr seid doch immerhin seine Freunde oder?<<
Die hochgewachsene Frau mit dunkler Haut, hell leuchtenden gelben Augen und roten Haaren sah die kleine Gruppe kampflustig an und machte keine Anstalten ihr Schwert zu senken.
Das reichte Naruto. Die letzten Tage hatte er immer kurz davor gestanden zu explodieren und nun kamen diese bescheuerten Leute an und verlangten Infos über seinen besten Freund.

Ohne zu zögern ging er auf die Bedrohung los und ein Kampfgeschehen startete. Doch viel zu schnell beruhigten sich alle wieder und die Fremden erklärten ihr Anliegen. Ihr Meister wurde von Sasuke entführt, der sich scheinbar den Akatsuki angeschlossen hatte. Als Jinchuriki fühlte sich Naruto in der Verantwortung etwas zu tun, also bot er den Ninjas seine Hilfe an und gemeinsam entfernten sie sich von Sai und Sakura. War es wirklich möglich, dass Sasuke sich mit den Akatsuki verbündet hatte? Diese Worte schienen nicht in Narutos Kopf zu gelangen und betäubten den Blondschopf irgendwie. Erst als die kleine Gruppe zum Stehen kam, war Naruto wieder bereit sich diesen Leuten zu stellen. Niemals würde er Sasuke verraten.
>>Ich will alles wissen. Jedes kleinste Detail über Sasuke... Na los! Raus mit der Sprache!<<
>>Ich werde dir nichts über ihn sagen... Er ist ein Freund, den verrate ich nicht<<
Empört drückte die Frau ihn an die nächste Wand und hielt ihn dort fest. Sie holte aus und ließ ihre Faust in Narutos Gesicht krachen. Scheinbar war ihr Wunsch Rache zu nehmen größer als der ihren Meister wieder zu finden und das konnte Naruto nicht unterstützen. Er würde Sasuke nicht verraten, selbst wenn sie ihn verprügeln würden. Naruto spürte wie die Kraft aus ihm wich. Die ganze Situation war so unglaublich aussichtslos. Selbst Kakashi hatte ihn verlassen und er wusste einfach nicht weiter.

Immer wieder schlug die Frau auf ihn ein als Naruto erklärte, dass Rache nichts bringen würde und sie ihren Frust an ihm auslassen könnte. Es war ihm in diesem Augenblick so egal... Sein Sichtfeld fing an sich zu verdunkeln und er spürte Blut aus Nase und Mund laufen. Die Zeit schien stehen geblieben zu sein und man hörte nur noch das Geräusch der Fäuste, die immer wieder auf seinen Körper trafen. Sasuke war so weit entfernt von ihm... und Kakashi... wie sollte er weiter machen, wenn er auf das einzige verzichten musste was ihm Halt gab?
Die Frau holte ein weiteres Mal aus, doch dieses Mal wurde ihre Hand gestoppt. War das... Sai?
>>Naruto, es ist sinnlos sich für jemand anderes verprügeln zu lassen.<<
Tat er das? Oder ertrug er die Schläge einfach um dem Schmerz in seinem Inneren zu entkommen? Spielte das überhaupt eine Rolle? Die Welt fing an sich zu drehen und dann war da nur noch Dunkelheit.
***

Between P A I N and LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt