Ganz Von Vorn

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Um die nächsten Ereignisse und Entscheidungen, die ich treffen werde eventuell nachvollziehen zu können, sollte ich einen kleinen Einblick in mein vorheriges Leben zeigen.

Zunächst einmal, mein Name ist Artemis Grace. Ja ich weiß, ein Name wie einer der dreifaltigen Mondgöttinen oder für viele als Katze in Sailor Moon bekannt. Sagen wir mal so, durch meine Ma kam ich erst zu dem ganzen Hexenzeug, denn sie war selbst fasziniert davon. Einer der wenigen Dingen, die ich von ihr übernommen habe. Und meine Kindheit - Jugend - und Erwachsensein drehte sich größtenteils um Harry Potter und dunkler Magie. Wer hätte es gedacht? - Jeder. Dennoch einmal selber Magie auf irgendeiner Art anzuwenden? - die Wenigen. Ich denke, wenn ich zurück blicke, dann hätte ich es vielleicht lieber doch nicht praktizieren sollen. Oder doch? Ich weiß es nicht. Alles ist so unglaublich surreal und verwirrend.

Meine Kindheit war nicht besonders einfach, aber gut, von wem ist sie das auch?! Ich lebte mit meiner Ma in einem Wohnviertel in der Nähe Londons. Wir lebten recht einfach, würde ich behaupten. Meine Granny wohnte unter uns und immer, wenn ich mit meiner Mom Stress hatte, bin ich zu ihr gegangen. Und es gab genug Streit, viel zu viel, viel zu laut. Sie hatte mit ihren eigenen Dämonen zu kämpfen und verlor leider den Kampf gegen sie.

Mit 16 Jahren zog ich aus und zog zu meinem damaligen Freund Antony Robinson, da es Zuhause einfach unerträglich wurde. Die Robisons waren meine neue Familie, denn sie behandelten mich wie eine Tochter. So kam es auch, dass Mrs. Robinson mich adoptierte. Für den Einen oder Anderen war das seltsam, dass ich meinen Adoptivbruder datete, allerdings gibt es da zwei Dinge:
Zum einen waren wir nicht miteinander verwandt und zum anderen waren wir schon vor der Adoption zusammen. Tony und ich lernten uns in der secondary school kennen, wo wir unsere Freunde hinter uns ließen und nur für einander da waren.

Nach dem A - Level entschied ich mich allerdings nicht für ein Studium, sondern für eine Ausbildung im Einzelhandel bei Hot Topic. Ich liebe meine Arbeit zwischen Merch und Musik, allerdings war es die Musik, die mich eigentlich finanzieren sollte. Ich wollte Musik machen, Musik studieren und mit Musik berühmt werden. Nur die Leidenschaft an sich bringt mich nicht weiter und schon gar nicht finanziert sie das Studium. Dementsprechend musste ich etwas "ordentliches" lernen, um für das Musikstudium zu sparen.
Für einen Goth wie mir war Hot Topic der Himmel. Ich konnte Musik hören, die ich mochte und ab und an mir Merch mitnehmen, die nicht mehr verkauft wurde. Manchmal fragte ich mich, ob ich nicht auf das Studium verzichten möchte und lieber hier arbeiten mag.

Zwischen mir und Tony.... Man sollte meinen nachdem die Familie Robinson mich aufgenommen hatte, lief mein Leben perfekt. Nun ja, am Anfang war das auch so und eigentlich dachte ich, dass Tony meine einzig wahre Liebe sei. Jedoch war das leider nach 5 Jahren Beziehung nicht mehr der Fall. Da wir als Familie zusammen lebten, hatte das Vor - aber auch Nachteile. Vorteile, weil wir wie in einer WG lebten und sich diesbezüglich viele Arrangements entstanden. Beispielsweise konnten Tony und ich uns nach der Arbeit beziehungsweise Schule auf die anstehenden Hausaufgaben konzentrieren, während unsere Ma sich um das Haus kümmerte. Nachteil, ich wusste sie würden trotzdem meine Familie bleiben, auch, wenn Tony und ich nicht mehr zusammen wären, allerdings ist es eine komplizierte Sache an sich. Zum einen, habe ich meine Blutsfamilie Grace schon verloren, ich dachte, ich könnte nicht noch meine zweite Familie verlieren. Zum anderen, find mal eine günstige Wohnung in London.

Tony war ein toller Mensch mit einem tollem Charakter und das mag er bestimmt auch jetzt noch sein. Eigentlich trug er mich auf Händen. Unsere Liebe war groß und wohl möglich war er meine erste große Liebe, aber für die Ewigkeit war sie nicht stark genug. Wir waren wie die zwei Pole von Magneten, Gegenteile, die sich anzogen. Man möge meinen, dass dies das Optimum wäre, war es aber nicht. Gegenteiligkeit sorgte bei uns leider viel zu häufig zu Problemen.

Er ist viel reifer als die meisten in unserem Alter, während ich kindisch unwissend bin.
Er denkt und handelt eher rational, während ich launisch und hysterisch bin.
Er wird schnell wütend, wenn ich etwas nicht gleich verstehe oder nicht ganz zuhöre, während ich mich einfach nur dumm neben ihm fühlte.
Er kann sehr gut argumentieren, während ich meistens in Diskussionen schwieg, da ich keine Argumente finden konnte.
Er ist eher schlicht angezogen, während ich es gerne mit meiner schwarzen oder auch pastelfarbenen Gothkleidung übertreibe.
Nerds waren wir beide, mit dem Unterschied, dass ich eher der Fan bin, welcher sich sehr schnell in etwas steigerte, Theorien mir ansehe und ihm damit nervte. Er wollte nie davon etwas wissen und unterbrach mich oft.
Und vom Musikgeschmack her, teilen wir ein paar Interpreten.
Und er mochte meine Freunde nicht, weil er dachte, sie würden ihn nicht mögen, da er nie bei unseren Aktivitäten "eingeladen" wurde. (In unserem Alter sollte man das ja als "selbstverständlich" finden, wenn der Partner mit kommt) Ehrlich gesagt, hat er sich auch nie wirklich für sie interessiert. Er vertritt die Meinung, dass sie keine guten Freunde waren. Das war der andere Grund, warum er sie nicht mochte.

Antony war ein wundervoller Mensch mit einem großen Herzen, nur nicht für mich geschaffen, was ich ziemlich spät feststellen musste.
Er war dem Licht zugewandt, während ich die Dunkelheit bevorzugte- und das in aller erdenklichen Weise.
Ich merkte oft, egal wie viel Mühe er sich machte, wie unglücklich ich war. Und es schmerzte, es schmerzte so sehr, sodass ich mehrmals weinte. Nächtelang.
Tony war der Anfang von etwas, was ich Jahre später erst realisierte. Ein Start in ein neues Leben. Zumindest ein neuer Lebensabschnitt, welcher die "Befreiung " von meiner Mutter implizierte. Ich entwickelte mich in dieser Familie, in dieser Beziehung. Ich kam aus mir heraus, sie unterstützten mich in allen Lagen, auch wenn nicht alles so perfekt war, wie es sein sollte.
Ich würde nicht behaupten, dass er mich emotional unwissend unterdrückte, allerdings konnte ich mich nie so zeigen, wie ich wirklich war.
Und meine Familie, auch, wenn sie mich so akzeptierten, wie ich mich ihnen zeigte, konnten sie nicht das ändern, was in mir schlummerte.
Keiner konnte das.
Immerhin dachte ich das.
Und nur ER konnte es triggern.
Es aus mir herauslocken.
Aber dafür ist noch Zeit, um davon zu berichten.
Fürs erste.

Something between Coincidence and DestinyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt