Kapitel 1

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Es war ein warmer Sommertag, als diese ganze Sache begann.

Meine Eltern hatten mal wieder eine ihrer üblichen 5 Minuten-Unterhaltungen, die sie immer, kurz bevor sie wieder zur Arbeit mussten, führten.

Ich reckte mich langsam auf der Couch nach der Fernbedienung, um den Fernseher auszuschalten und ihr Gespräch zu belauschen.

Manchmal hörte ich sehr intressante Dinge, die die Freundinnen von meiner Mutter wieder getrieben hatten, oder die Arbeitskollegen von meinem Papa immer erzählten.

Doch an diesem Tag war dieses Gespräch von Mum und Dad irgendwie anders. Keine Gerüchte, Versprechungen oder Verabredungen.

Ziemlich langweilig eigentlich, deshalb beschloss ich, langsam nach meinem Smartphone zu greifen und etwas Candy Crush zu spielen.

Da sich mein Spiel aber wie immer aufhängte, beobachtete ich meine Eltern in dem ausgeschaltenen Bildschirm meines iPhone's, wie sie sich kurz zu nickten und schnurrstracks auf mich zu kamen.

Ehe ich mich versah, standen sie schon am anderen Ende des Sofas und betrachteten mich etwas vorwurfsvoll von oben nach unten. Meine Eltern waren wirklich die größten Snobs die es gab. Nur weil wir "etwas" mehr Geld hatten, durfte ich nicht eine Sekunde lang unladyhaft sitzen, liegen, schauen oder reden.

Seufzend legte ich mein Handy beiseite und stützte mich an meinen Oberarmen auf. "Was ist denn los?", fragte ich neugierig während ich mich aufsetzte und die Beine übereinander schlug. Dann fing meine Mutter schließlich etwas zögerhaft an zu reden:"Wir.. dein Vater und ich also.. wir haben einen neuen Gärtner angestellt." Mir blieb der Mund offen stehen. "Was ist mit Diego? Habt ihr ihm etwa gekündigt?" Meine Eltern warfen sich kurz einen verdächtigen Blick zu. "Nein Liebling, er hat sich zur Ruhe gesetzt. Er.. ist in Rente gegangen.", wiedersprach mein Vater mir nach einer kurzen Stille.

Irgendwie glaubte ich ihm nicht. Diego machte super Arbeit, doch mir konnte das eigentlich ziemlich egal sein. "Aha, und wer ist jetzt der neue Gärtner?", erwiderte ich und fuhr mir durch mein langes dunkelblondes Haar. "Er kommt aus Tschechien und heißt David. Er ist ungefähr in deinem Alter, vielleicht etwas älter. Seine Familie leidet unter armen Zuständen, und musste den Jungen wegschicken um noch Geld dazu zu verdienen. Der Junge hat uns so leid getan, dass wir ihn eingestellt und ihm den Flug nach Deutschland bezahlt haben. Er wird in einigen Stunden ankommen." Ich schnappte nach Luft:" Und wo wird er bitte schlafen?"

Mein Vater schmunzelte. "In unserem Gartenhaus natürlich! Wo denn sonst?" "Aber da wohnt doch Di-", ich unterbrach mich im Satz als ich wieder einen klaren Kopf bekam. "Okay Liebling, wir werden jetzt zur Arbeit fahren. Wenn er ankommt, zeig ihm bitte wo er schlafen kann. Bis heute Abend Schätzchen, wir haben dich lieb!", rief mir meine Mutter  winkend zu, während sie und mein Vater hinter der grauen Eingangstür, die an solch heißen Tagen offen stand, verschwand. "Bis heute Abend.", rief ich noch nach, bezweifelte jedoch stark, dass sie es noch hörten.

Make me fly - take me highWo Geschichten leben. Entdecke jetzt